In Hesnæs findet uns die Urlaubsentspannung wieder. Wir trödeln in den Morgen hinein. Das paßt sehr gut zu Hesnæs. Hesnæs ist ein kleiner Fischerhafen mit Lystbådehavn, der aber nur wenig besucht wird, obwohl er eigentlich an der Hauptroute der Segeltouristen in Richtung Norden liegt. Warum fast alle hier vorbeifahren, wissen wir nicht, vielleicht weil alles sehr einfach ist und nicht in die Kategorie “echte Marina” zu passen scheint. Erst mittags brechen wir dann auf.
Der Wind ist schwach und der Grønsund empfängt uns mit einer unglaublichen Stille. In der Abdeckung kräuselt der Wind das Wasser nur ganz zart und wir gleiten ohne ein Plätschern dahin.
Bis kurz vor die erste Brücke können wir aufkreuzen, das braucht so seine Zeit. Dann steht der Wind direkt auf der Nase, wir wollen aber noch bis Femø. Also muss Mortimer ran. Über eine Saison haben wir im Normalfall so wenige Motorstunden, dass es dem Motor auch mal gut tut, wenn er einfach mal einige Stunden vor sich hin laufen kann. So tuckern wir unter Autopilot weiter vor uns hin. Das Wetter wird auch zunehmend schlechter, von Sonne keine Spur mehr, deshalb verziehen wir uns nach innen und genießen die Vorteile unseres Decksalons. Die Dieselheizung brummt leise und macht es uns schön warm.
In Femø angekommen, finden wir einen fast leeren Hafen vor, nur 4 weitere Gastlieger liegen mit uns im Yachthafen. In Femø gab es früher mehr Fischerei. Davon ist heute nicht mehr viel übrig geblieben. Gewerblich ist hier wohl keiner mehr hinter Fischen her. Vor ca. 6 Jahren war ich das letzte Mal hier. Alles war recht runtergekommen. Bis heute hat sich einiges getan. Es ist ein kleiner Yachthafen entstanden, der einen ähnlichen Charme wie Hesnæs hat. Gut das wir hier mal wieder Halt gemacht haben.
Schon in der Nacht fängt es an zu wehen. Die Fender knatschen und die Leinen recken sich. In der Takelage wird der Wind immer lauter. Ostwind mit ordentlichen Böen. Die richtige Richtung nach Spodsbjerg. Bis wir dann endlich fertig sind, zerren 6er Böen an der PINCOYA herum. Der Hafen ist schon ziemlich eng und ein lockeres Starkwindmanöver unter Maschine scheint uns zu gewagt. So ziehen wir uns mit Leinen in eine gute Startposition, so wie man das früher in den Zeiten ohne Bugstrahlruder gemacht hat. Das dauert zwar etwas, aber so können wir den Hafen ganz smooth und unaufgeregt verlassen. Wir grinsen uns an und denken beide: gut gemacht.
Nur mit gerefften Groß geht es dann los. Fast 7 kn Fahrt macht die Dame durchs Wasser. Die Genua bleibt eingerollt. Mal vor dem Wind und mal mit Halbwind geht es um Vejrø herum und dann nach Südwest in den Store Belt. Dort erwartet uns ein ordentlich Nord setzender Strom. Segel und Kurs bleiben unverändert südsüdost. Wir scheinen direkt an Spodsbjerg vorbeizusegeln, aber je weiter wir in den Großen Belt hineinkommen, desto stärker erwischt uns der Strom und lenkt uns mit einer großen schönen Hundekurve direkt vor die Einfahrt von Spodsbjerg. Gott sei Dank, dass unterwegs noch Böen mit 25 kn an uns herumzerren, ohne diesen Wind wäre es schwer geworden gegen den Strom anzukommen. Gutmütig stampf sich die PINCOYA durch die Wind- und Stromwellensee. Wir brauchen wie jedes Mal etwas, um die Hafeneinfahrt neben dem Fähranleger auszumachen. Aber dann haben wir sie im Fermglas und sind kurz danach im Yachthafen von Spodsbjerg und suchen uns eine von den 100 freien Boxen aus.
Wie schon die Tage davor machen wir auch hier die Erfahrung, dass außerhalb der Ferienzeiten oder der Brückentagswochenenden keine Familien- oder Chartercrews unterwegs sind. Damit haben wir dann stets die große Auswahl bei den Hafenplätzen und treffen deshalb auch unterwegs kaum Segelschiffe.
Morgen machen wir einen Hafenerholungstag. Die Entscheidung ist wohl auch gut so. Im Westen ziehen schon dicke Regenwolken auf. Da ist es gemütlicher unter Deck mit heißem Tee und einem Buch dem Regen zuzuhören.