Unser neues Winterlager in Burgstaaken hat ein organisatorisches Problem. Wenn wir Samstag in Ortmühle ankommen, sind beide, die PINCOYA und Henry, in Ortmühle und beide müssen bis Montag nach Burgstaaken, sonst kann die eine nicht gekrant werden und der andere kann uns nicht wieder nach Hannover bringen. Eigentlich ein lösbares Problem, wenn wir beide nicht sooo gerne noch das letzte Mal dieses Jahr mit der PINCOYA fahren würden. So wartet jeder von uns klammheimlich auf den anderen, dass eben der andere freiwillig Henry über die Brücke fährt und man selbst die PINCOYA unter der Brücke durch nach Burgstaaken steuern kann. Erst Donnerstagnacht fällt mir die Lösung ein und die steht in unserem Keller. So klemmen wir am Samstag früh den Fahrradträger auf die Anhängerkupplung und schnallen mein Fahrrad darauf fest.
Das Wetter hält, was der Wetterbericht versprochen hat. So setze ich am Samstagmittag Astrid nur kurz im Werfthafen von Ortmühle ab und fahre gleich mit Henry weiter nach Burgstaaken.
Die Sonne scheint und es weht mit 4 Beaufort aus Südwest. Ein Nordost wäre mir natürlich schon lieber gewesen, denn dann könnte ich elfengleich mit dem Fahrrad über den “Kleiderbügel” fliegen und wäre in rekordverdächtiger Zeit wieder in Ortmühle. Nun ist aber Südwest und das heißt Wind gegen an und das heißt strampeln bis die Wade schwillt.
Im Hafen von Burgstaaken herrscht Hochbetrieb. Weilandt krant an 3 Kränen. Ich drehe mit dem Fahrrad noch eine kleine Hafenrunde und schaue mir alles an. Morgen wird weniger los sein und wenn wir Montag unterm Kran liegen, dann ist sicher gar nichts mehr los und alle Wochenendkraner sind schon wieder zuhause bei der Arbeit. Gut so!
Kurz darauf verlasse ich Burgstaaken und fahre in “grober Richtung Brücke”. Aber irgendwie treffe ich nicht den richtigen Weg und stehe schon bald auf dem Deich des Burger Binnensees. Vor vielen Jahren, als mich der Surf-Bazillus noch fest im Griff hatte, war der Burger Binnensee unser Heimatrevier auf der Ostseeseite. Auf der Nordseeseite war es der Rinkøbing Fjord. Damals nutzten wir jede Möglichkeit dem Steinhudermeer bei Hannover zu entkommen, um echte, unverfälschte Surfer-Seeluft zu schnuppern. So fahre mit meinen Erinnerungen gerne einen großen Bogen über den Deich. Dazu scheint die Sonne und der Wind ist gar nicht so unangenehm, wie befürchtet. Es ist wirklich schön hier und in der Nachsaison verirren sich auch nur wenige Touristen hierher, so kann man auf Fehmarn auch durchaus noch einsame und ruhige Eckchen wiederfinden.
Auf ganz Fehmarn kann man die Brücke eigentlich nicht wirklich aus den Augen verlieren. Trotzdem eiere ich mir ganz schön einen zurecht, um den Kleiderbügel zu erreichen. Nach einiger Zeit biegen alle Radwege immer wieder von der rechten Brückenrichtung ab und schlängeln sich auf eigenen Wegen durch die Felder. So brauche ich etwas, bis ich auf der Brücke stehe.
Unter mir schimmert der Fehmarnsund. Eine ungewöhnliche Perspektive! Jede Saison schauen wir unzählige Male von unten hoch zur Brücke, nun sehe ich den letzten Seglern der Saison von oben zu. Es sind nur noch zwei Segler unterwegs. Ansonsten leeres Wasser und der Horizont verschwimmt ganz weit hinten irgendwo im Dunst. Morgen werden auch wir das letzte Mal für dieses Jahr “auf See” sein.
Nach 24 km stehe ich dann wieder im Hafen von Ortmühle. Mit dem Auto waren es auf dem Hinweg nur 17 km. 😉 Ganz so gradlinig kann mein Rückweg nicht gewesen sein. Ich ärgere mit etwas, dass ich die “böse Elfe” nicht mitgenommen habe. Die “böse Elfe” ist natürlich nicht Astrid, sondern unser GPS-Tracker, the Bad Elf. Der hätte all meine Irrwege schön aufgezeichnet.
Im nächsten Jahr müssen auf jeden Fall beide mitkommen, Astrid und die böse Elfe. So eine tolle Herbsttour mit dem Fahrrad macht zu zweit noch mehr Spass. Dann schauen wir vielleicht auch einfach mal in Orth auf einen Kaffee und ein Stück Kuchen vorbei.
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54° 22′ 20,4″ N, 11° 00′ 15,7″ E