Salzhaff (Rerik) -> nördlich Gedser Start: 9:20 Ende: 17:40 Wind: E – NE 10 – 23 (27) kn Distanz: 41,0 sm Gesamtdistanz: 74,4 sm
Nachdem wir Rerik seeseitig passiert haben und uns langsam vom Küstenverlauf in Richtung Norden lösen, werden die Wellen etwas länger und sind auch nicht mehr so ruppig. Ruhig und sich gemächlich wiegend zieht die PINCOYA durch die kalt glitzernden Wellen. Die Sonne strahlt genauso wie wir und ein für immer verloren geglaubtes Blaublau zieht sich wolkenlos von einem Horizont zum anderen. Friedfertige 4 Beaufort aus Ost schieben uns in Richtung Nord. Genauso hätten wir das gerne, wenn wir nach Estland fahren. Nur etwas wärmer dürfte es dann schon sein.
Nach dem ruhigen Freitag sind wir heute sehr früh, schon so gegen 9:20 ;-), aufgebrochen. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir hier im Salzhaff den Anker fallen gelassen haben. Leider ist das Salzhaff aber mit gut 35sm deutlich weiter von unserem Heimathafen entfernt, als der Großenbroder Binnensee, und nur bei günstigen Bedingungen mal eben so an einen Wochenende zu erreichen. Aber gegenüber dem Campingplatzwahnsinn am Großenbroder Binnensee ist das Salzhaff ein echter Hort der Ruhe. Hier gibt es keine Wasserskistrecke, keine Dauertestfahrten von Jetskis und auch keine Außenborderlangzeittests angetüterter Dauercamper bei Sonnenuntergang.
Da die Ein- und Ausfahrt vom Salzhaff wegen der veränderlichen Sände durchaus etwas kniffelig ist, lassen wir heute früh einem Local gerne den Vortritt. Wie selbstverständlich steuert der eine Passage an, durch die wir nie im Traum gefahren wären. In dem Moment, als ich zu Astrid sage: “Ach sieh mal, da geht’s auch durch!” macht der Local eine Patenthalse, die schon etwas nach Grundberührung riecht, und nimmt Reißaus in Richtung Ostsee. Upps, die neue Passage scheint wohl doch nicht so der Hit zu sein, so fahren wir lieber weiter auf unserem Einfahrtstrack von Vorgestern zurück in die Ostsee. Aber die Ostsee scheint auf den Local keine wirkliche Anziehung auszuüben, so steuert er geradewegs auf das Flach hinter den gelben Gefahrentonnen des ehemaligen Militärsperrgebietes zu, was immer noch mit alten Munitionsresten gespickt sein soll. Auch hier rettet ihn nur eine Patenthalse des letzten Augenblicks und führt ihn dann aber sicher in die tieferen Bereiche der Ostsee. Wir beschließen, dass es wohl manchmal doch besser ist, sich auf den Plotter zu verlassen und nicht an vermeintliche Locals zu hängen.
Am Nachmittag nimmt der Wind ordentlich zu und dreht etwas auf NE, also nehmen wir die westliche Einfahrt an den Windrädern, um ins Flach von Nysted zu kommen.
Aber vorher müssen wir noch über den Kiel-Ostsee-Weg 😉 und Astrid freut sich schon ;-).
Wir wollen kurz vor der Einfahrt zum Guldborgsund ankern, schließlich muss der neue Vulcan noch etwas getestet werden. Die Böen knabbern an den 7 Beaufort und wir freuen uns, dass der Vulcan mal zeigen kann, ob er wirklich so gut hält, wie man es uns von ihm versprochen hat. Außerdem ist das Ankerplätzchen heute sowieso nicht ganz optimal, weil noch zusätzlich etwas Strom in den Guldborgsund setzt. Das sind gute Testvoraussetzungen.
Nach drei flotten Kreuzschlägen pirschen wir uns unter Motor an die Westküste von Falster. Der Wind hat wieder etwas rechtgedreht und bläst immer noch mit gut 22 Knoten über die Südspitze von Falster. Eine etwas höhere Windabdeckung gibt es hier nicht. Wir fahren auf gut 3 Meter, lassen den Anker fallen und stecken etwas mehr als 20 m Kette. Der Wind zerrt ganz ordentlich an uns herum. Die PINCOYA sackt durch, die Kette kommt kurz steif und wir stehen. Der Vulcan hat zugebissen und hält. Boah, klasse, so soll es sein. Trotzdem fahren wir den Anker noch mal rückwärts ordentlich ein.
Den ganzen Abend zerren noch einige kräftige Böen an uns herum und mehrmals kann ich verfolgen, wie die Kette wirklich steif kommt und somit die Last auf dem Anker liegt. Der Strom versetzt uns zusätzlich etwas nach Norden. Wirklich ruhig liegen wir nicht, aber sicher, das ist sicher! Erst lange nach Sonnenuntergang wird es ruhiger, der Wind hat seinen Motor verloren und gönnt uns eine ruhige Nacht ohne viel Wellen und viel Geruckel.
kurz vor der Einfahrt zum Guldborgsund
54° 38′ 36,0″ N, 11° 52′ 16,4″ E