…unterwegs… -> Gislövsläge Start: ./. Ende: 17:00 Distanz: 116,1 sm
Es ist kurz nach 5h morgens. Wir sind vor einer guten Stunde vom Ankerplatz aufgebrochen, da der Schwell und die Schiffsbewegungen am Ankerplatz so furchtbar waren, dass weder Martin noch ich wirklich Schlaf finden konnten. Wir sind ca. 30 Min motort, dann haben wir Segel gesetzt und hoffen, dass wir damit einigermaßen vorankommen.
Inzwischen schläft Martin und ich sitze im Cockpit und bin mit mir und der Welt im Reinen: die Sonne wirft in der frühen Stunde ein freundliches warmes Licht ins Cockpit, die Segel stehen gut, und bei fast plattem Wasser segeln wir bei schwachem Wind mit gut 4kn ganz ruhig und stetig dahin. Ich genieße den Moment und sauge die Ruhe, die Luft, das Licht in mich auf. Ein Schnaufen läßt mich einen Blick nach hinten werfen. Ein Tümmler ist aufgetaucht und begleitet uns ein Stück. Ein wundervoller Anblick, wie das elegante Tier seine Bahnen zieht.
Inzwischen ist es Viertel vor Zehn. Der Wind hat Schweden wieder in greifbare Nähe gerückt. Wir “sausen” mit fast 6 kn Ystad entgegen. 50sm sind das noch, mal sehen, ob das klappt. Jetzt hat sich Astrid verkrochen. Ich habe vorhin mal 3 Std am Stück geschlafen. Das war auch bitter nötig. Der Seealltag hat sich noch nicht wirklich eingestellt. Was wollen wir auch verlangen nach erst einem Tag? Man ist ja doch etwas aufgeregt und das verhindert die Ruhe und den Schlaf.
Die Morgenstunden sind trotz Sonne feucht und kühl. Wie schön ist da unser Decksalon. Dort kann man warm und trocken navigieren und nebenbei diesen Blog schreiben. Das ist schon genauso, wie wir es wollten. Ein Raum, der es auch auf See unter Segeln bequem und wohnlich macht und trotzdem eine sicher Schiffsführung ermöglicht. Was für ein Mehrwert!
Um 10:30 liegt Klint Møn querab und als ob Schweden uns locken will, hören wir Sweden Rescue zum ersten Mal. Kurz darauf legt sich der Ostwind schlafen. Im Westen sind Regenwolken zu sehen, da wird wohl der Wind drehen. Kurz vor 12:00 geht es, nach dem wir uns mehrmals wie eine dicke, elefantöse Balletwalküre gedreht haben, mit einem leichten West weiter nach Norden. Schweden rückt wieder in weite Ferne. Mit diesem Schleichgang können wir es heute nicht mehr schaffen. Doch plötzlich und ganz unerwartet meldet sich der Ost stürmisch mit Regen zurück. Wie geht denn so was? Praktisch von null geht’s auf über 20 kn. Wir müssen sogar die Genua halb eindrehen und den Geräteträger sturmfest machen. Wir fliegen geradezu dahin. Nach dem Regen kommt die Sonne und von den 20 kn bleiben 15 bei uns. In 3 Std werden wir nun in Gislövsläge sein. Ystad liegt zu weit im Osten, da möchte uns der Ostwind nun doch nicht so einfach hinlassen.
Es ist 15:30 und wir sind wohl in knapp einer Stunde in Gislövsläge. Inzwischen weht ein wunderbar stetiger Wind mit 4Bft aus Ost. Die Strecke hierher ist geprägt durch etliche Schiffsrouten mit hohem Frachtschiff- und Fähraufkommen. Wir müssen aufmerksam die Schiffe beobachten, allerdings müssen wir nur einmal tatsächlich einem Frachter ausweichen, um ihm keine Beule zu fahren.
Um 17h liegen wir im geschützten Hafen Gislövsläge am Steg und blicken uns stolz an: wir haben die Strecke von 116sm ohne Probleme zurückgelegt. Wind und Wetter waren wechselhaft, haben aber insgesamt doch gut mitgespielt. Und wir haben diesen Schlag ebenfalls gut überstanden und belohnen uns nach einer erfrischenden Dusche mit einem leckeren BBQ im Cockpit.