Als sich heute Mittag unser Anker in den Hafenmodder senkte und kurz darauf ziemlich modderig wieder zum Vorschein kam, schloss sich endlich auch die letzte Großbaustelle dieser Wintersaison. Endlich kann nun auch unsere Ankerwinde das tun, was Ankerwinden am liebsten tun. Der Weg zu diesem ersten Ab und Auf war wirklich lang, und wir haben inzwischen wahrscheinlich mehr über Ankerwinden gebloggt als über das Wetter. Natürlich waren die letzten Anschlussarbeiten auch wieder mit einigen Überraschungen garniert, wieso sollte das auch auf den letzten Metern anders sein als auf dem ganzen übrigen Ankerwindeneinbaumarathon der letzten 5 Monate. Aber egal, nun funktioniert alles und auch die Schaltkreise zu den Schaltern sind jetzt neu und alle Gammelkabel sind im Müllcontainer entsorgt.
Den ganzen Freitag hatten wir strahlenden Sonnenschein, da ist es nicht so schlimm, in der Sonne auch noch die ganze Verschaltung neu zu machen. Und am Ende hat sich all die Arbeit gelohnt, die Maxwell läuft sehr ruhig, fast leise und um einiges schneller und kräftiger, als die alte Lewmar. Jetzt freuen wir uns auf unseren ersten Ankertag.
Diesen Winter hatten wir wirklich viele Großbaustellen und nun ist es auch mal gut. Selbst meine Bastelleidenschaft kennt offensichtlich Grenzen und kann mal eine Pause gebrauchen. So sitzen wir unter Deck und hören dem Regen zu, wie er mal stärker und auch mal etwas zurückhaltender auf das Dach des Decksalons klopft. Unter Deck haben wir es uns wieder gemütlich gemacht. Das große Chaos ist beseitigt und alle offenen Verkleidungen und Blenden sitzen wieder dort, wo sie hingehören. Es ist ja immer wieder erstaunlich, was alles demontiert und abgeschraubt werden muss, nur um ein paar läppische Kabel durch das halbe Schiff zu ziehen.
So langsam werden wir fertig. Nicht nur für diese Bastellsaison, sondern auch generell. Nur noch wenige große Sachen müssen gemacht werden, bis wir es so haben, wie wir es uns vorstellen und brauchen. Neben den großen Dingen haben wir auch immer viele Kleinigkeiten für uns und den Komfort gemacht. Das beginnt mit so banalen Dingen wie Schlingerleisten und Haltegummis in der Pantry, damit auf See nicht immer alles komplett weggeräumt werden muss und einiges auch einfach mal griffbereit stehen bleiben kann, dann geht es über zusätzliche Staufächer hintern den Türen zu Zwischenböden in den Stauräumen der Bugkoje und hört mit den 220V-Steckdosen vom Wandler hinter der Sitzecke und in den Kojen noch lange nicht auf, weil die Notebooks immer gerade dann leer sind, wenn man sie genau dort braucht. Es sind unglaublich viele Kleinigkeiten, mit denen wir uns die PINCOYA nach und nach alltagstauglich für ein Leben an Bord machen. Klar, vieles davon ist für das reine Segeln absolut unwichtig, denn das nackte Segeln geht auch ganz ohne diesen Komfort. Aber das ist für uns eben Lebenskomfort, der vieles schöner, angenehmer und leichter macht und obendrein meist auch nicht viel mehr kostet, als die Idee und etwas eigene Arbeit. Eigentlich sind es genau diese vielen „kleinen Verbesserungen, Reparaturen und Korrekturen“, die sich über die Jahre einfach so ansammeln, die den eigentlichen persönlichen Wert des eigenen Schiffes ausmachen. Und dies sind nicht die 10 großen Veränderungen und Reparaturen, die auch eine Werft für einen machen kann. Seit dem ersten Tag mit der PINCOYA füttern wir eine Excel-Tabelle mit den großen „Das-muss-sein-Fakten“ und den kleinen „Das-wäre-gut-Wünschen“. Inzwischen hat diese Liste über 160 Einträge, von denen heute schon fast 140 einen grünen Haken haben.
So starten wir heute in unsere sechste Segelsaison und haben die fünfte Winterbastelsaison hinter uns. Und in diese sechste Segelsaison geht es mit einer PINCOYA, die wieder etwas mehr fertig ist, als die letzten Jahre.
in Heiligenhafen / Ortmühle
54° 22′ 20,4″ N, 11° 00′ 15,7″ E