Am 31.03. werden wir nicht nur ins Wasser gesetzt, sondern auch in pottendicken Nebel. Es ist lausig kalt und wir montieren und verkabeln in den nächsten Tagen die Solarpanel mit klammen Fingern. Weit und breit ist keine Sonne zu sehen. Alles grau in grau mit einer leicht ins grießgrämiggrau spielenden Wolkendecke. Nichts was uns wenigstens etwas wärmen könnte und nichts aus dem wir wenigsten etwas Solarstrom herauspressen könnten. Wenigstens ein Anstandsamperestündchen hätte es ja sein können. Nur um den guten norddeutschen Energiewendewillen zu beweisen. Aber nichts! Und dieses NICHTS ist ziemlich wenig und unendlich frustrierend, besonders wenn man sich den ganzen Winter die großartigsten Energieströme ausgemalt hat.
Ich prüfe alles noch einmal, aber alles ist so, wie es sein soll. Nur diese blöde Sonne spielt eben nicht mit. Keine Sonne, kein Solarstrom, also keine Energiewende. Etwas missmutig schalte ich die Batterieladung wieder auf Landstrom. Es hätte so schön sein können. Mit dem Landstrom das Wasser für den Grog heiß machen, die Füße vor den Lüfter halten und beobachten wie eine Amperestunde nach der anderen wie von selbst aus den Solarzellen in die Batterien purzelt.
Aber dann – JA! Ein Sonnenstrahl! Zwei dicke wintermüde Wolken haben da wohl nicht richtig aufgepasst und einige Sonnenstrahlen können entkommen. Unsere ersten 1,5 Ampere Solarstrom fließen hemmungslos in die Batterien. Wahnsinn, so soll es sein. Nur etwas mehr könnte es schon noch werden, aber der Sommer steht ja vor der Tür und alles kann nur besser werden.
Obwohl der Sommer ja nun vor der Tür steht, wird es am nächsten Tag nicht besser. Es beginnt zu regnen. Eigentlich kein Problem, denn draußen ist alles soweit fertig, sodass wir uns nach drinnen verkriechen könnten. Allerdings bleibt der Regen auch nicht draußen und kriecht zu uns mit rein. Als erstes findet Astrid eine kleine Pfütze in der Navigation, also genau dort, wo man Pfützen eigentlich gar nicht so gerne mag. Als nächstes läuft ein kleines Rinnsal hinter der Gardine entlang und dann tropft mir ein dicker Tropfen am Niedergang auf den Kopf.
Was in drei Teufelsnamen ist hier los? In unserem Decksalon geht’s zu, wie in einer Mischung aus tropischen Regenwald und Duschkabine Raindrop-Duschkopf.
Wir überlegen hin und her und sind ratlos. Woher kommt das ganze Wasser? Es tropft aus vier verschiedenen Stellen und das nicht zu knapp.
Also beginnen wir den Himmel im Salon zu demontieren. Die ersten beiden Dröppelstellen sind schnell gefunden. Die Verschraubungen der Handläufe auf dem Decksalon sind nicht mehr dicht. Aber wo kommt der Rest her? Wir arbeiten uns weiter vor. Es muss noch mehr undichte Stellen geben, es sei denn, dass Regenwasser hat für sich eine Möglichkeit gefunden nach oben zu plätschern.
Es sieht inzwischen wieder aus, wie nach einem Bombeneinschlag. Gerade hatten wir alles so schön aufgeräumt und bis vor einer Stunde war alles noch so schön fertig. Und nun? Alles wieder ein einziges Chaos. Die gesamte Deckenverkleidung hängt lustlos an Kabeln herunter, fast das gesamte Werkzeug liegt ist total griffbereit gleichmäßig verteilt überall herum und alles ist einfach nur sch….!
Nach zwei Stunden der Suche bleibt nur noch das Schiebeluk vom Niedergang. Aber wie zum Teufel kommt das Regenwasser dort hin? Die Luke ist vollständig unter der Sprayhood! Also demontieren wir nach und nach die Verkleidung des Schiebeluks und der Regen geht uns bei der Suche mit stetigen Nachschub großzügig zur Hand. Die Zarge der Luke ist verschraubt und verklebt und weigert sich hartnäckig den Weg der Erkenntnis freizugeben. Nachdem die erste Zargenseite unter meinen zarten Demontagehänden zersplittert ist, sind drei Dinge klar.
1.) Ich werde einiges Teak brauchen, um eine neue Zarge zu bauen.
2.) In Hannover werde ich viel Zeit in der Garage verbringen, um die neue Zarge zu sägen und zu fräsen.
Und 3.) ist nun auch klar, welchen Weg sich das Regenwasser gesucht hat.
Nachdem die Leckagen gefunden sind, sind die restlichen Arbeiten alles andere als ein Klacks. Es ist eine fürchterliche Fummelei die Handläufe und das Schiebeluk abzuschrauben, neu einzudichten und vor allem wieder anzuschrauben. Dazu brauchen wir zusammen zwei volle weitere Wochenenden. Zusätzlich muss ich in der Garage in Hannover die Lukenzarge komplett neu aus rohem Teakholz “erschaffen”.
Warum das alles genau in diesem Frühjahr so passieren muss, wissen wir nicht. Letztes Jahr war noch alles dicht. Als wir die Handläufe und auch die Schiebelukschienen abnehmen, finden wir dort fast keine Dichtungsmasse mehr. Es ist uns er Rätsel, wo die geblieben sein könnte. Das Dichtungsmasse alt wird und dann nicht mehr so recht dichten mag, dass kennen wir. Aber das sie einfach komplett weg ist, einfach verdunstet, das finden wir schon ziemlich merkwürdig.
immer noch in Heiligenhafen / Ortmühle
54° 22′ 20,4″ N, 11° 00′ 15,7″ E