Sollte es doch noch Frühling werden?

HHafen -> Salzhaff von Rerik Start: 8:20 Ende: 15:15 Wind: E – N 0 – 14 kn Distanz: 33,4 sm Gesamtdistanz: 33,4 sm

„von HHafen -> ins Salzhaff von Rerick“

„von HHafen -> ins Salzhaff von Rerick“

Himmelfahrtswochenende! Die satten 4°C und der Schneehagelgraupelschauerdauerregen wurden in den letzten Tagen von üppigen 15°C und Sonnenschein hinweggefegt. Die Meteorologen haben sogar versprochen, dass am Himmelfahrtssamstag die magische 20-Grad-Marke fällt. Das ist der real existierende Oberhammer, denn das sind phantastische 2 Grad mehr als letztes Weihnachten. Sollte es doch noch 6 Wochen vor der Sommersonnenwende zu so etwas wie Frühling kommen?

Wir wenigstens glauben daran! Was könnte in diesem Frühjahr süßer sein, als der Traum von Temperaturen im zweistelligen Bereich. Kaum auf der Autobahn müssen wir allerdings feststellen, dass auch der Rest von Deutschland genauso bereitwillig glaubt wie wir. Unsägliche 5 Std und 43 Min später kriechen wir in Heiligenhafen mit ersten Anzeichen beginnender Totenstarre aus Henry heraus in die Freiheit des Yachthafens.

„Platte See und weiter Horizont.“

„Platte See und weiter Horizont.“

Gott sei Dank wartet dort die PINCOYA als Fluchtpunkt unseres normalen Alltagslebens auf uns. Das letzte 3/4 Jahr war wieder einmal so vollgepackt wie kaum ein anderes vorher. Und das, obwohl wir genau wissen, dass wir das ändern müssen. Aber es will irgendwie nicht so richtig gelingen und obwohl der Kopf das alles ja schon ganz bereitwillig einsieht, gelingt es uns immer wieder, noch etwas mehr in unseren Alltag zu stopfen. Arbeit, Privatkram, Haus und vieles mehr. Das hört sich schlimm an, ist aber hausgemacht. Auch das wissen wir.
Dennoch, ein wirklich schwieriges Leben haben wir natürlich nicht, eigentlich eher ganz im Gegenteil, wir haben ein tolles und eher leichtes Leben. Trotzdem hat der Leistungsgedanke aus dem Arbeitsleben auch seine Spuren im Privatleben. Was ja eigentlich schon mal in sich ein Widerspruch ist. Aber es fällt oftmals eben doch schwer, eine Abgrenzung beizubehalten. Zu selten gelingt es besonders mir, mal Fünfe gerade sein zu lassen.

„Müßiggang. Endlich mal nichts außer einem weiten Garnichts, dass sich bis zum Horizont hinzieht.“

„Müßiggang. Endlich mal nichts außer einem weiten Garnichts, dass sich bis zum Horizont hinzieht.“

Obwohl oder gerade weil diese Gedanken in meinem Kopf sind, brauche ich bis Freitagabend, um neu anzusetzen. Am Himmelfahrtsdonnerstag brechen wir früh auf. Das Hoch soll langsam in Richtung “Zentrale Ostsee” zuckeln, was uns bald einen stetigen Ost bescheren wird. Am Donnerstagvormittag könnte allerdings auch noch etwas NW bis NE dabei sein. Deswegen wollen wir uns in Richtung Osten verdrücken, um bis Sonntag mit dem Ost dann wieder locker nach HHafen zurückzukommen. Die Theorie ist gut, sie erfüllt sich aber erst auf den letzten 8 sm vor dem Salzhaff von Rerik. Bis dahin motoren wir über die teilweise spiegelglatte Lübecker Bucht. Und in jeder Seemeile versenke ich etwas vergangenen Alltag und versuche, die Sicht zu bekommen, die in der Theorie so klar ist.

„Die Einfahrt ins Salzhaff.“

„Die Einfahrt ins Salzhaff.“

Kurz vor 15:00 laufen wir in das Salzhaff ein. Bei Tageslicht ist dies kein Problem, man kann die Untiefe rund um die Landzunge von Kroy gut sehen. In der Nacht ist das wohl nur etwas für erfahrene Locals.

„Luxusnavigation? Hmm..., ja und nein. Preiswerter als ein 12 Zoll Plotter allemal, aber auch gnadenlos praktisch, weil man sich verschiedene Kartenausschnitte herauszoomen kann. “

„Luxusnavigation? Hmm…, ja und nein. Preiswerter als ein 12 Zoll Plotter allemal, aber auch gnadenlos praktisch, weil man sich verschiedene Kartenausschnitte herauszoomen kann. “

Kaum haben wir die Langzunge gerundet, liegt vor uns eine wunderschöne und wirklich recht große Bucht. Fast ganz geschlossen bietet das Salzhaff guten Schutz. Für jede Windrichtung gibt es ein passendes Eckchen. Bei dem anstehenden Ost entscheiden wir uns für die nordöstliche Ecke des südlichen Beckens. Die Saumkante zum knietiefen Wasser ist gut zu erkennen. Wir ankern in gut 200 m Entfernung zu der Kante und lassen die Seele baumeln.

„Das Salzhaff, gemütlich, idyllisch und endlich wieder Sonnenuntergänge ;-). “

„Das Salzhaff, gemütlich, idyllisch und endlich wieder Sonnenuntergänge ;-). “

Hier könnten wir auch noch mal einen neuen Kite-Versuch starten oder eventuell auch das alte Surfboard zu neuen Höchstleistungen quälen. Vor uns liegt ein Stehsegelrevier erster Güte, in dem sich Kite- und Windsurfer tummeln. Es juckt wieder in den Fingern. Wieso haben wir nicht die ganze Freizeitspielerei mitgenommen? Im nahen Wismar soll es ja auch gute Kliniken geben, die übermütige alte Männer wieder zusammenflicken können.

im Salzhaff von Rerik vor Anker
54° 2′ 57,9″ N, 11° 34′ 21,8″ E