Hallo Lichtturm!


2x Heiligenhafen -> Orth (A) Start: 1x Freitag + 1x Samstag Ende: Sonntag Wind: W -> SE-> W -> NW 0 -> 18 kn Distanz: ~15,0 sm Gesamtdistanz: 30,0 sm

„Abendstimmung in HHafen, mal mit meinem neuen 20mm Objektiv ?“

„Abendstimmung in HHafen, mal mit meinem neuen 20mm Objektiv ?“

Freitag:
Noch am späten Freitagnachmittag verdrücken wir uns aus dem Hafen. In dem schmusigen Segelwind lassen wir die Seele baumeln und die Arbeitswoche abtropfen. Es ist schon ziemlich lange her, dass wir mal noch am Freitag ausgelaufen sind, um den Rest der Welt hinter uns zu lassen. Nicht immer war das Wetter danach und nicht immer war uns noch danach. Aber manchmal eben schon und dann fragen wir uns, wieso wir das nicht öfter machen. Man ist vielleicht doch zu oft einfach zu bequem und zu faul.

So hat der Motor heute Kurzarbeit und schon am Deviationsdalben vor Heiligenhafen sind die Segel oben. Kurz vor der grünen Tonne ist dann auch der Autopilot drin und wir plätschern dahin. Irgendwie zwischen halb und ´nen büschen mehr dran. Es fährt so vor sich hin und um uns herum zählen wir bis zum Horizont höchsten 2 Hände voll Segel. So muss ein Freitagabend sein. Viel mehr braucht es da nicht. Je tiefer die Sonne auf den Horizont rutscht, desto weicher wird das Licht. Noch einen Schlag rüber und dann ab zu unserem Ankerplatz vor Orth. Gegen 19:00 fällt der Anker in der Orther Bucht hinter Flüggesand. Ein toller Ankerplatz zum Freitagabendfeierabend. Astrid holt zwei Gläser Wein. Leider kommt der Wind irgendwie aus West, so müssen wir immer mal wieder um die Sprayhood herum gucken, um den Sundowner zu sehen. Seitdem wir hier vor Anker liegen, dienen wir einem Kiter als Wendemarke. Bis 20:00 reicht der Wind gerade noch so zum Kiten. Immer wieder saust er vor oder hinter uns durch, ruft „jappadappadu“, wünscht uns einen tollen Abend und kommt zum Schluss noch einmal rum, um Tschüß zu sagen. Den Spass, den er versprüht, kann man förmlich mit Händen greifen. Wie toll ist es, dass jeder diese wunderbaren Momente so friedlich und ganz auf seine eigene Weise genießen kann. In welchem Kontrast steht dieser Moment zu der Welt, die wir als normal ansehen?

„Vor Anker hinter Flüggesand …  und ein unglaublicher Sonnenuntergang!“

„Vor Anker hinter Flüggesand … und ein unglaublicher Sonnenuntergang!“


Samstag:

„… und ein noch viel unglaublicherer Sonnenaufgang.“

„… und ein noch viel unglaublicherer Sonnenaufgang.“

Samstag weht der Wind zwischen schlapp und ganz schlapp. Nach dem Frühstück brummen wir schnell zurück nach Ortmühle, denn Johanna, Luiz und Leonard kommen uns besuchen. Das Wetter ist ideal für kleine und große Segelaspiranten. Erst durchstöbert Leonard das „große Boot“, dann drehen wir einige Hafenrunden mit dem „kleine Boot“. Da Leo das Wasser überhaupt toll findet und ihn nur wenig auf seinem Weg zum Wasser zurückhalten kann, haben die acht Hände von uns alle Hände voll zu tun.

„Eine kleine Hafenrunde im „kleine Boot“ und …Hallo!“

„Eine kleine Hafenrunde im „kleine Boot“ und …Hallo!“

Als wir dann zu einer kleinen Segelrunde aufbrechen, entdeckt Leo ein neues Hobby. In dem Fahrwasser sind die anderen Schiffe ganz dicht und wenn man auch nur mit einem dünnen Stimmchen „Hallo“ ruft und winkt, geht auf dem anderen Schiff sogleich die große Zurückwinkundhallomaschine an. Das ist toll! Und die Tatsache, dass fast alle Eigner im Oma-und-Opa-Alter sind, läßt noch etwas mehr Begeisterung zu uns herüber schwappen.
Nach dem Fahrwasser zieht sich allerdings das Feld der Schiffe schnell auseinander und Leos zartes „Hallo“ verhallt schon auf halben Weg zum nächsten Schiff ungehört. So gehen wir auf den einen oder anderen Kollisionskurs und nicht nur einmal wird man uns für vollkommen bekloppt gehalten haben, bis Leos kleine Hand auftaucht und sein kleines „Hallo“ doch noch sein Ziel erreicht. Natürlich immer mit der gewünschten Wirkung ?.

„Wasser und Algen im Überfluss.“

„Wasser und Algen im Überfluss.“

Am Nachmittag lassen wir den Anker wieder vor Orth fast an derselben Stelle wie gestern fallen. Leo bekommt eine Pütz ins Cockpit, randvoll gefüllt mit Ostseewasser und tollen langen Algen. Wir gehen abwechselnd schwimmen, aber Leo ist bald ebenso nass wie wir. Gott sei Dank gibt es genug Nachschub an Ostseewasser, so dass in der Pütz kein Mangel entstehen kann.

„Etwas skeptisch guckt er doch, als Papa einfach so ins Wasser springt.“

„Etwas skeptisch guckt er doch, als Papa einfach so ins Wasser springt.“

Abends entdeckt Leo allerdings noch etwas ganz besonders Faszinierendes, den „Lichtturm“. Wir liegen direkt hinter Flüggesand und schon bald ist das Licht vom Lichtturm ganz schwach im Gegenlicht des Sonnenuntergangs zu sehen.

„Der Lichtturm, der Wahnsinn!“

„Der Lichtturm, der Wahnsinn!“

Je dunkler es wird, desto größer wird Leos Begeisterung für den „Lichtturm“. Schließlich macht der ja sein Licht immer so schön an und aus. Da wir Ostwind haben, man kann man den Lichtturm ganz wunderbar direkt aus dem Cockpit sehen. So steht Leo fast ununterbrochen auf den Sitzbänken, zeigt mit seinem kleinen Finger auf den Lichtturm und brabbelt sein brandneues Wort „Lichtturm“ immer und immer wieder vor sich hin. Fast im Rhythmus der Kennung von Flüggesand. Als Leo eigentlich schon einschlafen soll, muss er spät abends dann aber trotzdem noch einmal gucken, ob der Lichtturm auch wirklich noch da ist, wie wir es ihm versprochen haben, damit er beruhigt in der Koje verschwinden kann.

Am nächsten Morgen bricht Leos Welt allerdings für wenige Augenblicke vollständig zusammen. Sein erster Weg führt ihn direkt aus der Koje ins Cockpit. Aber der Lichtturm ist weg, einfach nicht mehr da und vollständig verschwunden. Mit großen Augen steht er nun da, sagt ganz leise „Lichtturm?“ und seine Hand sinkt enttäuscht herunter. In der Nacht hat der blöde Wind bösartig von Ost auf West gedreht und so für Leos Entsetzen gesorgt. Nun ist der Lichtturm in der Tat nicht mehr hinten, sondern vorn, denn wir haben uns um 180° gedreht. Und von diesem Sonntagmorgen bleiben uns allen Leos grenzlose Enttäuschung und seine riesige Erleichterung in Erinnerung, als wir den Lichtturm doch mit einem Blick um die Sprayhood herum auf der anderen Seite wiederfinden können.

„Zurück nach HHafen und ….“

„Zurück nach HHafen und ….“

„… der „kleine Boot“ verfolgt uns.“

„… der „kleine Boot“ verfolgt uns.“

Zurück in Ortmühle machen wir dann natürlich noch etwas Strandleben, bis Johanna und Luiz wieder aufbrechen müssen und einen völlig geschafften und immer noch Lichtturm-erfüllten Leo ins Auto setzen.

„Strandleben und plantschen.“

„Strandleben und plantschen.“

„Das Steine flippen klappt noch nicht ganz so, Leos Steine spritzen nur einmal. Aber das kommt sicher auch noch.“

„Das Steine flippen klappt noch nicht ganz so, Leos Steine spritzen nur einmal. Aber das kommt sicher auch noch.“