Risør -> Malmøya, Skutebukta (A) Start: 12:40 Ende: 19:40 Wind: W – WNW 15 – 22 kn Distanz: 34,4 sm Gesamtdistanz: 761,6 sm
Risør verlassen wir mit dem festen Vorsatz, irgendwann noch einmal zurückzukommen. Es ist einfach wunderschön hier und wir haben erst so wenig gesehen und vor allem noch gar nicht richtig die Seele baumeln lassen. Aber die Zeit drängt, denn es sind noch einige Meilen bis Oslo.
Wir sind gespannt, ob wir merken, dass der Autopilot heute anders steuert, Astrid hat ja gestern einige Parameter angepasst. Außerdem hat Astrid nun wirklich DIE Ankerbucht entdeckt, die erstens groß genug für ein freies Ankern ist und zweitens nicht zu tief für unsere Kinderankerkette und drittens wohl auch noch für Nicht-Norweger ansteuerbar sein soll. Das sind immerhin die drei wichtigsten Kriterien, die wie beim Ü-Ei Spiel, Spaß und Spannung garantieren.
Ab Risør haben wir nur wenig richtiges Schärenfahrwasser, schnell kommt auf unserem Kurs nach Nordosten in Richtung Stavern viel freies Wasser. Da der Wind uns auch heute treu bleibt und wie die letzten Tage im Tagesgang auch wieder ordentlich zunimmt, rauschen wir munter dahin. Allerdings bleibt der Wind heute etwas gesitteter, was auch die Wellen etwas moderater bleiben läßt. Sobald nun eine Welle den Hintern der PINCOYA anhebt und zur Seite schieben will, steuert der Autopilot früher und schneller gegen. Das passt also schon mal. Wahrscheinlich müssen wir noch etwas mit den Steuerparametern herumprobieren, bis es für alle Konditionen richtig passt, aber so geht es schon mal besser.
An der Einfahrt zu unserer Ankerbucht tut uns ein Norweger dann auch noch gleich den Gefallen, herauszukommen, so gibt es keine Zweifel, wo wir reinmüssen, um zu unserer Ankerbucht zu kommen. Abgesehen davon ist die ganze Einfahrt hier wirklich klar und unmissverständlich ausgetonnt.
Kurz vor 20:00 lassen wir den Anker fallen und der beißt sich auch gleich auf ca. 5 Meter Wassertiefe ordentlich fest. Endlich mal eine ruhige Nacht vor Anker, so wie wir uns das vorgestellt haben. Das haben wir uns jetzt aber auch wirklich mal verdient.
auf Malmøya in der Skutebukta vor Anker
59° 0′ 59,5″ N, 10° 6′ 14,1″ E
Malmøya, Skutebukta (A) -> Saetre (A) Start: 10:45 Ende: 22:30 Wind: W – WNW 15 – 22 kn Distanz: 57,7 sm Gesamtdistanz: 819,3 sm
Bis Oslo sind es heute immer noch kapitale 70 Seemeilen und wir haben nur noch einen echten Fahrtag. Donnerstag wollen wir nur noch in einen City-Hafen in Oslo und heute irgendwie kurz vor Oslo vor Anker gehen. Da gibt es einige nette Plätzchen, aber die verbleibenden 55 sm wollen auch erst einmal gesegelt werden.
Neben uns liegt ein Norweger vor Anker, der morgens mal seinen Bordhund Gassi rudern muss. Der Hund guckt auf dem Hinweg etwas verspannt und der Norweger grüßt nur kurz. Auf dem Rückweg lächelt der Köter und Astrid quatscht das Herrchen an. Schnell sind alle aktuellen News des Woher und Wohin und Warum überhaupt ausgetauscht. Auch die letzten Wetter-News wechseln ihren Besitzer und werden kurz discussed. Da der Wasserstand über Nacht um gut 60cm gefallen ist und zu uns nun kleine Scheißfelsen herüber grinsen, deren Grinsen wir gestern unter Wasser noch gar nicht sehen konnten, treibt Astrid zur Eile. Eigentlich ist gar keine Eile, denn die kleinen Grinsefelsen sind immer noch genauso weit weg, wie gestern, als wir ihr Grinsen noch gar nicht sehen konnten, aber egal, die Capitana befiehlt Aufbruch.
Als wir so dabei sind aufzubrechen, sehen wir den Norweger nun ohne Hund wieder in sein Dinghi klettern und zu uns herüber rudern. Er entschuldigt sich, aber seine Capitana hätte ihn geschickt und sie hätten gerade noch einmal gleich die Zugverbindungen zum Oslo Airport geprüft und da gebe es die Möglichkeit, von Tønsberg oder von Larvik mit dem Zug zu fahren. Oslo ist ja noch ziemlich weit und der Oslo-Fjord ziemlich lang und da hat eben seine Frau ihm aufgetragen, uns zu sagen, was sie machen würden, wenn es denn nun ihre Tochter wäre, die morgen dort in Oslo mit dem Flieger ankommen soll. Auf’s wärmste werden uns die absolut zuverlässigen und schnellen Verbindungen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln empfohlen, denn dass wäre schließlich viel einfacher, als jetzt mit dem Schiff ganz nach Oslo zu fahren. Und seine Frau hat ihn extra nochmal losgeschickt, um uns genau das extra nochmal zu sagen, so wie sie es machen würden, wenn es eben ihre Tochter wäre.
Wir sind von so viel Hilfsbereitschft und Anteilnahme echt gerührt. Schon in Risør hatten wir so ein sorgendes, norwegisches Pärchen an unserer Seite und auch sie haben uns die öffentlichen Verkehrsmittel Norwegens wärmsten ans Herz gelegt, gerade wenn es darum geht, die eigene Tochter vom Flughafen abzuholen.
In der Tat, Tønsberg und Zug ist eine gute Idee. Schließlich wissen wir ja gar nicht, wie es heute segeltechnisch so läuft. Wir versichern dem Norweger, dass wir seinen Rat beherzigen und da wir ja eh direkt an Tønsberg vorbeikommen, ist das ja sowieso gar kein Problem und liegt eh irgendwie auf dem Weg. Am Ende sind wir beruhigt, weil es Alternativen gibt, der Norweger zufrieden, weil er uns helfen konnte und die Capitana des Norwegers ist auch zufrieden, weil nun erst eimal alles geklärt ist, was zu klären war und keine Tochter droht, am Osloer Flughafen abhanden zu kommen.
In der Tat denken wir über die Zugalternative nach, aber unser Segeltag verläuft so brilliant, dass wir die Alternative gar nicht brauchen und nach gut 58 Seemeilen und knapp 12 Stunden später vor Saetre-Havn an einer Gästemooring festmachen. Nun sind es nur noch rund 12 sm bis Oslo-City und der Ankunftsempfang von Lin ist gesichert.
vor der Marina Saetre vor Anker
59° 41′ 6,8“ N, 10° 31′ 44,9″ E
Saetre (A) -> Oslo (Aker Brygge Marina) Start: 10:30 Ende: 14:30 Wind: NNE 8 kn Distanz: 17,2 sm Gesamtdistanz: 836,5 sm
Die letzten 17 Seemeilen sind ein Katzensprung, dann ist es geschafft, wir sind pünktlich in Oslo, um Lin in Empfang zu nehmen.
Nach dem höchsten Punkt unserer Reise, dem Preikestolen mit 604 m, haben wir nun mit Oslo auch den nördlichsten Punkt unserer diesjährigen Reise mit 59° 54’ 25,4’’ N erreicht. Und mit dem Wetter hatten wir bis hierher auch ein unverschämtes Glück! Der Wind war zwar bis auf 2 Ausnahmen immer recht kräftig, hatte aber nur einmal die falsche Richtung. Es ist unglaublich, aber wir konnten in einer Rutsche von HHafen um Skagen herum nach Norwegen segeln und nun haben uns recht kräftige, aber beständig achterliche Wind in vielen kleineren Rutschen wieder zurück ums Kap Lindesnes bis nach Oslo geblasen. Insgesamt haben wir bis hierher schon 836,5 sm in unserem Kielwasser gelassen und das in nur 15 Fahrtagen.
Und nun warten wir auf Lin, die sich jetzt langsam in Hannover auf den Weg macht. Und nun lassen wir es auch ganz bestimmt viel ruhiger angehen ?.
So ganz pünktlich kommt Lin am Ende nicht an. Sie hat fast 3 Stunden Verspätung, weil in Norddeutschland Unwetter toben und der Flieger nicht starten kann. Astrid und ich vertrödeln erst die Zeit am Bahnhof und als dann die Startmeldung doch noch kommt, fahren wir zum Flughafen und trinken dort unser teuerstes Wartebier EVER! 11€ pro Bier, das ist schwer zu toppen.
Um 22:40 können wir Lin dann in die Arme nehmen und kurz vor Mitternacht sind wir dann auch endlich wieder auf der PINCOYA. Und dort kann Lin dann gleich einen Mittsommernachtsabsacker mit uns nehmen und sehen, wie sich die Norweger über die Mittsommernacht freuen. Schließlich liegen wir ja mitten im Zentrum in der poshiposh-sten Marina Oslos direkt vor Tjuvholmen in der Aker Brygge Marina.
in Oslo in der Aker Brygge Marina
59° 54′ 25,4“ N, 10° 43′ 32,7″ E