östlich Falster (A) -> Stubbekøbing (A) Start: 16:15 Ende: 20:50 Distanz: 22,3 sm Gesamtdistanz: 65,2 sm
Aber erst einmal lassen wir es ruhig angehen und trödeln uns durch den Tag. Nun ist auch der ruhige Teil unseres Urlaubs bei uns angekommen, nichts und niemand hetzt uns. Diesen Abschnitt der Küste von Falster haben wir ganz für uns. Wir liegen genau zwischen zwei Ferienhaussiedlungen oder Campingplätzen. Mit dem Fernglas können wir sehen, dass dort mehr Strandleben herrscht. Hier bei uns ist alles ruhig und niemand verirrt sich an „unseren Strand“. Es ist herrlich und erinnert etwas an die langen Sandstrände von Polen.
Astrid enttüddelt die Bar des Kites, Lin liest sich durch eine 12-teilige Romanserie von Vampiren und als BackUp hat sie auch noch „Biss“ komplett dabei. Man gut, dass es eBook-Reader gibt, sonst hätten wir echte Platzprobleme mit der Bibliothek. Da die Helden aus Lins Bücher gerade von einer Hochspannung in die nächste stolpern und von Dämonen bedroht werden, machen Astrid und ich das Gummiboot klar und fahren mal zum Strand rüber. Zwischen unserem Strandspaziergang und all den anderen wichtigen Urlaubstätigkeiten verfliegt der Tag im Handumdrehen.
Zum Nachmittag wird aus dem leichten Südwind langsam ein leichter Südost. Bis zum Abend soll der Wind dann ganz auf Ost drehen und bei Ostwind ist eine Ostküste eben nicht die allererste Wahl für eine stressfreie Ankernacht. Also machen wir uns kurz nach vier auf den Weg nach Norden, in Richtung Grønsund.
Tatsächlich frischt es kurz vor dem Grønsund nochmal ordentlich aus Osten auf, so dass wir vor dem Wind flott in den Sund einfahren können. Der Wind schläft allerdings schon bald wieder ein und kurz hinter Stubbekøbing fällt der Anker für eine ruhige Nacht.
hinter Stubbekøbing vor Anker
54° 53′ 39.6″ N 12° 1′ 42.5“ E
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Stubbekøbing (A) -> Tærø (A) Start: 12:20 Ende: 16:49 Distanz: 13,8 sm Gesamtdistanz: 79,0 sm
Sonntag in Dänemark. Das Wetter spielt mit und zeigt sich von seiner besseren Seite. Ein Damen-Vierer mit Steuerfrau und Dannebrog am Heck pullt sich in einem Holzruderboot den Sund hoch. Aus verschiedenen Richtungen tuckert und pufft ein betagter Einzylinder und bringt seinen ebenso betagten Steuermann zu seinen Reusen und Netzen. Überall wird geangelt. Es scheint alles auf dem Wasser zu sein, was noch irgendwie segelt oder tuckert und wenigstens noch schwimmt.
Der Wind ist mehr als zärtlich und drängt uns nicht zum Aufbruch. Zeit haben wir genug, denn wir wollen sowieso nur wenige Meilen „ums Eck“ zu einem anderen Ankerplätzchen. Also machen wir uns erst einmal ein Sonntagsfrühstück mit Brötchen, Eiern und allem, was der Kühlschrank noch so hergibt.
Anhand der Vorhersagen des dänischen Wetterdienstes planen wir unseren Start so, dass wir genau dann an unserem Wendepunkt vor Vordingborg sind, wenn auch der Wind von Ost auf West drehen soll.
Der Grønsund ist flach und hat man etwas Tiefgang, so kann man zwischen dem südlichen und nördlich Fahrwasser nur an einigen Stellen vorsichtig wechseln. An den Rändern der großen Stromrinnen liegen besonders flache Barren, weil hier wohl der Sand aus den Stromrinnen aufgespült wird. Wir haben ja mit unseren 1,6 m nicht besonders viel Tiefgang, trotzdem tasten wir uns vorsichtig unter Motor über die Flachstellen von einer Stromrinne zu nächsten. Mit etwas mehr Tiefgang gehen solche Spielchen nicht mehr. Teilweise haben wir nur noch 30 cm Wasser unter dem Kiel. Als wir auf halben Weg zum nördlichen Fahrwasser sind, dreht der Wind wir angekündigt auf West. So können wir Kurs West auch wieder segeln.
In unserem Revierführer für Ankerplätze in Dänemark wird die unbewohnte Insel Tærø als “Einsamkeits-Highlight” angepriesen. Genau das Richtige für uns! Um zu den südlichen Ankerplätzen zu kommen, müssen wir uns aber über noch flachere Stellen schleichen. Kein Wunder, dass hier selbst die Einsamkeit manchmal völlig allein ist. Dieses Reinschleichen über die Flachs ist nicht jedermanns Sache und für Schiffe ab 1,8 Tiefgang sowieso nicht mehr möglich. Die Dänen haben zwar eine angeblich vorhandene Rinne von 2 m mit 3 schlappen Minitönnchen markiert, aber die Einfahrt ist definitiv nichts für Tiefwasserfahrer.
Auf unserem Ankerplatz haben wir dann immerhin wieder 2,4m Wassertiefe und tatsächlich haben sich noch zwei weitere Ankerlieger hierher getraut. Die Stille ist überwältigend, ebenso wie immer wieder diese Sonnenuntergänge. Ein guter Grund etwas Rotwein in die Weingläser zu füllen.
südlich Tærø vor Anker
54° 56′ 52.8″ N 12° 5′ 44.9″ E