Wenn man unsere Blogs liest, ist schnell klar, dass wir eigentlich vor fast keiner Bastelei am Schiff zurückschrecken. Das hat erstens den Grund, dass es uns wirklich sehr viel Spass macht, etwas selbst zu machen, und zweitens den Vorteil, dass das Selbermachen meist viel preiswerter ist als ein Auftrag bei der Werft. Ein gewisses handwerkliches Geschick ist dabei von Vorteil, aber dieses “praktische Händchen” wird einem leider nicht so einfach mit in die Wiege gelegt oder fällt einem eines Tages beim Spaziergang vor die Füße. Ein handwerkliches Geschick entwickelt sich leider hauptsächlich nur aus schief gesägten Hölzern, furchtbaren Lackiernasen, abgerissenen Schrauben, falsch gebohrten Löchern, wackeligen Konstruktionen, zu kurz abgeschnittenen Kühlwasserschläuchen 😉 und aus ganz vielen grundehrlichen Verfluchungen der eigenen Hornochsigkeit und einer Reihe von erfolglosen Versuchen, sich selbst in den A… zu beißen. Klar schaut man sich andere Lösungen und speziell die Lösungen von Profis an, das hilft aber alles nichts, wenn man es nicht selbst mal versucht.
Wen wundert es da, dass sich unsere Bastelfreude nicht nur auf die PINCOYA beschränkt und unsere Garage natürlich NICHT für Henry, unseren Mini, gemietet wurde, sondern als Werkstatt. Deswegen gab es nach der Ankerwinde, dem Doppeldieselfilter und den Seeventilen dieses Jahr noch ein weiteres Großprojekt der ganz besonderen Art: seit gut sieben Monaten ist Pepe Picoliño unterwegs. Oder wird es doch eine Peppina Picoliña? Egal, in jedem Fall unser zweites Enkelchen nach Sophia. Und weil meine Tochter unsere Bastelfreude kennt und Sophia noch in der Kinderwiege schläft, die ich seinerzeit für meine Kinder gebaut hatte, beantwortete sich die Frage nach einem Kinderbettchen fast wie von selbst. Klar baut Opa ein Kinderbettchen!
Meine Tochter, ganz vertraut mit Großprojekten auf dem Bau, fertigte eine technische Zeichnung und Opa sah zwischen den Winterarbeiten an der PINCOYA, der Arbeit und dem restlichen Leben in der Garage langsam aber sicher die Zeit für den Kinderbettbau durch die staubigen Finger rinnen. Irgendwie passte der Projektplan und Pepe Picoliños Wachstum nicht zu dem erreichten Bastelfortschritt. Und irgendwie dauerte alles immer doppelt so lange wie geplant. Und deswegen wurde bei uns in der letzten Woche der Kinderbettbaunotstand ausgerufen, inklusive Ausgangssperre (außer in die Garage) und Arbeitszwangsverpflichtung von Astrid und Lin. Und deswegen fielen wir erst am Himmelfahrtsabend völlig geschafft in die Kojen der PINCOYA, obwohl wir eigentlich schon am Mittwochmittag in das lange Wochenende fahren wollten.
Aber nun kann Pepe Picoliño gut schlafen, wenn er dann bald zu uns auf die Welt kommt. Noch am Donnerstagvormittag wurden die letzten Ecken gesägt, gefräst und geschliffen. Donnerstagmittag bauten wir das Bettchen zum ersten Mal zusammen, und ….. alles passte! Das war das eigentliche Wunder, damit hatten wir nicht wirklich gerechnet. Und eine Stunde später brummte Henry mit uns und dem Bettchen in Richtung Hamburg zu einer etwas verspäteten, aber noch rechtzeitigen Auslieferung.
An unsere Urlaubsvorbereitungen hatten wir die letzten 14 Tagen keinen Gedanken mehr verschwenden können. Erst am Freitag nach der Arbeit gab es dazu wieder etwas Luft im Kopf. Nach wie vor haben wir den Plan, mehr oder weniger am Stück nach Norwegen durchzusegeln, dort etwas Fjord-Sightseeing zu machen, um dann wieder am Stück zurückzusegeln. Mal sehen, ob das so klappt und der Wind und das Wetter mitspielen. Wenn wir allerdings gerade aus dem Fenster schauen, ist das Wetter mit 12°, Regen und 6er Böen nicht gerade eine Einladung für’s Nachtsegeln. Aber das Wetter hat ja noch eine Woche Zeit, um sich eines Besseren zu besinnen. Mal sehen, ob ihm das gelingt. Wenn nicht, ach, dann machen wir es uns halt irgendwo in Dänemark oder Schweden gemütlich. Astrid hat ohnehin schon eine Liste mit Ankerbuchten, Fjorden und Insidertipps, die sich von der dänischen Südsee bis nach Norwegen dicht an dicht aneinander reihen. Allein für das Absegeln dieser Liste müssten wir sofort in Ruhestand gehen. Es gibt also genug Ausweichpläne und das ist auch gut so, denn wir sind nicht die Segeltypen, die auch bei Scheißwetter ihren Plan auf Gedeih und Verderb durchziehen.
Bis auf die frischen Lebensmittel ist alles eingekauft und auch die PINCOYA ist startklar. Der erste Urlaub kann kommen.
Freitag früh haben wir dann noch etwas wehmütig Kerstin, Olaf und Niki mit ihrer Raija verabschiedet. Die drei hatten etwas Pech und einige große Reparaturen haben sie hier bei uns im Hafen und bei der Werft festgehalten. Das war natürlich blöd für die drei, aber andererseits war das auch schön für unsere Freundschaft. Am Abend kam dann die SMS, dass sie nun endlich ihren eigentlichen Heimathafen in Warnemünde erreicht haben. Die drei sind also nicht ganz so weit weg, wie Ute und Peter, die mal nachschauen wollen, wie das Wetter am Nordkap so ist. So stehen die Chancen gut, dass wir Kerstin und Olaf im Sommer irgendwo in der dänischen Südsee treffen und mal auf ein Glas Wein nebenan vor Anker gehen.
wieder zurück in Heiligenhafen / Ortmühle
54° 22′ 20,4″ N, 11° 00′ 15,7″ E