Am nächsten Tag haben wir Zeit, uns Flekkefjord anzusehen. Es ist Samstag und das gute norwegische Wetter scheint halb Norwegen raus gelockt zu haben, denn es regnet nicht und es gibt Tendenzen, dass sich die Sonne zeigen könnte.
Unzählige Enkel werden von ihren Eltern an den Stegen abgesetzt, um mit Oma und Opa zur Hütte zu fahren, zu angeln oder nur mal so etwas durch die Fjorde zu schippern. Es ist immer wieder ein ähnliches Ritual. Erst sind Oma und Opa da, fummeln am Boot rum und schauen immer mal wieder rüber zur Pier. Dann trifft der Enkeltransport ein und es gibt ein großes Hallo. Dann folgt ein kurzer Abschied von den Eltern und eins der Enkel sitzt Sekunden später schon hinter dem Steuer. Der Opa steht dahinter und wirft den Motor an, die Oma wirft die Leinen los. Dann schlüpft das Boot wie eine Billardkugel aus der Box und fährt mehr oder weniger geradeaus in den Fjord hinaus. Die Größe der Schlängel hängt direkt vom Alter des steuernden Enkel ab. Die stolzen Eltern winken noch und gehen dann Shoppen.
Wir schlendern jetzt auch erstmal Downtown. So groß ist Flekkefjord ja nicht, aber, wie gesagt, es ist Samstag und es ist proppenvoll. Am Kirchplatz, direkt an der Durchfahrt in dem hinteren Teil des Fjordes, spielt das Flekkefjorder Blasorchester oder ist es doch eher eine Big Band? Alles Blechbläser und richtig richtig gut. Wir bleiben eine Weile stehen und hören zu. Es sind bestimmt 30 oder 40 Bläser, unglaublich, dass in diesem kleinen Ort eine solche Truppe mit solch einer Spielqualität zusammenkommt. Da muss ja fast von jeder Familie einer dabei sein.
Im oberen Teil von Flekkefjord liegt das Holländer-Viertel. Speziell die Holländer haben mit Flekkefjord einen sehr regen und engen Holzhandel betrieben. Das hat viele Holländer hier ansässig werden lassen, aber auch viele Norweger nach Holland auswandern lassen.
Im Holländer-Viertel sieht man den holländischen Einfluß beim Hausbau deutlich. An einigen Stelle hängen Bilder der Strassen von vor nunmehr fast 150 Jahren. Fast alles ist ziemlich gleich und unverändert geblieben. Ein komisches Gefühl, diese alten Bilder zu sehen und dann durch dieselben Gassen zu gehen.
Am frühen Nachmittag machen wir uns langsam reisefertig. Nun soll es wirklich in den Stavanger-Fjord gehen. Das Wetter prickelt zwar nicht, aber der Wind soll mit 20 kn moderat irgendwie aus Süd kommen. Gute Voraussetzungen für eine ruhige Nachtfahrt.
in Flekkefjord am Gastlieger
58° 17′ 37,2″ N, 6° 39′ 36,5″ E