Grimstad -> Ulvøysund (A) Start: 10:30 Ende: 15:25 Wind: W -> SW 15 -> 28 kn Distanz: 22,8 sm Gesamtdistanz: 320,8 sm
Heute ist nicht der Tag, unserem großen Ziel wirklich näher zu kommen. Es bläst aus West und soll zunehmen. Keine guten Bedingungen um an Kristiansand vorbei ums Kap Lindesnes zu fahren. Also nehmen wir uns eines unserer kleineren Ziele vor, was uns zudem automatisch noch etwas weiter nach Südwesten bringt. Die Blindleia.
Jeder Revierführer und jeder Segler hier oben, egal ob Norweger oder nicht, sagt, dass das ein unbedingtes Highlight hier in Südnorwegen ist. Die Blindleia ist ein geschütztes und teilweise sehr enges Innenfahrwasser, was sich zwischen Lillesand und Kristiansand erstreckt. Auch schon von Grimstad bis Lillesand kann man recht viel „innen fahren“, aber der richtige Knaller kommt dann ab Lillesand.
In der Nacht hat dann auch der Regen irgendwann ein Einsehen und verzieht sich. Die Sonne zeigt sich aber zunächst nur etwas zaghaft. Obwohl wir von Grimstad so gut wie nichts gesehen haben, machen wir uns auf den Weg in Richtung Kristiansand. Grimstad ist sprichwörtlich ins Wasser gefallen. Für den Abend hat Astrid uns eine Ankerbucht ausgesucht, die recht dicht am offenen Skagerrak liegt, so dass wir bei passendem Wetter schnell und ohne viel Navigation rausfahren können.
Bis Lillesand ist das Innenfahrwasser recht leicht zu finden, aber an der ein oder anderen Stelle fragen wir uns hier trotz der schönen elektronischen Navigation schon, wo es nun reingehen soll und um welche Schäre es nun herum oder doch lieber vorweg gehen muss. In iSailor haben wir uns eine Route gesteckt, so dass eigentlich immer alles klar sein sollte. Ist es dann am Ende aber doch nicht, denn es ist wirklich kniffelig, die unzähligen Schären und Felsen in ihrer Entfernung richtig einzuschätzen und ihren Abbildern auf der Karte zuzuordnen. An besonderen Ecken gibt es auch eine Betonnung, aber so richtig viele Ecken finden die Norweger wohl hier gar nicht so besonders. Abgesehen davon, dass die Tonnen hier eher „zärtlich“ sind und sich mit den riesigen Fahrwassertonnen vor Heiligenhafen gar nicht messen können.
Also mogeln wir uns so durch. Etwas hinter uns kommt auch ein Segler. Hoffentlich hält der uns nicht für den ausgebufften Local schlechthin und macht uns einfach alles nach. Dann ist er aber plötzlich weg. Haben wir was falsch gemacht und ist der der ausgebuffte Local? Hmm, eigentlich sieht bei uns alles ok aus und die anderen Durchfahrten sind so eng, dass wir die für uns gleichmal ausgeschlossen haben. Kurz hinter Lillestad ist der Bursche aber wieder da und ganz dicht dran! Er kommt aus einer… na ja … recht schmalen Gasse. Der Kerl hat geschnippelt und hat am Heck die Norwegische Fahne. Die Frage mit dem ausgebufften Local ist damit geklärt. An einer etwas offeneren Stelle lassen wir ihn durch. Er hat’s eilig und wir sind im Sightseeing-Modus.
Also schauen wir ihm hinterher, verfolgen aber trotzdem, wo er reinfährt. Das weicht von unserer „sicheren Route“ tatsächlich ab. Also verlegen wir unsere Route sukzessive auf die Norwegische-Local-Route. Trotzdem drehen wir an der einen oder anderen Stelle noch mal einen Kringel, um uns zu vergewissern, dass wir nun wirklich dort reinfahren können.
Tatsächlich passt alles und wir werden mit einem unserer schönsten Trips überhaupt belohnt. Etwas erinnert dieses Fahrwasser an das Fahrwasser vom Lannerstasundet im östlichen Stockholm. Auch dort kann man teilweise mit dem Bootshaken rechts und links ein Stück Kuchen von den Gartentischen der Anrainer aufpieksen und mit den Händen fast das Ufer greifen.
„Unsere Ankerbucht“ entpuppt sich dann eher als eine Mini-Ankerbucht. Da ist für uns allein schon fast kein Platz zu schwojen. Außerdem bläst es inzwischen mit fast 30kn aus Südwest. Abends, nachdem der Wind etwas nachgelassen hat, setzen wir unseren Anker nochmal etwas anders. Wir lagen mit dem Heck doch recht nah an der etwas größeren der beiden schmalen Einfahrten. Nachdem wir beide der Meinung sind, dass es so geht, legen wir uns hin.
Gegen 1:00 hören wir Schraubengeräusche, die zu etwas richtig Großem gehören müssen. Unsere kleine beschauliche Ankerbucht ist taghell erleuchtet und ein ausgewachsener Fischtrawler fummelt sich durch die enge Zufahrt in „unseren Teil“ der Mini-Bucht hinein und macht genau an der Stelle fest, die wir uns als Ausweichplatz ausgesucht hatten, falls es sich der Wind doch nochmal anders überlegt und wieder Alarm machen will. Gut, dass wir abends unseren Hintern aus der größeren der beiden kleinen Einfahrten genommen haben, sonst wäre das für diesen Einparkkünstler vielleicht doch etwas zu eng geworden.
vor Anker im Ulvøysund
58° 6′ 52,9″ N, 8° 12′ 30,5″ E