Es stürmt und stürmt und stürmt


Kurz vor Mitternacht geht es los und innerhalb von 2 Stunden erreicht der Sturm seine ersten Höhepunkte. Würde es nur stürmen, würden wir in Guldborg bestens liegen. Nur einige schwere Böen fallen zu uns herunter, was heftig in der Takelage scheppert. Aber der Wind kommt inzwischen dummerweise aus Nordwest und drückt halbschräg in den Sund. Schnell baut sich ein ansehnlicher Schwell auf, der am südlichen Ufer in den Sund drängt und sich dann zu einem großen strudelartigen Gebilde direkt vor der Einfahrt des Yachthafen versammelt. Der Wind drückt uns vom Steg weg, aber der Schwell läßt uns tanzen. Es ist stockfinster und Alternativen gibt es jetzt sowieso keine mehr. Da dachten wir, dass wir uns das alles so gut ausgesucht haben, haben aber nicht mit dem Schwell und den Wellen gerechnet. Im Hafen selbst würde es uns auch nicht viel besser ergehen, auch dort tanzen die Schiffe wie wild und krachen eins ums andere Mal in ihre Festmacher. Zudem steigt der Wasserstand und hört erst auf, als unser Außensteg nur noch 25 cm aus dem Wasser schaut. Vor 6 Stunden war es noch gut 1m weniger.
Gefährlich ist das alles nicht, nur von einer ruhigen Nacht kann nun wirklich gar keine Rede mehr sein. Astrid und ich bringen noch eine dritte Vorleine aus und versuchen das Reißen und Rucken mit darunter gebundenen Fendern etwas abzumildern. Alle 45 Minuten klingelt der Wecker, was eigentlich überflüssig ist, weil wir sowieso nicht schlafen, und wir stellen die Fender neu ein. Gegen 5:00 dreht der Wind wieder etwas zurück. Mit der eher westlichen Richtung werden auch die einlaufenden Wellen kleiner, der Wasserstand stabilisiert sich und wir bekommen noch eine kleine Mütze Schlaf.

Guldborg -> Nykøbing Start: 14:00 Ende: 15:15 Wind: WNW 25 -> 35 kn Distanz: 8,7 sm Gesamtdistanz: 240,1 sm

„von Guldborg -> nach Nykøbing“

„von Guldborg -> nach Nykøbing“

Diese Nacht hat schon mal den Plan für den nächsten Tag festgelegt. Wir verholen uns nach Nykøbing. Es stürmt zwar immer noch ordentlich, aber die Strecke im Sund nach Südosten sollte kein Problem sein.

„Wir kehren dem Hafen von Guldborg den Rücken. Eigentlich sehr schön, aber bei diesem Wetter zu unruhig.“

„Wir kehren dem Hafen von Guldborg den Rücken. Eigentlich sehr schön, aber bei diesem Wetter zu unruhig.“

Nach dem Frühstück geht’s los. Kaum kommen wir auch nur etwas aus der Windabdeckung, packen uns die ersten Drücker und wir rauschen mit halber Genau los. Wenige Minuten später drehen wir die Genua weiter ein und lassen nur noch gut 1/3 stehen. So rauschen wir Nykøbing entgegen und machen in der Spitze 7,6 kn über Grund.

„Achterliche 28 plus 7,4 Fahrt machen lustige 35 kn Wind.“

„Achterliche 28 plus 7,4 Fahrt machen lustige 35 kn Wind.“

Ehrlich gesagt hätten wir nie gedacht, dass es im Guldborgsund auch noch so munter zur Sache geht.

„Auch der Strom beschleunigt unsere Fahrt noch einmal, und schwupps ist Nykøbing schon da.“

„Auch der Strom beschleunigt unsere Fahrt noch einmal, und schwupps ist Nykøbing schon da.“

Der Hafen von Nykøbing liegt auf der östlichen Seite des Sunds und vor dem Hafen öffnet sich der Sund nach Nordwesten. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob wir hier nicht vom Regen in die Traufe kommen. Aber wir haben Glück. Im zweiten Yachthafenbecken bekommen wir einen Liegeplatz direkt gegen den Wind und da unser Yachthafenbecken in Lee des ersten liegt, ist es hier erstaunlich ruhig, obwohl der Wind ungebremst einfällt.

„Hier liegen wir ruhig. Ein sehr netter Hafen, wo auch die Enten ihr eigenes Club-Haus haben.“

„Hier liegen wir ruhig. Ein sehr netter Hafen, wo auch die Enten ihr eigenes Club-Haus haben.“

Hier liegen wir besser und nun lassen wir den Sturm mal Sturm sein und legen uns schnell noch zu einem Mittagsschläfchen hin. Eine echte Wohltat ohne dies ruppige Hin- und Hergereiße und das ständige Klatschen und Platschen. ?

in Nykøbing
54° 46′ 17,4″ N, 11° 51′ 39,4“ E


2016.06_1_Ruegen_Trip_06.07.kml