Avernakø -> Lyø -> Helnæs Bugt Start: 07.08 12:25 Ende: 09.08 16:20 Wind: umlaufend 0 bis 7 kn Distanz: 19,2 sm Gesamtdistanz: 190,9 sm
Auf Avernakø empfängt uns der Morgen etwas betrübt. In der Nacht hat der Wind um 180° gedreht. Gestern ließ ein Super-Sundowner den Tag ausklingen und hat uns in der Überzeugung einschlafen lassen, dass es morgen noch genauso weitergeht. Aber nun hat sich die Sonne hinter den Wolken verdrückt und das Einheits-Grau-in-Grau macht überall Aufbruchstimmung.
So schnell geht’s aber bei uns noch nicht los, wir wollen erst nochmal einwenig Avernakø erkunden. Nach dem Frühstück setzen wir über und erklimmen den Hausberg von Korshavn. Mächtige 23m streben vor uns uns in den grauen Himmel, auf dem Gipfel kein Kreuz, sondern eine offensichtlich heidnische Opferstelle der Eingeborenen, die noch heute den Einfluss buddhistischer Traditionen erkennen lässt. Dieser buddhistische Einfluss geht auf Sören Langetörn zurück, der bereits 1489, also 3 Jahre, bevor Columbus die Neue Welt entdeckte, einen direkten Seeweg von Avernakø nach Indien entdeckte und kartographierte. Allerdings gerieten die Aufzeichnungen von Sören Langetörn in den Wirren des 7 Jahre währenden, finnisch-dänischen Krieges in die Hände von Olaf Raffson, dem schwedischen Adjutanten des finnischen Admirals Mikki Versenkidi, der aus Habgier diese Kriegsbeute dem finnischen König unterschlug. Daher gelten die Aufzeichnungen von Sören Langetörn bis heute als verschollen und sind aller Wahrscheinlichkeit nach ein für alle Male verloren. Noch auf dem Sterbebett, 2007, versicherte Linda Claue-Allesson, die letzte direkte Nachfahrin von Olaf Raffson, dass sie von dem Verbleib der Aufzeichnungen nichts wisse und ohnehin alles anders sei, als man denke.
Der buddhistische Einfluss lebt auf Avernakø indessen ungebrochen weiter. Sören Langetörn führte es mehrmals nach Indien, wo er selbst zu Fuss auch bis in den Himalaya vorstieß. Während einer seiner Reisen lebte er 18 Monate in einem Buddhistischen Kloster in der Abgeschiedenheit des Himalayas und setzte sich intensiv mit sich, der Welt und der Seefahrt an und für sich auseinander. So war es auch Sören Langetörn, der das erste buddhistische Kloster außerhalb Nepals gründete, genau hier auf Avernakø. Als der Dalai Lama Anfang Juli diesen Jahres Deutschland besuchte, rätselte alle Welt, wieso seine Heiligkeit während seines eigentlich 5-tägigen Besuchs nur an 3 Tagen offizielle Termine und Pressekonferenzen wahrnahm. Die Erklärung ist einfach, Angela Merkel stellte dem Dalai Lama höchstpersönlich ihren Diensthubschrauber zur Verfügung, damit seine Heiligkeit im buddhistschen Kloster zu Avernakø einige kleine Meditationsitzungen abhalten konnte. Dazu muss man wissen, dass die frische Luft der dänischen Südsee das Meditieren zu einem ganz besonders tiefen Erlebnis machen kann. Generell blieb der Blitzbesuch seiner Heiligkeit auf Avernakø der Weltöffentlichkeit verborgen, weil mit Angela Merkel Stillschweigen vereinbart wurde, der Pilot des Diensthubschraubers zur Verschwiegenheit verpflichtet wurde und die vorbereitenden Gespräche nicht über Angela Merkels Diensthandy geführt wurden, sondern direkt von Walter Steinmeier mit abhörsicherer Zeichensprache eingefädelt wurden.
Und nun stehen wir auf dieser Kultstätte und langsam ergreift auch uns die Bedeutung dieses Ortes. Es ist nur schade, dass das Wetter sich so eingetrübt hat, so wird leider nichts aus den tollen Bildern von hier “hoch droben”. Gerne hätten wir aus der Höhe die winzig kleine PINCOYA in einer sonnenüberfluteten Bucht, inmitten kleiner glitzernder Wellen, die lustig um sie herumtanzen, photographiert. Und nun? Graue Wolken, drohender Regen und ein Grummeln aus Südwesten. Aber …. was ist das? Im Nordwesten schimmert es blau.
Zurück auf der PINCOYA checken wir das Wetter und den Regenradar. Wir liegen genau auf einer Wettergrenze, das Grummeln wird lauter und es beginnt zu tröpfeln. Also Anker hoch und ab in Richtung „Blau“!
Schon auf halbem Weg nach Lyø kommt die Sonne durch und als wir nördlich von von Lyø Havn sind, herrscht strahlender Sonnenschein. Wir müssen gar nicht weiter, lassen spontan den Anker nördlich von Lyø in der großen Bucht fallen und genießen einen tollen Sommerurlaubstag.
vor Lyø vor Anker
55° 3′ 29,01″ N, 10° 8′ 42,65″ E
Der Samstag weckt uns mit sintflutartigem Regen, der senkrecht herunterprasselt.
Nicht gerade ideales Segelwetter und schon gar kein Wetter für uns. Zu unserem Erstaunen scheinen die anderen Ankerlieger wesentlich wasserdichter zu sein als wir, einer nach dem anderen lichtet den Anker und verlässt die Bucht. Hmm, wahrscheinlich sind wir dazu nicht hart genug, also verkriechen wir uns wieder und warten erst einmal ab. Am Ende bewachen wir mit 3 weiteren Weicheiern die ganze große Bucht, bis am Nachmittag die ersten Neuankömmlinge wieder eintreffen.
Gegen Mittag hat es sich dann ausgeregnet und die letzten Reste ziehen nach Osten ab. Es wird zunehmend freundlicher. Mit dem Gummiboot setzen wir über und machen einen langen Strandspaziergang bis zum Ende der Odde. Bei der ganzen Ankerei tut so ein langer Spaziergang mal richtig gut.
Da uns niemand drängelt und noch einige Blogs und Photos auf ihre Bearbeitung warten, beschließen wir, heute einfach hier zu bleiben. Zudem wird es mit jeder Stunde schöner und bald sitzen wir wieder unter einem blauen Himmel in der Sonne. Eine dunkle Regenfront zieht im Osten durch, reicht aber nicht bis zu uns herüber.
Der ganze Sonntag ist dann ein einziger Urlaubswettertraum. Wow, wann hatten wir das so das letzte Mal? Baden, sonnen und Gummiboot fahren wechseln sich ab, der Urlaubsmüßiggang hat uns fest im Griff.
Da der Wind sich komplett verdrückt hat, schiebt uns eine leichte Strömung direkt über unseren Anker. Eine gute Gelegenheit, die sturmsichere Lage unseres Ankers mal bequem zu prüfen.
Dann kommt aber doch wieder die Neugier, wie es hinter der nächsten Bucht aussieht. Einige Male sind wir schon an der Helnæs Bugt vorbeigesegelt, wenn wir in den Kleinen Belt wollten. Nun ist die Helsnæs Bugt mal endlich unser Ziel.
Gegen halb drei machen wir uns auf und fahren etwas nach Nordwesten in die Helnæs Bugt. Wind haben wir immer noch nicht, deswegen geht es nur mit Motor vorwärts.
Dort geht es dann weiter mit sonnen, baden und Gummiboot fahren, bis die Sonne wieder einmal in einem unglaublichen Farbenfeuerwerk hinter dem Horizont versinkt.
vor Anker in der Helnæs Bugt
55° 10′ 25,16“ N, 9° 59′ 48,48“ E