Die 5 Arbeitstage zwischen dem letzten Versorgungswochenende und unserem Urlaub fliegen in Höchstgeschwindigkeit dahin. Zwischen Arbeit, Küchenbau für die kleine Sophia-Familie, Lins Papa-Tag, einem Besuch bei Astrids Eltern und einer WG-Lampen-Notmontage bei Astrids Nichte und 2 Besuchen beim Mütterlein im Altersheim bleibt keine Zeit mehr für’s Packen. So schmeißen wir am Freitag früh einige Unterhosen, T-Shirts und Socken in die Reisetasche und stopfen für jeden noch eine Jeans und zwei Sweatshirts oben drauf. Das muss reichen! Und zu mehr haben wir auch keine Lust. Die Luft ist raus, es war wieder einmal einfach etwas zu viel in den letzten Wochen.
Auf dem Rückweg von der Arbeit machen wir schon mal den Navi an, um zu sehen, ob sich heute wieder alle auf der A7 und der A1 treffen. Ja! Alle sind schon da und haben auch schon ganz ohne uns einen unglaublich perfekten Stau zwischen Hannover und Lübeck aufgebaut, der nur ganz wenige Unterbrechungen hat. Da man uns dazu offensichtlich gar nicht braucht, beschließen wir sofort, dass wir nun auch nicht mehr mitmachen wollen, auch wenn wir deswegen vielleicht als Spielverderber gelten werden. Um 17:00 verkriechen wir uns zuhause zu einem verspäteten Mittagsschläfchen im Bett. Als wir dann um 20:00 auf die Autobahn fahren, schwappt der Rest der Stauwelle noch zwischen Hamburg und Lübeck nach Norden. Nach und nach lösen sich alle Staus vor uns auf und wir fahren glatt durch.
Am Samstag früh werden wir vom Regen geweckt und drehen uns einfach noch mal um. Wir müssen noch tanken, Gasflaschen tauschen und uns mit frischem Zeug verproviantieren. Im Westen ist das Ende des Regens schon zu sehen und wir lassen uns Zeit mit dem Frühstück. Der Wind kommt aus Nordwest. Nicht wirklich günstig für unsere Richtung. Als die Sonne so langsam alles trocknet, machen auch wir uns fertig. Die Einkäufe sind schnell gemacht und nach 2 Stunden ist auch alles seeklar.
Um 16:00 brechen wir auf und kreuzen uns aus dem Fehmarn Sund frei. Durch den langen westlichen Kreuzschlag klebt Heiligenhafen wie Kaugummi an uns. Wenn man einen großen Schlag vor hat, dann hat man auch dringende Bedürfnis, gleich mal ordentlich Strecke zu machen. Und dieses gute Gefühl des Vorankommens mag sich eben nicht so recht einstellen, wenn man über Stunden noch den Hafen sehen kann, wo man gerade losgeworfen hat. So prüfe ich ein ums andere Mal den optimalen Wendepunkt, der aber ganz stur einfach dort bleibt, wo er nun mal liegt, wenn man bei diesen Wind in den großen Belt will. Am Ende wenden wir dann doch etwas früh, weil es endlich nach Norden gehen soll. Aber ganz ohne weiteren Keuzschlag schiebt uns dann nach einigen Stunden ein freundlicher „Strom mit“ in den Großen Belt.
Der Wind und das Wetter könnten besser sein, es ist a…kalt und der Wind hat schon mal eine ganz ordentliche Welle für uns zusammengeschoben. Unsere Seebeine sind noch recht kurz, so sitzen wir doch immer wieder länger draußen und warten auf Besserung. Die angekündigten 3 – 4 Windstärken entpuppen sich als ein halbstarker 20kn-Rüpel, der wohl zudem auch noch direkt aus der Arktis kommt. Angesichts dieser Temperaturen wären wir nicht sonderlich überrascht, schon im Kattegat auf einige Migranten-Eisbären zu stoßen, die ihre Heimat wegen der steigenden Temperaturen verlassen mussten und Zuflucht bei uns in der zuverlässig eisigen Ostsee suchen.
Startpunkt Heiligenhafen / Ortmühle
54° 22′ 20,4″ N, 11° 00′ 15,7″ E