Heiligehafen / Ortmühle -> … noch unterwegs…. Start: 8:00 Ende: ./. Distanz: bisher 52,5 sm
Gleich nach dem Morgenespresso brechen wir auf. 4 Tage Kurzurlaub liegen vor uns. Astrid und ich fahren allein und wollen 4 Tage durchsegeln. Möglichst kein Hafen und keine Ankerbucht. Gestern haben wir noch alles fertig vorbereitet. Der Wind soll eher schwach sein und bis Sonntag von West über Nord auf Ost drehen. Also erst einmal soviel Ost machen, wie geht. Unter der Fehmarnsundbrücke fahren wir noch mit Motor durch. Erst kurz vor Staberhug finden wir ein laues Nordwestlüftchen. Es geht langsam voran, aber es geht unter Segeln voran.
Das ist eigentlich unsere größte Sorge. Gar kein Wind. Besonders nachts wäre das schon echt blöd. Bei viel Wind können wir reffen, bei keinem Wind können wir nichts machen außer den Motor anwerfen. Aber genau das wollen wir nicht.
Es ist nun 11:30. Astrid schläft den restlichen Schlaf der letzten, kurzen Nacht. Die PINCOYA fährt je nach Wind zwischen 3 und 5 kn. Zur Zeit sind es 3 kn. Ich habe Wache. Es ist unbeschreiblich ruhig und friedlich. Was für ein Gegensatz zum Stadt- und Arbeitsleben. Gott sei Dank sind 2/3 der Erdoberfläche Meere und Ozeane. Genügend Platz, um die Seele baumeln zu lassen. Mit den Jahren ist unser Bedarf nach diesen Momenten immer größer geworden. Weniger als Kompensation der so gegesätzlichen Alltagswelt, als vielmehr vielleicht als eine Art Sucht. Hat man diese Weite, diese Ruhe und auch die Direktheit der Meere einmal erlebt, ist es schwer wieder davon wegzukommen. So ein Moment wie jetzt gerade, macht einfach nur glücklich und läßt die Gedanken frei.
Genau im Kiel-Ostsee-Fahrwasser schläft der Westwind ein. Ungewöhnlich lange beobachtet Astrids die erstaunlich vielen Frachter um uns herum. Dann ist es zuviel und Mortimer muss uns aus der Gefahrenzone bringen. Das Meer liegt um uns herum wie Blei. Kein Lüftchen regt sich. Gegen 15:00 sehen wir im Osten zwei Segel. Die Segelstellung verrät im Fernglas, dass nun der angekündigte Ostwind kommt. Etwas früh, gerne hätten wir die Südspitze von Falster schon querab gehabt. Nun heißt es kreuzen. Aber wir kommen unter Segeln wieder voran, allerdings ist der Wind aus Ost deutlich kälter, als sein Kumpel aus West.
Die Sonne nimmt den Wind mit. Dafür werden wir durch einen tollen Sonnenuntergang entschädigt. Ganz unspektakulär verdrückt sich die Sonne zunächst neben einer Wolkenbank, um dann vor uns ihren ganzen Aquarellfarbkasten hochzuwerfen und auszuschütten. Da sind wird auch nicht mehr böse, dass sie zusammen mit den Wind hinter dem Horizont verschwindet.
Es ist 22:30 und wir fahren unter Motor etwas in Richtung Küste. Hier draußen könnten wir auch den Anker werfen, aber vielleicht sind wird dann doch irgendeinem im Weg. Lieber etwas an die Küste fahren und dort warten, bis die Sonne den Wind wieder über den Horizont schubst. Mich beruhigt, dass wir ein erprobtes Ankergeschirr haben, dass gibt einem doch schon ein ganzes Stück Freiheit mehr.
Kurz vor 23:00 liegen wir vor Anker (54° 40.082 N 11° 58.028 E). Im Nordnordwesten ist es immer noch orangerot. Ein wunderbares Licht. Morgen geht es weiter, wenn der Wind wieder aufgewacht ist.