Burgstaaken -> HHafen / Ortmühle Start: 10:55 Ende: 13:15 Wind: W 20 kn plus Distanz: 10,2 sm Gesamtdistanz: 10,2 sm
Nun haben wir einen Krantermin für Donnerstag den 6ten April, der eigentlich der 28. März hätte sein sollen. Astrid ist zwar immer noch nicht ganz wieder hergestellt, aber wir wollen unbedingt noch vor Ostern ins Wasser. Bis zu unserem Sommerurlaub sind es ja auch nur noch 7 Wochen, und den würden wir gerne mit dem neuen B&G-Autopiloten fahren. Nicht nur weil wir darauf total gespannt sind, sondern auch, um die ganze Geschichte mal wirklich in der Praxis auszuprobieren. Aber bevor der steuert, wartet noch eine ganze Ecke Arbeit auf uns. Und bevor der Bursche überhaupt steuern kann, muss erstmal die Hydraulikbaustelle geschlossen werden. Den neuen Zylinder haben wir ja, aber der will ja auch noch montiert und entlüftet werden. Aber…
Da die Strassenmeistereien von Hamburg und Schleswig-Holstein im Rahmen einer neuen Effizienzinitiative nun zusammenarbeiten und just am Donnerstag einen neuen Trick zur Staubildung ausprobieren, brauchen wir für die 300 km bis Burgstaaken geschlagene 6 Stunden (!) und kommen erst Donnerstagmittag bei Weilandt an. Der meisterhafte Strassenmeisterei-Trick ist im Grunde recht einfach; man muss nur während der Spitzenzeit des Berufsverkehrs, also z.B. so gegen 7:30, schon auf Hamburger Gebiet 3 ohnehin überfüllte Spuren dicht machen und über den Standstreifen leiten. Dann entsteht fast von allein ein wunderbarer Stau, der sich in Windeseile Kilometer um Kilometer verlängert. Bisher waren solche nahezu Vollsperrungen ja durchaus nach tragischen Unfällen mit Gefahrgutlastern schon mal üblich, aber die Chefstrategen der Hamburger und Schleswig-Holsteiner Strassenmeistereien haben sich wohl gesagt, dass eine gründliche Fahrbahnreinigung und die Politur der Fahrbahnmarkierungen hierfür auch ausreichend Grund bieten. So poliert und fegt eine einsame Straßenmaschine langsam und gründlich gut 10 km Autobahn von Hamburg nach Schleswig-Holstein und der Berufsverkehr staut sich schon nach kurzer Zeit bis nach Niedersachsen. Ein großartiger Erfolg! Merkwürdig hierbei war nur, dass vor und in der Absperrung auffällig viele Fußgänger auf allen möglichen Brückenüberführungen standen und den Stau bestaunten. Wir glaubten sogar ein Lächeln und ein bewunderndes Nicken zu bemerken. Da drängte sich uns der Verdacht auf, dass die Chefstrategen der Stauabteilungen in Hamburg und Schleswig-Holstein den großen Erfolg ihrer Maßnahme zum Anlass genommen haben, den übrigen Mitarbeiten im Rahmen eines kleinen Betriebsausfluges die Effizienz ihrer Abteilungen und der neuen Zusammenarbeit vor Ort am lebenden Stauobjekt zu veranschaulichen. Es würde uns auch nicht wundern, wenn die Kollegen der Strassenmeistereien diesen erfolgreichen Tag gemeinsam mit einem Grillnachmittag und einem Feierabendbier haben ausklingen lassen.
Bei Weilandt geht es dann wie immer schnell und zügig. Als wir ankommen, liegt der Mast schon bereit und kaum steht Henry neben der PINCOYA, hält auch schon Detlev mit dem Trecker neben uns und sagt, dass er uns schon mal gleich reinsetzt. Da Astrid eh nicht auf der PINCOYA herumklettern darf, so lange sie noch auf dem Trailer steht, erleichtert das unsere Arbeit, den Mast zusammenzubauen, enorm. Denn schließlich liegt alles, was wir für den Mast brauchen, noch auf der PINCOYA. Eine Viertelstunde später schwimmt die PINCOYA schon wieder, ich checke die Ventile, alles ist dicht, und nun muss nur noch der Mast fertiggemacht werden.
Astrid muss sich zurückhalten, was ihr nicht ganz so leicht fällt, aber ab und zu siegt doch die Vernunft und sie verdrückt sich in Henrys Asyl. Angenehmer ist es auf dem Fahrersitz in Henrys Asyl allemal, denn es ist ziemlich windig und fast schweinekalt. Nur manchmal kommt die Sonne raus, dann geht es, aber wenn sie sich wieder eine Auszeit nimmt, dann wird’s ungemütlich.
Und dann passiert es. Zum ersten Mal müssen wir auf die Jungs von Weilandt warten und nicht die auf uns. Allerdings muss das Kranteam ehrlich gesagt auch warten, denn der Hafenmeister von Burgstaaken, der ohnehin immer eine ordentliche Portion exekutive Hoheitsautorität versprüht, sperrt den gesamten Kranbereich für eine hoheitlich staatliche Sonderaufgabe ab und wird nicht müde zu betonen, dass dies absoluten Vorrang hat und keinerlei Aufschub duldet. Dies ist also nun schon die zweite Vollsperrung an diesem Donnerstag, der wie ein ganz normaler Donnerstag begonnen hatte. Ehrfurchtsvoll bilden wir Segler eine Rettungsgasse und ziehen uns noch ein kleines Stück weiter in den hintersten Winkel des Hafenbeckens zurück. Gebannt heften sich unsere Blicke an den Horizont in Richtung Hafeneinfahrt, denn die Wasserschutzpolizei soll kommen, um Diesel zu bunkern und die Bunkerstation liegt dem Kran so nahe, dass der ganze Bereich vorsorglich gesperrt werden muss. Wir wissen nicht genau, ob die weiträumige Absperrung mit der Größe des zu erwartenden Wasserschutzpolizeibootes oder den Anlegekünsten des Wasserschutzpolizeikapitäns zu tun hat oder nur der ehrfurchtsvollen Aufgabe des Dieselfassens eines Wasserfahrzeuges im hoheitlich staatlichem Auftrage geschuldet ist. In jedem Fall geht es nicht anders und der Hafenmeister sorgt persönlich für die großräumige Absperrung und das nötige Verständnis der Hafenbevölkerung für diese hoheitliche Hafenaufgabe. Schon 30 Minuten später fährt die Wasserschutzpolizei ein, tankt majestätisch und fährt wieder ab. Ein Ereignis, das nicht aufregender sein kann. Kurz darauf wird das aufgewühlte Hafenbecken wieder für den normalen Betrieb freigegeben und wir können unseren Mast stellen.
Der Rest unseres Kranwochenendes ist schnell erzählt. Das meiste klappt gut, die gesamte Autopilot- und Hydraulik-Geschichte lassen wir unangetastet so unfertig, wie sie ist, das neue Kutterrigg steht nicht so richtig, da müssen wir nochmal mit Jan-Segel sprechen, die Überfahrt am nächsten Tag nach HHafen ist kalt, nass und windig, das erste Anlegemanöver des Jahres versauen wir maximal, die Raija ist im Wasser, was bedeutet, dass ich nicht mit dem Fahrrad nach Burgstaaken fahren muss, um Henry zu holen, sondern Olaf mich fahren kann. Jippiajeah!
Und nach 3 Tagen winterlichem Nachspiel kommt dann Sonntag das sommerliche Vorspiel. Das Wetter ist traumhaft und schmeichelt sich als holder Vorbote des genialen 2017er Sommers ein. Zumindest wünschen wir uns das so und glauben ganz fast daran. Viel fester als die Wettervorhersagen schon für die nächsten Tage, die schon wieder arktische Kälteeinbrüche, Regen und Starkwind prognostizieren. Aber Sonntag ist schon fast Sommer und wir genießen das herrliche Wetter und lassen uns viel Zeit mit den restlichen Arbeiten an Deck.
wieder in unserer Heimatbox
54° 22′ 20,4″ N, 11° 00′ 15,7″ E