Auf unserem Estland-Törn haben wir uns schon das eine oder andere Mal gedacht, dass genau jetzt unser geplantes Kutterrigg ganz gut passen würde. Und ganz besonders der neue Bugspriet mit einer wirklich zu dem Vulcan passenden Ankerhalterung hätte uns einige Sorgen und auch einigen Schaden erspart. Doch all das gab es ja noch nicht und existierte nur in unseren Köpfen als Idee.
Aber vor unserem Urlaub hatten wir schon mit Sören, unserem Niro-Schweißer, und dem Segelmacher über unsere Ideen und Vorstellungen diskutiert, Angebote eingeholt und dann auch gleich die Aufträge vergeben. So kann es nach unserem Urlaub auch gleich losgehen, denn schon Mitte Oktober soll alles fertig sein, so dass wir dann noch an zwei Wochenenden alles ausprobieren können.
Die Veränderungen, die wir mit dem Kutterrigg vornehmen, sind ja nicht eben klein, deswegen wollten wir wenigstens eine Saison vor unserem Aufbrechen zu den längeren Törns alles schon fertig haben, um es auszuprobieren und eventuelle Kinderkrankheiten noch beseitigen zu können.
D.h. jetzt aber auch, dass unsere diesjährigen Nachurlaubswochenenden ausgebucht sind. Gleich an unserem letzten Urlaubswochenende kommt noch einmal Sören von Sörens-Niroservice (www.niroservice.de
Schon am nächsten Wochenende liegt der Bugspriet in seiner Grundform vor uns auf dem Steg und wir besprechen die Details der Ankerhalterung, der Bugkorbmontage und passen den Stampfstab vom Bugspriet zum Vorsteven ein.
Danach bleibt an diesem Wochenende noch genug Zeit, um noch ein paar andere Sachen zu erledigen. Da endlich auch die richtigen Ersatzteile für die Winschen gekommen sind, können wir die inzwischen verrosteten Provisorien wieder ausbauen. Das ist auch gleich mal eine gute Gelegenheit, die Winschen etwas zu pflegen und neu zu fetten.
Ach ja…. und unsere Sorgenkinder, die Batterien, sind ja auch noch da. Sie schwächeln ja sehr und sind in der letzten Saison stark dement geworden, denn sie vergessen zu schnell all ihre schönen Ampere-Stunden. Gegen diese Ampere-Stunden-Demenz soll es aber ein Wundermittel geben. Der Mega-Pulser soll mit nahezu esoterischer Allmacht den alten Batterien eine Frischzellenkur einhauchen, auf das die Ampere-Stunden-Demenz auf wundersame Weise geheilt werde. Da neue Batterien fast 20 mal mehr kosten als der kleine esoterische Wunderheiler, haben wir beschlossen, dem Wunderheiler eine Chance zu geben. In der Tat findet man im Internet und auch in durch und durch seriösen Segelblogs erstaunliche Berichte zu noch erstaunlicheren Wirkungen. Vielleicht ist da ja doch etwas dran und unsere Ironie vergeht uns nächstes Jahr schneller, als dieses Jahr uns die Amperestunden vergangen sind. Auch wenn dieses Wunderding uns nur 1 oder 2 Jahre über die Saison rettet, dann hat es sich schon gelohnt. Wir sind da fast so gespannt wie auf unser Kutterrigg und werden ganz bestimmt von unseren Erfahrungen berichten.
24.09.
Und an diesem Wochenende ist dann auch schon alles fertig und wir können zur nächsten Kutterrigg-Runde zu Jan-Segel nach Großenbrode (www.jansegel.de
HHafen / Ortmühle -> Großenbrode Start: 09:45 Ende: 11:50 Wind: WNW 12 kn kn Distanz: 11,1 sm Gesamtdistanz: 11,1 sm
Als wir Freitagabend bei der PINCOYA ankommen, ist es dunkel, aber der neue Bugspriet blinkt uns schon vom Bug der PINCOYA entgegen. Schnell holen wir die Taschenlampen, machen die Deckbeleuchtung an und nehmen alles in Augenschein. Wenn man nach so vielen Überlegungen seine Ideen dann nachts im Taschenlampenlicht vor sich sieht, ist es doch irgendwie komisch. Bis zuletzt haben sich noch auf der Herfahrt unzählige Gedanken durch unsere Köpfe geschlichen, die akribisch aufgezählt haben, was alles schief gegangen sein könnte und warum der Bugspriet nun doch ganz anders geworden ist, als wir es uns vorgestellt haben. Und nun glänzt er vor uns im Taschenlampenlicht und ist genauso, wie wir es haben wollten. Beruhigt und zufrieden fallen wir erst einmal in die Koje.
Samstag früh betrachten wir noch einmal alles bei Tageslicht, doch die Zeit drängelt etwas. Bis 12:00 wollen wir in Großenbrode sein, um bei Jan-Segel noch einige Spezialitäten und Details zu besprechen. Da Jan die Segel schon heruntergenommen hat, müssen wir leider bei bestem Segelwetter motoren.
Nachdem alles besprochen wurde, was noch zu besprechen war, schalten wir einen Gang runter. Das Wetter ist alles andere als herbstlich. Bei fast hochsommerlichen Temperaturen sitzen wir im Cockpit und genießen den Tag. Trotz der Sonne und der Temperaturen herrscht auch in Großenbrode schon Winteraufbruchstimmung. Da wir ganz vorn am Steg fast unter dem Kran liegen, zieht eine nicht enden wollende Karawane von Schiffseignern mit Kisten voller Saisonreste, Segelsäcken, Polstern und Seekarten an uns vorbei in Richtung Parkplatz. In der Gegenrichtung werden Trockenboxen, Planen und Einwinterungsutensilien jeder Art zum Schiff geschleppt.
Für uns hat die Saison noch gut 5 oder vielleicht sogar 6 Wochen. Die neuen Segel wollen wir in jedem Fall noch ein- oder zweimal ausprobieren. Also machen wir uns erst einmal daran, am Bug der PINCOYA wieder alles zusammenzubauen. So verkabeln wir die neuen Buglaternen, richten den Seezaun und schlagen den Anker wieder richtig an. Der sitzt nun perferkt und fest, fällt zum Ankern sauber runter und läuft beim Aufholen wieder problemlos unter den Bugspriet in seine Ruheposition. Das passt schon mal. Wenn das nun auch noch mit den Segeln alles genauso gut hinhaut, dann haben wir einen der größten Schritte zu unseren Vorstellungen von einem Fahrtensegelschiff mit der PINCOYA gemacht. Schon als wir die PINCOYA gekauft haben, war uns klar, dass wir das irgendwann so haben wollen und nun ist es am übernächsten Wochenende soweit.
Und all unsere Freude darüber wird auch noch von einen megagenialen Spätsommerwochenende überstrahlt. Es ist wie ein kleiner Urlaub!
in Großenbrode bei Jan-Segel
54° 21′ 14,4″ N, 11° 47′ 19,1″ E