Bucht vor Høruphav -> Søby Start: 10:45 Ende: 15:15 Distanz: 25,6 sm
Bevor wir am Heck duschen können, müssen erst einmal Myriaden von Mücken verscheucht und weggespült werden. Das ist der Nachteil stiller Ankerbuchten, hier steht die Wiege der Plagegeister. Allerdings scheinen die ganz jungen Mücken noch nicht den Jagdinstinkt der alten, erfahrenen Blutsauger zu haben. Etwas planlos schwirren sie zu abertausenden umher und fallen ahnungslos Astrids gezielten Salzwasserschwallduschen und Handtuchpropellerschlägen reihenweise zum Opfer und finden ihr kaltes Grab in der Ostsee. Triumphierend, mit dem entschlossenen Blick einer unbesiegbaren Feldherrin, geht Astrid nach geschlagener Schlacht mit erhobenem Haupt ihr Duschi aus dem Bad holen. Das Badeentchen hatte nur knappe 16 Grad zu bieten, deswegen greifen wir auf das warme Duschwasser aus unserem Boiler zurück.
Schnell sind wir fertig, um dann eigentlich Johanna und Luiz in Empfang zu nehmen. Doch dann kommt eine SMS, dass die beiden doch erst recht verspätet hier ankommen werden. So lange können wir nicht warten, denn ein langer Hinweg bedeutet auch immer einen langen Rückweg. Wir müssen spätestens mittags aufbrechen und können nicht den Samstag warten ohne etwas von unserem Rückweg geschafft zu haben. Schade!
Dieses Jahr sind Celines Tage als einfacher Mitfahrer gezählt. Astrid und ich haben beschlossen, dass sie groß genug ist, um auch mal die PINCOYA richtig zu führen und nicht nur beim Anlegen zu helfen oder mal auf offener See zu steuern. Was bietet sich da mehr an, als ein flottes Anker-auf-Manöver? Lin startet den Motor und unterstützt prima das Aufholen den Ankers. Irgendwie schwächelt unsere Ankerwinsch, es fühlt sich anders an als sonst. Wahrscheinlich gibt sie bald ihren Geist auf. Mausetot sieht sie eigentlich schon länger aus, ihr endgültiges Ableben würde uns also nicht wirklich wundern.
Lin fährt unter Motor bis vor den Hafen von Høruphav. Dort setzen wir die Segel. Es bleibt ihr nicht viel Zeit für all die Zweifel und Bedenken. Es weht mit fast 20 kn und flott geht es auf die Kreuz. Immer mehr Schiffe nutzen das tolle Wetter und den Wind. Schnell erklären wir noch einmal die Vorfahrtsregeln und ab geht es durch die Mitte. Astrid und ich bedienen die Schoten und Lin steuert beherzt durch die Mitsegler. Den ein oder anderen Motorfahrer pfeifen und tröten wir aus dem Weg. Jetzt wird gesegelt und gekreuzt und die Gedanken, ob man das denn überhaupt kann, werden von dem Wind ebenso schell weggeblasen, wie die dahinschießenden Möwen.
Der Wind nimmt noch etwas zu. Ein wunderbarer Segeltag mit Sonne satt und Wind aus der richtigen Richtung. Schon am frühen Nachmittag machen wir in Søby fest. Unsere Haut brennt von der Sonne, dem Wind und dem Salzwasser. Endlich Sommer!
Søby hat einen netten Yachthafen, einen Fährhafen und eine recht große Werft, die auch noch ordentlich in Betrieb scheint. Der Ort ist eher verschlafen. Astrid und ich finden auf unserem Ortserkundungsspaziergang weder das Citycenter noch einen Geldautomaten. Den Ortskern bildet die alte Kirche in genügsamer Zweisamkeit mit einem ländlichen Dagli/Brugsen. Es ist schon komisch, wir wohnen ja in Hannover nun auch nicht wirklich in einer Weltstadt, aber hier scheint die Weltpolitik und alles, was sich dafür hält, ausgesperrt zu sein. Wie schön und wie beruhigend, dass das so ist und es Orte gibt, wo all das unwichtig ist, was man viel zu oft für das Wichtigste überhaupt hält.