Nichts als heiße Luft


Nun sind wir schon kurz vor Bornholm und es ist der 15.04. und ich bin nach unserer ersten Nachtfahrt ausgeschlafen und komme nun endlich mal dazu, unsere wartenden Blogs fertigzumachen. Es fehlen noch die Bilder….
Deswegen nun … zack … ein kleiner Zeitsprung zurück in die Vergangenheit:

Samstag 07.04.:
Unsere allgemeinen Vorbereitung haben bisher ja etwas unter dem Heizungsthema gelitten. Astrid versucht sich zwar an weiteren „normalen Reisevorbereitungen“ auf der PINCOYA, wird aber von dem wechselseitig in der Backskiste oder im Motorraum feststeckenden Mann immer wieder gerufen, um irgendetwas anzureichen, abzunehmen, zu halten oder vor der anderen Seite durchzustopfen. Kundige Leser von Segelblogs ahnen es schon, auch der Aus- und Einbau einer neuen Heizung in einem Schiff ist kein wirklicher Quell der Freude. Aber am Samstagabend ist die Ardic demontiert und verschwindet in einem alten Karton in Henry. Im Herbst werden wir die alte Ardic-Heizung über eBay verkaufen, bestimmt freut sich noch irgendein Ardic-Besitzer über dieses hübsche Ersatzteillager.

„Sieht eigentlich noch tadellos aus, nur eben die Pumpe macht Pippi.“

„Sieht eigentlich noch tadellos aus, nur eben die Pumpe macht Pippi.“

Ein erster konkreter Check der Platzverhältnisse zeigt, dass für die Eberspächer alles gut passen sollte. Dieselleitung, Warmluft, Verbrennungsluft und Auspuff liegen mehr oder weniger ähnlich und sollten uns deswegen nicht gleich wieder neue Probleme bescheren. Aber die Steuerung kommt mit einen dicken, 10m langen Kabelbaum daher und der sieht im Karton schon nach sehr viel Verlegespaß aus.

„Morgenkaffee in der Backskiste, denn da muss die neue hin.“

„Morgenkaffee in der Backskiste, denn da muss die neue hin.“

Sonntag 08.04:
Der Sonntag vergeht mit einer unendlichen Kette von unglaublichen Fummelarbeiten in den unmöglichsten Ecken. Wenn etwas grundsätzlich passt, dann braucht es eben doch noch recht lange, bis alles dann tatsächlich passt. Aber am Sonntagabend, nachdem wir gut 10 Stunden lang unzählige Male in die hintersten Ecken der Backskisten-und-Achterkojen-Katakomben gekrochen sind, fehlen nur noch der Auspuff und die Elektrik.

„Alles etwas eng und fummelig.“

„Alles etwas eng und fummelig.“

Christian und Nicole von der My Solution hatten die Idee zu grillen. Doch der Grill der Werft wurde von dem Sonnenwetter vollkommen überrascht und hat seinen Saisonstart formvollendet in der Halle verpennt. So starten die beiden die Grillsaison spontan mit einem Einmal-Grill. Nicole und Christian grillen am Strand schon einmal vor, denn Astrid und ich sind noch bei der Schlussmontage der Heizung selbst. Als die dann endlich im richtigen Winkel an Ort uns Stelle sitzt, werden wir zum Strand-BBQ mit heißen Putenschnitzeln, Würstchen und einem kühlen Bier empfangen. Ein perfekter Saisonstart, auch wenn mir inzwischen jeder Knochen weh tut und ich dringend einfach nur noch in die Koje fallen müsste.

„Sommersaisonauftaktstrand-BBQ. Noch kein Bikiniwetter, aber so etwas trägt Christian ja eh nicht ?“

„Sommersaisonauftaktstrand-BBQ. Noch kein Bikiniwetter, aber so etwas trägt Christian ja eh nicht ?“

Montag 09.04:
Ein unglaubliches Wetterglück verfolgt uns nun schon seit drei Tagen. Es ist warm, sonnig und vor allem trocken. Dass es nicht regnet, ist der Oberglückshammer. Nicht nur, dass die Backskiste natürlich draußen ist und des reinregnen würde, auch unter Deck und vor allem im Cockpit sieht es wieder wie auf einem Schlachtfeld aus. Überall haben sich das Werkzeug, die Einzelteile der Heizung und alle möglichen Verkleidungen verteilt. Es ist unmöglich, irgendeine Ordnung auch nur halbwegs aufrechtzuerhalten. Alles, was sonst in der Achterkoje und in den Backskisten verstaut war, liegt nun draußen herum oder wurde irgendwie in den nicht vom Heizungseinbau betroffenen Schiffsteil gestopft. Nur ein schöner, norddeutscher Landregen könnte dieses Chaos noch perfektionieren?, aber es regnet ja Gott sei Dank nicht ?. So ist das Wetter neben der Tatsache, dass wir überhaupt eine neue Heizung bekommen haben und nun einbauen können, wohl das größte Geschenk an diesem Wochenende.

„Warmluftrohr-Boa und Kabelsalat….“

„Warmluftrohr-Boa und Kabelsalat….“

Montagmittag sitzt dann auch der Auspuff. Das mit dem Rumpfdurchlass und dem Verlegen war nochmal etwas kniffelig. Nun ist alle Hardware eingebaut, jetzt kommt nur noch der elektrische Anschluss. Das Kabelziehen ist ja inzwischen unsere Paradedisziplin. Da macht uns auf der PINCOYA so schnell keiner mehr etwas vor. Wir kennen jeden Weg und jede Ecke und überall liegen schon Sorgleinen. So verschwindet der 10m lange Kabelbaum fast in Windeseile und kommt über 17 Ecken erst wieder mitten im Salon an dem ehemaligen Innensteuerstand heraus. Ausgestreckt reichte der Kabelbaum vom Heck bis ganz vorne in die Bugkoje. Nachdem er nun richtig verlegt ist, ist nur noch ein kleiner, verträumter Meter Kabelbaum über. Es ist immer wieder erstaunlich, wieviel Kabel man in einem Schiff auf den kleinsten Wegen verschwinden lassen kann.

„Steckerpuzzle und irgendwo muss das Kabel da durch.“

„Steckerpuzzle und irgendwo muss das Kabel da durch.“

Eigentlich hat Eberspächer wirklich alles gut vorbereitet und die Montage ist grundsätzlich auch einfach, solange man nicht mit den konkreten Gegebenheiten vor Ort kämpfen muss. Aber ein Kabel macht uns dann doch noch etwas Kopfzerbrechen und wir können uns erst nach einiger Internetrecherche zwischen weiß/braun und braun entscheiden. Am Ende ist es weiß/braun, das auf grau/braun trifft. Und auch beim Pumpenanschluss finden wir nur im Internet, dass die Polung egal ist. Das hätten die Eberspächer ruhig auch schonmal in ihrer Montageanleitung erwähnen können, um dem Laien einige Grübelei zu ersparen.

Um 17:00 starten wir dann den Probelauf. Beim dritten Versuch zündet die Heizung. Es dauert einige Zeit, bis die Pumpe den Diesel aus dem Tank durch die leeren Leitungen bis zur Heizung transportiert hat. Weil die Sonne scheint, stellen wir das Thermostat auf 25°. Das beflügelt die Heizung zu ihrem Power-Boost-Modus. Jetzt kommt richtig heiße Luft und auch gleich richtig viel davon. Davon war unsere alte Ardic immer Lichtjahre entfernt. Toll, es geht, alles ist dicht und alles scheint richtig zu funktionieren.

„Nur heiße Luft und im Auspuff pufft es ?!“

„Nur heiße Luft und im Auspuff pufft es ?!“

Morgen müssen wir nur noch die Kabelstränge im Motorraum wieder bündeln und aufräumen und dann können wir uns endlich fertig machen, um aufzubrechen.

eingeheizt Heiligenhafen / Ortmühle
54° 22′ 20,4″ N, 11° 00′ 15,7″ E