Nach Fredrikstad hat es uns ja nur gelockt, weil im norwegischen Reiseführer steht, dass Fredrikstad die „älteste noch bewohnte Altstadt“ überhaupt hat und das die Festung auch „Schwedenschreck“ genannt wird. Nicht, dass wir irgendetwas gegen Schweden haben, aber wenn die Schweden sich von etwas erschrecken lassen, dann kann dies nur bedeuten, dass dort etwas ganz außerordentlich Imposantes steht.
Leider ist es nun aber so – wie schon so oft in diesem Urlaub -, dass wieder einmal alles ganz anders gekommen ist, als geplant. Wir werden nicht die „älteste noch bewohnte Altstadt“, noch den „Schwedenschreck“ so richtig im Erinnerung behalten, wenn wir an Fredrikstad denken. Denn wenn man z.B. die Altstadt von Visby kennt oder die Festung von Helsingør gesehen hat, weiß man, wie hübsch man in Altstädten wohnen kann oder was Schweden wirklich erschreckt.
Schön ist es aber trotzdem, nur eben nicht ganz so spektakulär, wie von uns erwartet.
Nein, von Fredrikstad bleiben uns drei, ganz andere Dinge in Erinnerung. Zum einen der wirklich beeindruckende Strom, der sich durch die Fjorde der Stadt schiebt, die noch aktive Holzschiffswerft und die Monster-60cm-extra-stor-Pizza von Solveig’s Pizzeria.
Der Strom ist wirklich beeindruckend, wobei wir wohl nur die mittlere Variante, also nicht die „extra-stor-Variante“, wie bei der Pizza erlebt haben. Da der Strom hier so schön zuverlässig und kräftig schiebt, wurden damit auch Wasserräder betrieben, deren Kraft man zum Pumpen und Getreidemahlen genutzt hat.
Absolut beeindruckt hat vor allem mich die Holzschiffswerft von Fredrikstadt. Ganz genau haben wir es nicht rausbekommen, aber die wird wohl nicht mehr kommerziell betrieben, sondern eher als Restaurationswerft von engagierten Liebhabern und Förderern. Unzählige von kleinen, mittleren und großen Schiffen werden und wurden restauriert und liegen nun dort vor Ort. Teilweise echte Schönheiten.
Und viele warten noch darauf, dass sich Ihnen einer annimmt. Auf erstaunlich vielen Schiffen arbeitet irgendjemand. Es wird gesägt, eingepasst, geschliffen oder lackiert. Alles ist richtig lebendig und offensichtlich kommen auch Eigner von Holzschiffen extra hierher, um hier zu liegen, sich auszutauschen und vielleicht selbst mit Unterstützung der anderen etwas zu reparieren.
Das wäre auch was für mich, aber dann hätten wir „Holzschiffsrenovierung“ als Zukunftsziel und nicht unsere Segelreisen. Vielleicht später, es gibt ja noch genug alte Schiffe zum Renovieren ?.
Und richtig beeindruckt waren wir dann von der Monster-60cm-extra-stor-Pizza von Solveig’s Pizzeria an deren Steg wir ja aus Mangel anderer Liegeplatzmöglichkeiten festgemacht hatten.
Das Lächeln des Kellners hätte mich warnen können, als Lin sich eine „normale“ Pizza und ich siegessicher „Solveig’s special extra stor“ bestellte. Mein schnell hinterher geschobenes „for my partner and me“ hörte sich eher nach einem Friedensangebot als nach einem selbstbewußten „Wir-wissen-genau-was-wir-bestellen!“ an. Und dann kam sie und Astrid konnte gerade noch so ein „Oh-my-God!“ unterdrücken und in diesem Moment wußten wir, dass wir auch morgen noch Pizza haben werden.
Ansonsten ist Fredrikstad eher unspektakulär. Man kann sich dort fußläufig versorgen, aber so richtig gut liegen kann man eigentlich nirgends. Vielleicht später einmal zwischen den Brücken vor den Neubauten und an der dortigen neuen Holzpier. Sofern die dann nicht „privat“ wird, was fast anzunehmen ist. Wenn man ein Gegen-den-Strom-Einparkkünstler ist, kann man auch versuchen zu tanken, aber dann muss man diese Stromanlegemanöver wirklich schon gut beherrschen.
in Fredrikstad
59° 12′ 22,8″ N, 10° 56′ 21,6″ E