Jørpeland -> Kirkehamn (Hidra) Start: 13:45 Ende: 08:00 Wind: W – WNW 16 -> 0 kn Distanz: 90,4 sm Gesamtdistanz: 580,6 sm
Der Preikestolen steckt uns noch morgens in den Knochen. Das Aufstehen fällt irgendwie schwerer als sonst und die Schmerzen im Gebälk erzählen die Geschichte von zwei untrainierten Heroen, die aufbrachen, das Dach Norwegens zu erklimmen. So lassen wir den Morgen ruhig angehen. Abgesehen davon, dass wir stolz wie Oskar sind, fühlen wir uns inzwischen auch wieder warm und trocken. Nur unsere Klamotten könnten noch das ein oder andere Stündchen der Trocknung vertragen. Die Schuhe vielleicht sogar noch etwas mehr.
In jedem Fall soll es heute weitergehen. Nächste Woche Donnerstag fliegt Lin in Oslo ein und bis dahin müssen wir dort sein. Dorthin wollen wir aber nicht hetzen, sondern uns gemütlich treiben lassen. Der Südwesten von Norwegen lädt dazu zwar auch schon an einige Stellen ein, aber im Schärenfahrwasser ab Mandal in Richtig Nordosten gibt es viele Eckchen, wo wir gerne mal unseren Anker fallen lassen würden.
Etwas tricky hierbei ist das Wetter. Wir brauchen irgendetwas, das uns nach Süden bringt. Gegen Wind und Strom gegenan bolzen kann man hier getrost vergessen. Heute ist es eigentlich ganz passend und wenn das Starkwindfeld nicht zu schnell nach Süden abzieht, kann es uns vielleicht sogar in einer Rutsche bis Mandal mitnehmen. Dort hat Astrid eine Ankerbucht ausgesucht, die deutlich größer ist als die letzte und die wunderbar geschützt in den Schären liegt.
Da das eh wieder eine Nachtfahrt wird, ist es wurscht, ob wir gleich oder 2 Stunden später losfahren. Außerdem müssen wir uns ja auch erstmal wieder ganz aus dem Stavangerfjord herausfummeln. Also wird erst einmal gefrühstückt, geduscht und danach alles soweit aufgeklart, dass es die Urlaubsstimmung nicht beeinträchtigt. Dann gehen wir noch schnell einkaufen, denn die frischen Sachen sind aus und wir brauchen dringend neues Grünfutter, Obst und vielleicht auch mal etwas neuen Käse und Joghurt.
Um 13:45 beginnen wir unsere Kreuz aus dem Stavangerfjord. Alles passt mehr oder weniger gut, bis …. wir kreuzen gerade eng um eine der Bohrinseln herum …. auf unseren beiden vollständig unabhängigen GPS-Systemen, AIS und Furuno, beide mit eigener Empfangseinheit, zeitgleich der GPS-Empfang ausfällt. Wir sind ziemlich ratlos, die beiden haben absolut nichts gemeinsam, außer die 12V Versorgung und der geht es bestens, wie auch allen anderen Geräten. In beiden Systemen ist der GPS-Empfang einfach so …. puff weg ?!
Nun wäre ja Martin nicht Martin, wenn er nicht wenigstens ein drittes und viertes BackUp-System irgendwie in petto hätte. Schwupps zapfen wir über Bluetooth die GPS-Daten der Bösen Elfe ab und schon läuft die elektronische Navigation wieder. Die Böse Elfe und auch die iPhones (BackUp 4) haben überhaupt kein Problem mit dem GPS. Das beruhigt auch, denn so ist schonmal klar, dass Herr Trump nicht doch einen Krieg begonnen hat und deswegen das GPS für die private Nutzung abgeschaltet hat.
Astrid und ich fummeln abwechseld an unserem AIS und dem Furuno herum, aber die empfangen schlicht und ergreifend keine oder nur ganz schwache GPS-Signale. Wir halten Kriegsrat. Was ist das Problem? … keine Ahnung … Irgendwie gefährlich? …. nö …. Umdrehen oder weiter? …. weiter… Aktuell können wir eh nichts machen und eine Variante der elektronischen Navigation läuft ja sogar. AIS haben wir zwar nicht mehr, aber das gab es früher ja auch nicht und damals haben wir ja auch mit Papierkarten navigiert und die liegen schon auf dem Tisch, …. also weiter.
Nach ca. 30 Minuten hat der Fururo wieder eine Position. Ein kleiner Satelliten-Check zeigt, dass er wieder üppigen Empfang hat. Kurz darauf meldet das AIS wieder »grün«, das weiß nun auch wieder, wo wir sind. Toll, bis heute haben wir keine Idee, was das war, aber so haben wir auch mal unsere BackUp-Kette getestet, von der selbst ich wenigstens bis jetzt glaubte, das die schon etwas überkandidelt ist.
Der letzte Rest unserer tollen Nachtfahrt bis in Astrids tolle Ankerbucht ist schnell erzählt. Mitten in der Nacht, etwa auf Höhe Egersund, verdrückt sich der Wind, lässt uns aber seine alten gebrauchten Windwellen zurück. Bis dahin waren wir prima und flott unterwegs. Meine Nachtruhe fällt erst den schlagenden Segeln und dann dem elendigen Motorgebrumm zum Opfer. In solchen Situationen krieg ich selbst mit Antibrumm in den Ohren (Ohropax 😉 ) kein Auge zu. Dann machen wir den Fehler, nicht einfach bei Egersund reinzugehen, sondern Strecke mit Motor erzwingen zu wollen. Also weiteres Motorengebrumm und elendiges Rollen in der alten See. Ab 2:30 habe ich wieder Wache. Astrid hat mich etwas länger liegen lassen und mir auch zur Aufmunterung einen frischen Tee gekocht. Damit halte ich bis 5:00 durch, dann habe ich die Nase voll und verkünde Astrid, dass wir da vorne irgendwo reingehen und den Motor ausstellen. Scheißegal wo, aber da ist so ne Insel Hidra. Und da gehen wir rein.
Und so machen wir um 8:00 in Kirkehamn auf Hidra fest und stellen den Motor aus. Eigentlich wollte ich nur den Anker reinwerfen oder an eine Mooring gehen. Das geht immer am einfachsten, gerade wenn man keine Lust mehr hat. Aber zum Ankern ist es zu tief und die Mooring sieht so aus, als ob die im letzten Jahrhundert ihre besten Tage schon gehabt hatte. Also vor dem Restaurant Kongshavn an den Jettis festmachen und ab in die Koje!
Im Handumdrehen schnappt uns eine unendliche Ruhe und wir fallen in einen tiefenverdächtigen Schlaf.
in Kirkehamn auf Hidra
58° 14′ 3,7″ N, 6° 31′ 50,5″ E