Helsingør -> Skanör (Anker) Start: 10:30 Ende: 18:20 Distanz: 41,4 sm Gesamtdistanz: 375,4 sm sm
Heute geht’s weiter in Richtung Süden. In unserem Kielwasser wird Schloss Kronborg langsam immer kleiner, dagegen wachsen die Hafenanlagen von Kopenhagen und die dort liegenden Kreuzfahrtschiffe. Es weht immer noch ein kräftiger Westwind mit 7er Böen. Gestern Abend hat uns noch der Helsingøer Segelverein vorgemacht, wie man auch unter diesen Bedingungen seine Mittwochsregatta fährt. Wir hatten von unserem Liegeplatz am Kopf des Steges nahe der Einfahrt einen Logenplatz und haben nur mit Staunen zugesehen, wie und vor allen mit welch betagten Booten man unter Segeln bei stehenden 7 Beaufort mal ebenso flott aus dem Hafen segeln kann. Eine andere Liga, so routiniert wird man nur, wenn man hier am Wasser wohnt und bei jedem Wetter fährt.
Am späten Vormittag lassen wir Kopenhagen rechts liegen und gehen entlang der Windräder in Richtung Dragør. Dragør ist auch ein toller Hafen, der uns vor 2 Jahren sehr gefallen hat, aber wir wollen weiter nach Falsterbo in Schweden. Morgen soll es auf Südost drehen, dann ist das ein guter Startpunkt für den Absprung nach Møn.
Hinter Dragør wird dann das Wetter auch mal ruhiger und den letzten Rest nach Skanör auf der Halbinsel Falsterbo müssen wir sogar motoren. Gutes Angelwetter, aber der einzige Hornhecht, der beißt, reißt sich kurz vor seinem sicheren Tod wieder los und verschwindet in der Freiheit. Also gibt’s heute Abend doch die Putenschnitzel mit Kartoffeln und Blumenkohl.
Nördlich des Hafens von Skanör ankern wir auf 3 Metern. Es wäre ein absolut lauschiger Abend, wenn am Strand nicht dieser selbsternannte Star-Troubadour sitzen und alles geben würde, was seine Pfadfinder-Klampfe und seine Kehle hergeben. Schwer beseelt singt er Stunde um Stunde ebenso laut wie falsch höchst merkwürdige Weisen. Obwohl ein traumhafter Sonnenuntergang zum Spaziergang einlädt, ist der Strand menschenleer.
Blitzbesuch in Schweden
55° 25′ 5,3″ N, 12° 49′ 56,8″ E
Am nächsten Tag…
Skanör (Anker) -> Hesnæs Start: 10:30 Ende: 18:20 Distanz: 47,6 sm Gesamtdistanz: 423,0 sm
Am nächsten Tag wachen wir im strahlenden Sonnenschein auf und den Troubadour hat offensichtlich auch die Müdigkeit seines harten Geschäfts übermannt. Der Wind hat in der Nacht auf Südost gedreht und wir liegen ruhig vor dem Strand. Das Wasser lockt zu einem Morgenschwimmerchen, doch selbst unser Badeentchen ist bei 13 Grad fast blaugefroren. Also brechen wir ohne Schwimmerchen auf.
So soll Fahrtensegeln sein! Es könnte zwar etwas wärmer sein, aber die elende Hackekacke der letzten zwei Wochen hat nun wohl mal ein Ende und wir sausen mit beständigen 6,2 kn bei 4 bis 5 Beaufort in Richtung Süd. Die PINCOYA liegt gutmütig am Wind und wir frühstücken erst einmal ausgiebig. Dann schreibe ich diese Blog-Zeilen im Cockpit in der Sonne. So kann es tagelang weitergehen und so sind Langschläge auch gar kein Problem und bei weitem nicht so anstrengend, wie diese ruppigen Fahrten bei dem durchwachsenem Wetter der letzten Zeit.
Da wir gerade etwas östlich des Großschiffahrtskreisels am südlichen Eingang zum Øresund das Fahrwasser queren, ist Astrid auf Marathon-Navigationstour. Runter zum PC AIS gucken, raus ins Cockpit und per Fernglas die Frachterlage gechecken und schnell wieder runter. Da tutet einer dieser Frachter auch noch. Boah, was für ein toller Tut, so einen will ich auch, aber dafür müssten wir wohl unsere Energieversorgung doch noch etwas weiter ausbauen ;-(. Doch ein anderer Segler ist gemeint, der nicht so eine strenge Capitana wie ich an Bord hat. Der wollte eigentlich quer über den Kreisel, so wie man das vielleicht als Fußgänger im Strassenverkehr versuchen würde, um sich in die Mitte zu retten. Das ist hier aber eine ganz schlechte Idee und so wendet er in regattaverdächtiger Zeit. Hihi, nun ist er hinter uns, obwohl er 25 Minuten vor uns in Skanör gestartet ist. Wir sind höher am Wind und haben ihn mit unserer dicken Erna versegelt, so kriegt er uns nicht mehr.
Kurz nachdem ich diese Zeile geschrieben habe, nimmt der Wind wieder zu. Inzwischen sind es schon wieder 5 Beaufort, die verdächtig oft an der 6 herumknabbern. In Hannover sollen es heute 32°C werden, wenn wir großes Glück haben, kommen wir hier in der Sonne auf 17°C. Wie gerne hätten wir auch wenigstens etwas von dem Sommer abbekommen. Trotzdem ist es ein herrlicher Segeltag. Wir zischen mit 6, teilweise 7 Knoten durch die silbrig glitzernde See und die von uns gespaltenen Welle sprudeln schäumend um uns herum. Das erste Reff ist natürlich auch schon längst wieder ins Groß gebunden, wieso sollte sich in den letzten 2 Tagen unseres Urlaubs auch daran etwas ändern.
Stunde um Stunde rauschen wir so dahin und Møns Klint kommt Meile um Meile viel zu schnell näher. Ein Wahnsinn, aber diesen Wahnsinn können eben nur wirklich Segelbekloppte verstehen.
Um 15:00 beschließen wir, Klintholm einfach seinem Schicksal zu überlassen und weiter in Richtung Grønsund zu fahren. Es fährt sich gerade so schön. Vielleicht machen wir einen Abstecher in den Grønsund und ankern dort oder wir gehen nach Hesnæs, unserem Lieblingshafen auf dieser Strecke.
Da im Kühlschrank noch zwei Schnitzel und einige kleine Würstchen warten, segeln wir am Ende dann doch nach Hesnæs. Der Hafen ist klein, ursprünglich und liebenswert. Wir sind die einzigen Gäste und bekommen vom Hafenmeister, der hier noch kein Automat ist und eine echte Hafenmeistermütze mit goldenem Wappen trägt, höchstpersönlich den Wetterbericht für morgen vorgetragen. Was für ein Unterschied zu Klintholm und Bagenkop.
Im Windschatten hinter der Hafenmole nehmen wir unser Segeltagfeierabendanlegebier. Dann machen wir es uns dort gemütlich und grillen die Schnitzel und die Würstchen. Erst um 21:30 treibt uns die Kälte dann doch ins Schiff und kurz darauf brummt auch schon wieder die Heizung.
Auf dem Rückweg machen wir hier in Hesnæs Station.
54° 49′ 21,8“ N, 12° 08′ 20,0“ E