Heiligenhafen / Ortmühle -> Bagenkop (Anker) -> Heiligenhafen / Ortmühle Start: Sa. 9:30 Ende: So. 16:40 Distanz: 56,5 sm
Als wir am Hafen in Ortmühle ankommen, ist es noch hell. Gerade hatten wir uns noch gefragt, ob sie wohl schon da sind, da sehen wir auch schon die blaue Najad längsseits am Kransteg liegen. Kerstin und Olaf grinsen von einem Ohr bis zum anderen. Stolz und etwas erleichtert, dass IHRE Raija nun endlich aus Bremerhaven hierher gekommen ist, stehen die beiden nun vor ihrem neuen Schiff. Wir hatten uns im Sommer genau hier im Hafen kennengelernt und die beiden hatten uns von ihren Plänen erzählt. Via Mail waren wir in Kontakt geblieben und so waren wir auch immer auf dem Laufenden. Und schon in unserem Urlaub kam plötzlich die erlösende Wir-haben-sie-gefunden-Mail mit Bildern und der ganzen Freude, die man hat, wenn man ein Schiff gesucht und sein Schiff gefunden hat. Astrid und ich erinnern uns noch sehr gut an das Jahr unserer Suche. Es war eines der wunderbarsten und aufregendsten Jahre. Und nun stehen die neuen Eigner vor uns und ihr Traum schwimmt neben uns.
Schnell machen wir unsere PINCOYA noch für morgen auslauffertig, dann besichtigen wir die Raija und sitzen mit Kerstin und Olaf noch lange bei Rotwein und vielen großen und kleinen Geschichten zusammen. An solchen Tagen überschlagen sich die Pläne und Ideen und man schwimmt in ihnen, bis einem schwindelig wird. Nicht alles davon läßt sich realisieren, aber einiges wird Wirklichkeit. Und das ist das Einzige was zählt, egal wie groß oder klein die Ideen sind, die in der Wirklichkeit angekommen und egal wieviele Geschwistern dieser Ideen noch halbgar im Kopf herumkreisen. Es zählt der Traum und der Wunsch, den man verwirklicht hat. Und der macht viel mehr Spass, als irgendwas.
Erst nach Mitternacht klettern wir über den Bugkorb der PINCOYA und fallen in die Koje.
Am Samstag ist das Wetter nicht gerade freundlich und schon gar nicht irgendwie sommerlich. Nachdem wir den Regenradar gecheckt haben, stehen wir vor der Entscheidung, entweder gleich ab Samstagmittag nass zu werden oder erst am Sonntag. Wir entscheiden uns für Sonntag und nehmen Kurs Langeland. Eigentlich wären wir gerne mal nach Rerik ins Salzhaff gefahren, aber dort im Osten lauert schon der Dauerregen und zieht uns entgegen.
Also Kurs Nordwest, weg vom Regen. Bis zum Fehmarn Belt briest es ordentlich auf und wir bleiben trocken, bis der Anker vor Bagenkop fällt. Noch am Donnerstag hatten sie im YachtTV von familienfreundlichen 12 – 14 kn Wind gesprochen, das muss aber eine andere Ostsee gewesen sein. Der Wind kommt aus Nord und hat wenig Neigung weiter auf Ost zu drehen. So ist unser Ankerplätzchen nicht optimal, aber gut genug für einen herbstlichen One-Night-Stand.
Da ja beim Ankern der Bug immer schön in den Wind zeigt, machen uns einige erste Tröpfchen nichts aus. Im Cockpit sitzen wir einigermaßen trocken und können auch noch grillen. Bis zum späten Abend sind wir hier vor Anker ganz allein. Ein ums andere Schiff fährt in den Hafen von Bagenkop. Es sind doch noch erstaunlich viele an diesem Herbstsamstag unterwegs. Erst spät am Abend gesellt sich ein großes Katamaran-Motorboot zu uns. Die hätten eh keine Chance mehr auf ein Hafenplätzen gehabt, das wussten die wohl und haben lieber gleich den Anker geworfen.
nördlich von Bagenkop vor Anker
Mit der Nacht kommt der Regen. Erst dröppelt’s, dann pladdert’s. Wenn man so in der warmen Koje liegt, ist das richtig gemütlich. Vielleicht verdrückt sich der Regen ja bis morgen wieder, wenn nicht, dann wird die Rückfahrt ordentlich feucht werden.
Natürlich verdrückt sich der Regen nicht, aber es gibt trockene Abschnitte. Trotzdem ist es kalt und nass, und ich krame meine Snowboard-Hose heraus. Da ich Ölzeug nicht mag, es ist mir zu dick, zu schwer, zu eng und zu unbequem, habe ich mir eine federleichte Snowboard-Hose mit Goretex-Membran gekauft. Die ist einfach genial zum Segeln. Wieso wird eigentlich nicht so ein Ölzeug produziert? Ich verstehe das nicht! Ist aber eigentlich auch egal, solang man ordentliche Klamotten anderer Sportarten bekommen kann, die außerdem noch preiswerter sind, soll ruhig weiter schweres und teures Ölzeug produziert werden. Und übrigens: falls andere Segler hier lesen, das Ende der Skisaison fällt mit dem Beginn der Segelsaison zusammen, das macht die Segelzeug-Blasphemie noch etwas preiswerter. 😉
In der Nacht hatte der Wind ja schon einige Male grimmig nach uns gegriffen. Zum Frühstück ruht er sich dann etwas aus, um noch einmal tief Luft zu holen. Bis an die Südspitze von Langeland fahren wir ungerefft, dann geht es zack zack und Groß und Genua sind gerefft. Nach dieser Segelsaison sind wir darin nun schon so geübt, dass wir Bestzeit beim Reffen aufstellen. Mit den Reffs fahren wir sicher, gut und schnell. Na ja, ehrlich gesagt fahren nicht wir, sondern der Autopilot. Schließlich regnet es immer mal wieder. Von drinnen oder versteckt hinter der Sprayhood beobachten wir zwei tapfere Mitsegler in Richtung HHafen, deren Rudergänger unermüdlich im Regen und Wind stehen. Ganz kurz kommen wir uns fast etwas weicheirig vor, aber das war wirklich nur ein ganz kleiner Moment. Einige Segler klappen ja auch noch zusätzlich die Sprayhood herunter, damit der Regen noch ungehinderter ins Cockpit prasseln und besser in den Niedergang laufen kann. Warum dies so sein muss, haben wir noch nicht verstanden, aber vielleicht kommen wir ja eines Tages dahinter.
Die restliche Strecke bis HHafen ist ruppig und feucht, aber ohne aufregende Ereignisse. Eben einfach Ostseesegeln im Herbst. Und erholsam ist das trotzdem, auch wenn sich das hier manchmal nicht so anhört.