Ganz unbemerkt haben wir gestern unsere 1015ste Saison-Seemeile zurückgelegt. Das ist ein neuer Rekord. Zum dritten Mal haben wir es nun schon geschafft, runde 1000 sm in einer Saison zu segeln. Und dieses Jahr kommen ja noch die Strecke zurück bis HHafen und einige Wochenendtörns dazu. Das wird in den nächsten Jahren schwer zu toppen sein, denn wir haben ja weiterhin nur unseren Jahresurlaub und einige lange Wochenenden. Da sind runde 1000 sm schon ein echter Brocken.
Alles in allem war diese Saison jetzt schon ein echtes Highlight. Über Pfingsten non stop Schweden und zurück und nun der Kiel Kanal, die Nordsee, das Wattenmeer und Sturmankern im Limfjord. Wenn ich in Büchern und Berichten gelesen habe, dass manch ein Segler es vorzieht, bei Sturm einen Hafen zu verlassen, dann habe ich mir immer gesagt, dass würdest du nie machen. Doch seit letzter Saison bröckelt meine Überzeugung. Sicherlich kommt das immer auf die konkreten Umstände und auch ganz besonders auf die möglichen Alternativen an. Wir haben nun schon einige Male bei schlechtem Wetter bewußt einen Ankerplatz dem Hafen vorgezogen. Jedes Mal haben wir uns ausgesprochen sicher und wohl gefühlt. Es war sogar irgendwie gemütlich. Wie an einem Winterabend, wenn es draußen stürmt und schneit. Natürlich kommt es sehr auf den Ankerplatz an. Aber schon eine kleine Erhebung oder ein kleines Wäldchen können den großen Unterschied ausmachen und bieten erstaunlich viel Schutz, sodass man sich dort auch ganz prima vor stärkerem Wind verstecken kann.
Hovsør Havn -> Løgstør Start: 11:45 Ende: 16:10 Distanz: 20,5 sm Gesamtdistanz: 494,6 sm
Als wir dann morgens unser sicheres Plätzchen in der Hovsør Havn-Bucht verlassen, beginnt es pünktlich zum Aufholen des zweiten Ankers zu regnen. Wir verkrümeln uns schnell wieder unter Deck und lassen die PINCOYA einfach nur an dem Fortress-Anker hängen. Der meistert auch die Schauerböen ohne Probleme. In Sekunden trieft und tropft alles und wir können das Ufer nur noch erahnen. Es ist unglaublich, mit welchen Wassermassen diese Wolken über uns herfallen. Gut, dass nach so einem Schauer auch meistens die Sonne schnell wieder rauskommt, es gibt immer einiges zu trocknen. Nachdem der Regen und die Schauerböen durch sind, holen wir den Fortress-Anker ein und packen alles zusammen. Lin steuert langsam aus der Bucht, der Wind hat sich auf gute 4 bis 5 Beaufort eingependelt, wenn kein Regen und kein Gewitter durchgeht. Astrid und ich sind so mit aufklaren beschäftigt, dass wir nicht groß herumschauen. Erst als Lin sagt: “Ähhh Papa, ich glaub da kommt nochmal wirklich doller Regen!”, sehen wir die tiefschwarze Regenfront, die sich ziemlich schnell und hinterhältig herangeschlichen hat. Ab und zu zucken ein paar Blitze aus den Wolken und aus dem Grummeln wird langsam ein ordentliches Donnern. Dieses Gewitter erwischt uns voll und ist nur der Auftakt zu einem fünfstündigen Gewittertango.
Zwei Gewittern können wir geschickt ausweichen, sodass uns nur die Böen treffen. Die übrigen 4 Gewitter toben sich über uns ordentlich aus. Nummer 4 erwischt uns so heftig, dass wir unseren Plan, die Insel Livø zu umrunden, um dort Robben zu beobachten, fallen lassen und nach Osten ablaufen.
Als wir dann ablaufen und in Richtung Løgstør auf Vorwindkurs sind, machen die Gewitterböen um die 30 kn auch richtig Spaß. Im vollen Segelornat stehen wir triefnass abwechselnd am Ruder und sausen über die Wellen.
Kurz vor der Hafeneinfahrt Løgstør geht das letzte Gewitter durch und läßt uns dann in Ruhe den Anleger fahren. Von unserem Liegeplatz im Kanal sieht Løgstør schon mal richtig nett aus. Wie bestellt, kommt auch die Sonne raus. Der Kanalhafen ist offensichtlich erst vor ein paar Jahren renoviert worden. Alles ist absolut gut gepflegt und teilweise neu angelegt. Echt toll! An der Hafeneinfahrt entsteht gerade noch eine neue Holzpier mit Treppen und Sitzecken. Es ist richtig schön und gemütlich hier und lädt zum Bleiben ein.
Als wir später durch die Stadt gehen, sehen wir, dass die ganze Stadt an fast jeder Ecke liebevoll renoviert ist und man sich wirklich sehr viel Mühe gibt, die alten Häuser aus dem vorletzten Jahrhundert zu erhalten. Hier scheint das öffentliche und das private Engagement wirklich Hand in Hand zu gehen und am Ende ist ein tolles, schmuckes Städtchen entstanden. Selbst im Industriegebiet, auch hier scheinen die Supermärkte ausgelagert worden zu sein ;-), sonst wäre wir gar nicht bis in diese Ecke von Løgstør gekommen, liegt nicht über all dieser Industrieschrott und Müll herum wie in Thisted.
Wir sind absolut begeistert von Løgstør und werden sicher hier noch einmal festmachen, wenn es uns wieder einmal hier herführt. Zu spät bemerken wir, dass wir für die Versorgung auch an einem neuen Yachtanleger kurz vor dem Industriehafen hätten festmachen können, von dort aus beträgt der Weg zu Super Brugsen, Netto und Aldi nur noch wenige 100 m.