Zwischenstopp auf Hidra


„In Kirkehamn.“

„In Kirkehamn.“

Schon beim Einlaufen hat uns Kirkehamn seinen ganzen Charme entgegengeworfen. Trotz meiner brummeligen Genervtheit musste ich da schon ein „Boah-wat-is-dat-schön-hier“ murmeln. Nun, mit einem Kaffee in der Hand und der warmen Sonne auf dem Bauch, sind wir ziemlich froh, dass uns die letzte Nacht hier herein gelotst hat. Ein leichter Süd plätschert mit seinen Wellen an unseren Heck, Vögel zwitschern hinter uns in den bewaldeten Hängen der felsigen Insel und selbst die wenigen Möwen halten mal ihren Schnabel und prügeln sich nicht um jedes Stückchen vermeintlich Essbares.

„Unser ganz privates Entspannungsprojekt.“

„Unser ganz privates Entspannungsprojekt.“

Wir machen einen kleinen Spaziergang um die Bucht und machen danach nichts. Einfach so mal nichts. So habe ich kurz darauf tatsächlich meine erste Nah-Entspannungserfahrung in diesem Urlaub.

„Einmal rund der Bucht von Kirkehamn. Warum dieser Hafen so heißen könnte, ist … ein Rätsel ;-) “

„Einmal rund der Bucht von Kirkehamn. Warum dieser Hafen so heißen könnte, ist … ein Rätsel 😉 “

„Kirkehamn - Perspektiven“

„Kirkehamn – Perspektiven“

„Es muss nicht immer Sonne sein!“

„Es muss nicht immer Sonne sein!“

Am nächsten Tag, der Wind ist eh erst wieder morgen dazu geeignet, etwas weiter nach Süden zu kommen, erklimmen wir den Hausberg. Dort haben norwegische Künstler dem deutschen Größenwahnsinn aus dem 2ten Weltkrieg mit zwei Små Hytta einen ganz friedlichen und viel vergänglicheren Akzent entgegen gesetzt, denn der Hausberg von Kirkehamn wurde damals von den Deutschen zu einer Festungsanlage fast vollständig umgebaut.

„Die Små Hytta. Man kann sie auch buchen und dort übernachten. Blau Wohnzimmer, rot Schlafzimmer.“

„Die Små Hytta. Man kann sie auch buchen und dort übernachten. Blau Wohnzimmer, rot Schlafzimmer.“

„Ausblicke….“

„Ausblicke….“

„Auch wir tragen uns ins Gästebuch ein, auch wenn ich dabei aussehe wie ein DDR-Grenzer (nur etwas bunter ?)“

„Auch wir tragen uns ins Gästebuch ein, auch wenn ich dabei aussehe wie ein DDR-Grenzer (nur etwas bunter ?)“

„Kirkehamn mal von oben.“

„Kirkehamn mal von oben.“

Sehr beschämt gehen wir durch die stark verfallen Festungsanlagen, können aber noch gut erahnen, was hier damals für ein Wahnsinn abgegangen sein muss. Als wir so zwischen den Ruinen des 2ten Weltkriegs stehen, rauschen die Schlagzeilen dieses neuen Nationalismus gleich wieder durch unsere Köpfe. Ein Nationalismus, der ja nicht nur Deutschland und einige weitere europäische Staaten erfasst hat, sondern sich anscheinend ja auch wie ein Schwelbrand auf der ganzen Welt verbreitet. Und dieser Nationalismus steht einem zunehmenden religiösen Wahn gegenüber, wobei die beiden sich im schlimmsten Fall ja durchaus auch vereinen können. Und immer sind die anderen Schuld und immer gehören die anderen bekämpft und im besten Fall vernichtet. Egal ob völkisch-, nationalistisch- oder religiös-motiviert, wieso können die Menschen nicht einfach mal friedlich miteinander umgehen? Wieso können wir den anderen nicht einfach so sein lassen, wie er ist und wieso wird immer überall Angriff und böse Absicht vermutet? Und wieso muss sich der eine immer in dem Gefühl, etwas Besseres zu sein, Recht zu haben oder erleuchteter zu sein über den anderen erheben?

„Deutscher Festungswahnsinn.“

„Deutscher Festungswahnsinn.“

„Der Kriegswahnsinn lässt sich noch weniger verstehen, wenn man sich mal die Landschaft drumherum ansieht.“

„Der Kriegswahnsinn lässt sich noch weniger verstehen, wenn man sich mal die Landschaft drumherum ansieht.“

Mit diesen Gedanken stehen wir etwas beklommen in dieser wunderschönen Landschaft dieses friedlichen Norwegens. Aber vielleicht beantwortet die friedliche Wiederbesiedlung der Festungsanlagen unsere Fragen am besten. Denn es waren nicht die Scharfmacher, die hier das Leiden des Kriegs hergebracht haben, es waren die Treudoofen, die den Scharfmachern auf den Leim gegangen sind. Und die haben hier für das Leid gesorgt und die sind hier am Ende auch für den Wahnsinn einzelner Vollidioten gestorben. Und fast symbolisch sind dieses Treudoofen schon wieder da und warten nur auf ihren nächsten Scharfmacher, dann kann es gleich wieder losgehen.

„Mehr treudoofe Symbolik ist kaum möglich, das Warten der Treudoofen auf ihren nächsten Scha(r)fmachner. In der Ruine der Kommandantur.“

„Mehr treudoofe Symbolik ist kaum möglich, das Warten der Treudoofen auf ihren nächsten Scha(r)fmachner. In der Ruine der Kommandantur.“

In bestem Sonnenschein sitzen wir noch einige Zeit neben dem Gipfelkreuz des Hausbergs von Kirkehamn und lassen den kühlen Sommerwind die trüben Gedanke fortblasen und genießen einfach nur die Ruhe und den Frieden und unsere heutigen Möglichkeiten, sich in einem riesigen Europa noch fast völlig frei bewegen zu können.

„Der Weg zurück.“

„Der Weg zurück.“

in Kirkehamn auf Hidra
58° 14′ 3,7″ N, 6° 31′ 50,5″ E