Draget, im Westen des Ebeltoft Vig -> Kerteminde (vor Anker) Start: 9:05 Ende: 16:15 Distanz: 49,1 sm Gesamtdistanz: 668,2 sm
Es ist, als ob der Wind etwas gutmachen will. Allerdings hätte er es dabei fast etwas übertrieben. 49,1 sm in 7h und 10 Minuten. Das ist ein Schnitt von fast 6,9 kn über die Gesamtstrecke. Und das auch noch in der richtigen Richtung. Das ist der absolute Oberhammer. Ein Segelsechser im Wetterlotto!
Der Wetterdienst hatte für heute “SW 5 westdrehend” angekündigt. Aufgrund der Vorhersagen für die nächsten 3 Tage müssen wir soviel Süd wie irgend möglich machen, sonst kommen wir nicht mehr pünktlich bis HHafen. Wenn das überhaupt geht, denn es gibt Windstärken, da läuft man eben nicht mehr aus. Als ob das alles gestern mit der Vorhersage noch nichts war, haben die Wetterfrösche gleich heute morgen noch einen draufgelegt. In der Nacht zum Dienstag 7-8, Böen 9-10. Und offensichtlich bleibt es auch dabei, denn dies ist die aktuelle Vorhersage:
Kieler_Bucht (54.62N 10.54E) WT: 19 C
Tag Zeit Windrichtung in 10m Hoehe Windgeschw. 10m Boeen 10m Sig. Wellenhoehe Wetter
UTC Windrose Beaufort Beaufort m Textkuerzel
Mo 00 SW 6 7-8 1.5 SH
Mo 12 SW 7-8 9 2.5 SH
Di 00 SW-W 7-8 9-10 2.5
Di 12 W 6 8 1.5 SH
Es sieht so aus, als ob unser Besuch in Spodsbjerg länger dauern wird.
In der Nacht war kurzzeitig Ruhe. Nun pfeift es schon wieder über die Steilküste in das Ebeltoft Vig hinein. Wir liegen hier ganz gut in der Abdeckung, obwohl die südwestliche Windrichtung nicht optimal ist. Auf dem Vig kräuseln sich die Wellen und weiter hinten ist es schon hübsch weiß.
Nachdem wir den Anker aufgeholt haben, geht es an der Halbinsel Helgenaes entlang in Richtung Südost. Der Wind läßt sich gut segeln. Kaum kommen wir aus der Abdeckung der Halbinsel, sind wir auch schon mitten in einem unbeschreiblichen Wellenchaos. Irgendeine Hauptrichtung ist nur wage auszumachen. Alle Wellen laufen kopflos irgendwie herum, da scheint es keinen Chef zu geben, der mal sagt wo’ s langzugehen hat. Aber, oh Wunder, der Wind fällt langsam immer raumer ein. Der Bursche dreht also deutlich auf West. Es bläst hier jetzt mit 20 bis 25 kn, das sind wohlgenährte 6 Beaufort. Der Wind kommt nun schon fast aus 120 Grad und treibt uns mit aller Macht durch das Wellenchaos. Ziemlich unsanft werden wir immer wieder so stark auf Seite geworfen, dass ich erst einmal das Schreiben des letzten Blogs unterbreche und mich an Deck hangele. Wie schön kann denn auch frische Morgenluft sein, die soll man sich auch nicht entgehen lassen. Für Nase und Gleichgewichtsorgan gleichermaßen eine Wohltat und der Magen findet das auch ganz gut.
Obwohl sich uns immer wieder dicke Wellenberge in den Weg stellen und ordentlich über das Deck waschen, fahren wir bis zu 8 kn über Grund. An der Durchfahrt des Flachs nordöstlich von Samsø treffen wir auf einen Dreimaster. Von weitem sehen wir schon, dass der gerade Segel setzt. Bis die ganzen Plünnen oben sind, dauert das schon so seine Zeit. Nach 20 Minuten ist er dann fertig und wahrscheinlich auch die Mannschaft. Passend für ein Photo-Shooting sind wir da.
Hinter dem Flach gehen wir etwas höher an den Wind und kommen in die Abdeckung von Samsø. Die Wellen nehmen ab, aber der Wind bleibt. Mit einer traumhaften Rauschefahrt ballern wir mit gut 8 kn nach Süd an der Ostseite Samsøs entlang. Der Wind pendelt sich bei dicken 6 Beaufort ein und unser Speedmaximum liegt bei 8,9 kn. Die 9,0 sehen wir leider nicht, so sehr wir uns auch bemühen.
Kaum sind wir aus der Abdeckung von Samsø heraus, steht auch schon wieder eine ordentliche Welle. Hier herrscht aber Ordnung! Erstaunlich hoch, aber ordentlich in Reih und Glied marschieren die Burschen aus Westen an. So sind auch hohe Wellen gut zu segeln. Das macht richtig Spass.
Genauso schnell kommen wir wieder in die Abdeckung von Fünen. Wieder Rauschefahrt. Nur noch 10 Meilen. Schon 40 Meilen liegen in unsren Kielwasser. Unglaublich. Wieder schaffen wir die 8,9 und die 9,0 will ums Verrecken nicht kommen, obwohl wir nun Böen von 33 Beaufort haben.
Fast viel zu schnell geht dieser heiße Ritt zu Ende und in der Bucht vor Kerteminde fällt der Anker. Rund eineinhalb Stunden zerrt der Wind noch kräftig in der Takelage an uns rum und legt sich dann offensichtlich entkräftet zur Ruhe. Wenn wir morgen noch so einen Ritt bekommen, dann ist der Drops Spodsbjerg gelutscht.