Kuopio -> Hannover – Kuopio, 20.06. – 24.06.
Am Mittwoch früh klingelt unser Wecker um 3:45, denn um 4:45 soll unser Airport-Taxi kommen, um uns einzusammeln. Da wir in Lappeenranta gelernt haben, welche Tücken allein in einer einfachen Busverbindung stecken können, beschließen wir dieses Mal, in der Touristinfomation nachzufragen, wie man von Kuopio zum Flughafen kommt. Auch in Kuopio gibt es eine Busverbindung und ein Airport-Taxi. Allerdings versteckt sich diesmal schon die Touristinformation und lässt uns planlos über den Markplatz irren. Im Internet steht, dass sich die Touristinformation von Kuopio darauf freut, uns bei allen erdenklichen Fragenstellungen mit Rat und Tat zu unterstützen, nur bei unserer allerersten Frage, „Wo zu Teufel hält sich denn nun die Touristinformation selbst versteckt?“ sind wir leider ganz auf uns allein gestellt. Die Kauppakatu, die Straße, zu finden, ist noch kein Problem, denn die führt schnurgerade von Hafen in die Stadt. Allerdings kommen wir nach der Hausnummer 43 auf den Marktplatz und am Ende des Marktplatzes wartet auf uns die Nummer 47 auf die dann auch ziemlich schnell die 49 folgt. In umgekehrter Richtung ist das Spiel recht ähnlich, denn auf der anderen Seite folgt auf die 43 ziemlich schnell die 41. Nur die 45 ist schlicht und ergreifend weg. Wir durchforsten beide Kaufhäuser an den Ecken des Markplatzes und kreiseln von links nach schräg über den ganzen Platz.
Nichts! Die 45 ist weg, verschluckt und irgendwie wie vom Erdboden verschwunden.
Bis Astrid mitten auf dem Marktplatz am Eingang einer Tiefgarage das Wort »Apaja« entdeckt und meint, dies irgendwie auch im Internet schon mal gelesen zu haben. Also gehen wir in die Tiefgarage und stehen unvermittelt in den Katakomben eines unterirdischen Shopping-Centers mit Kita, Restaurants und eben auch der gesuchten Touristinformation, neben der es auch gleich eine laktosefreie Ernährungsberatung mit 5 garantiert glutenfreien Ernährungsberaterinnen gibt. Auf die Idee, dass sich die Finnen wegen des langen Winters auch einbuddeln könnten, sind wir nicht gekommen. Da irren wir überirdisch herum und kommen der Touristinformation nicht nur einmal auf wenige Meter nahe, haben aber keine Ahnung, dass wir auf ihr stehen.
Danach klappt aber alles wie am Schnürchen und um 4:45 biegt tatsächlich ein Airport-Taxi um die Ecke. So problemlos wie es zum Flughafen geht, geht es dann auch weiter via Helsinki, Hamburg und Hannover bis nach Bennigsen, wo Lin uns mit Henry abholt und bis vor die Hausfür fährt.
Und kaum haben wir die Haustür hinter uns zu gemacht, klingelt es auch schon wieder und Sophia und Noah stehen zusammen mit Maren vor der Tür. Und so stürmisch wie Noah und Sophia klingeln und uns begrüßen, geht auch unser langes Wochenende zuhause weiter. Nur der Mittwoch hat für uns noch eine kleine Verschnaufpause, ansonsten jagen sich die Ereignisse, Feiern und Besuche fast im Minutentakt. Es ist fantastisch, aber auch fantastisch anstrengend. Und wie im Zeitraffer rauschen wir durch unseren Heimaturlaub.
Runde Geburtstage und das Abi von Lin werden gefeiert, der Garten erfährt eine Huschifuschipflege, der Anhänger bekommt eine neuen TÜV-Plakette, DHL liefert zwei Pakete mit einigen Kleinigkeiten für die PINCOYA, wir besuchen mein Mütterlein und Sophia und Noah haben endlich mal wieder Oma und Opa zum Anfassen.
Und dann ist es tatsächlich schon wieder Sonntag und wir kramen unsere Sachen zusammen, um den Rückweg und damit unsere zweite Etappe anzutreten.
Auf dem Hamburg Flughafen gönnen wir uns erst einmal das letzte preiswerte Bier. Ein deutsches Flughafenbier hinter der Security-Kontrolle ist fast preiswerter, als ein finnisches Dosenbier vom finnischen Discounter.
Ok, aber warum nun Flughafenbier? Das haben wir uns nämlich erst gegönnt, als wir durch die Kontrolle waren, denn wir waren uns nicht ganz sicher, ob wir da so einfach durchkommen. 250ml Duschi oder Sonnencreme in der Familienflasche kann ja jeder, aber Monster-Karabiner und eine GPS-Antenne rufen schon mal eben die komplette Security-Mannschaft vor den Bildschirm. So haben wir die Security im Hamburger Flughafen ganz schön aufgemischt. Das ging damit los, dass die Bildschirmdame rief: “Oh guckt mal, was ist denn das? Hat das schon einer gesehen?” Das rief den Rest der Truppe auf den Plan und mein zarter Ruf aus dem Hintergrund: “Das sind harmlose Karabiner und eine GPS-Antenne und….denn wir sind Segler… und…” verhallte mehr oder weniger ungehört. Also wurden wir komplett gefilzt und die schweren Karabiner sah sich dann vorsichtig der stärkste und unerschrockenste der Security-Männer an und der Stecker der GPS-Antenne war dann auch doch kein Zünder. Und… alles ging durch, selbst die Niro-Schraubhaken, weil das Gewinde kürzer als 6 cm war und man damit keinen ausgewachsenen finnischen Flugkapitän unter seine Kontrolle bringen kann.
Und warum Monster-Karabiner? Die Ortmühler-Segler wissen ja, dass wir letztes Jahr schon zwei Karabiner zur Probe gekauft hatten, um uns das Anlegen an Ringen zu erleichtern. Hier in Finnland gibt es nur Ringe auf den Stegen und kein einziger Finne kommt auf die Idee, dort seine Festmacher durchzufummeln. Niemand legt hier ohne Karabiner an, deswegen haben wir unsere Karabinersammlung nun auch mal flugs mit einer Fernbestellung aus Finnland aufgestockt und die Security in Hamburg vor neue Herausforderungen gestellt.
Und nun kommen wir zurück und es ist für uns noch nicht einmal Halbzeit. Vor uns liegen noch volle 3 Monate Finnland, Schweden und auch etwas Dänemark. Es ist unglaublich, aber dieser Zeitsprung zurück in unser normales Leben erinnert uns auch das erste Mal wieder an unser Arbeitsleben, das wir vor zweieinhalb Monaten hinter uns gelassen haben und das in drei Monaten wieder auf uns wartet.
Eine geballte Kostprobe der deutschen Businesswelt haben wir dann auch gleich auf dem Hamburger Flughafen bekommen. Zugegeben etwas unvorbereitet, denn all das war in den letzten zwei Monaten schon wirklich in sehr weite Ferne gerückt. Natürlich war auch unser »Schritt raus« schon für sich allein gewaltig, aber man muss auch sagen, das unsere Reiseziele an unserem jetzigen Entspannungsniveau nicht ganz unschuldig sind. In den baltischen Staaten und besonders auch in Finnland ist der »Wichtig-Wichtig-Business-Faktor« deutlich geringer ausgeprägt, als in Deutschland. So genießen wir schon auf dem Hamburger Flughafen Showeinlagen mit Handy und zwei Rollis auf der Rolltreppe, deren Telefonkonferenzdame als Hauptdarstellerin eher für eine Comedy-Szene zu trainieren scheint, es aber absolut business-serious meint.
Und da denken wir das erste Mal, dass es schwierig werden könnte unsere Abwärtskompatibilität aufrecht zu erhalten, um nicht plötzlich für »Astrid & Martin 2.0« doch ganz neue und andere Systemvoraussetzungen zu haben.
in Kuopio
62° 53′ 41,3“ N, 27° 41′ 49,4″ E