Drei Tage Sankt Petersburg sind eigentlich viel zu wenig, aber mehr als drei Tage könnten wir auch gar nicht sightseeing-mäßig rumlaufen. Vielleicht wären fünf Tage optimal mit einem Erholungstag in der Mitte. So stärken wir uns erst einmal mit einer Extraportion des russischen Frühstücks und packen dann unsere Sachen. Die letzte Nacht war echt etwas kurz. Und um 15:20 fährt schon unser Zug, bis dahin wollen wir noch in die Auferstehungs- bzw. Blutkirche und auf die St. Isaak Kathedrale. Beide Tickets haben wir ja auch schon online gebucht, jetzt muss nur noch die Abholung klappen. Unser Gepäck lassen wir im Hotel, um es später abzuholen.
Die Auferstehungskirche, Blutkirche oder auch Erlöserkirche wurde an der Stelle gebaut, an der Zar Alexander II 1881 einem Bombenattentat zum Opfer fiel. Er hatte schon 9 Attentate überlebt, aber dieses war ein doppeltes Bombenattentat, wobei er auch erst von der zweiten Bombe so schwer verletzt wurde, dass er eine Stunde später seinen Verletzungen in Winterpalast erlag.
Die Blutkirche war das erste Gebäude in russischer Architektur, dass in Sankt Petersburg gebaut wurde, denn bis dahin war es strikt verboten, Gebäude im russischen Baustil in Sankt Petersburg zu errichten. Die Zaren suchten den „westlichen Anschluss“ und nicht zuletzt auch die westliche Anerkennung, weswegen in Sankt Petersburg auch alle historischen Gebäude von westlichen Baustilen geprägt sind und sich fast nichts Russisches erkennen läßt. Als Vorbild für die Blutkirche galt die Basilius-Kathedrale aus Moskau.
Schon als wir ankommen, sehen wir die langen Schlangen. Mit unseren Online-Tickets geht es zwar nicht „online“ weiter, aber nachdem von der Ticketdame alles von meinem Handy auf einen Zettel abgeschrieben worden war und ich dann diesen Zettel dann auch unterschrieben hatte, bekommen wir auch die beiden Tickets. Immer noch schneller als in den anderen Schlangen, aber hier besteht doch noch ein kleiner Medienbruch.
Das Innere der Blutkirche ist überwältigend. Anders kann man das nicht sagen. Staunend laufen wir in der eigentlich relativ kleinen Kirche herum, die innen und außen nach altrussischer Kunst im Ikonenstil mit Millionen von kleinen Mosaik-Steinen beklebt ist.
Und trotz all dieses religiösen Prunks war die Blutkirche nie für Gottesdienste gedacht und ist auch nie regelmäßig dafür genutzt worden. In erster Linie war und ist sie ein Monument, dass an die Ermordung von Zar Alexander II erinnern soll.
Ein letztes Mal gehen dann wir über den Newski-Prospekt in Richtung Admiralität und St. Isaak Kathedrale. Das Wetter hat sich zwar etwas beruhigt, ist aber immer noch ziemlich durchwachsen. Wie schön wäre es gewesen, wenn das traumhafte Sommerwetter der letzten 4 Wochen noch 3 Tage länger durchgehalten hätte.
Am Ticketschalter der St. Isaak Kathedrale widerfährt unserem Online-Ticket dieselbe Metamorphose wie an der Blutkirche. Erst wird es zu einem Zettel und dann kommt es als Papierticket zu uns.
Von den Kolonaden hat man einen tollen Überblick über Sankt Petersburg. Allerdings liegt der Rundgang etwas zurückversetzt als eine Art Säulengang weiter innen. Dadurch können wir leider keine Panoramen aufnehmen. Ich versuche weit vorgebeugt einige zusammenhängende Photos aus der Hand zu machen, aber mal sehen, ob sich die überhaupt zusammensetzen lassen.
Richtig spektakulär wird es innerhalb der Isaak-Kathedrale. Die Blutkirche war ja schon der Hammer, aber so etwas wie hier, haben wir noch nicht gesehen. Lange laufen wir durch die riesige Kathedrale und setzen uns einfach mal an der einen oder anderen Stelle an den Rand und lassen das alles auf uns wirken. Die richtigen Worte für diese Pracht sind kaum zu finden, so hoffen wir, aber richtigen Photos ausgesucht zu haben.
Dann geht es zurück zum Hotel und mit der Metro zum finnischen Bahnhof.
Die St. Petersburger Metro ist eine Sehenswürdigkeit für sich. Gerne wären wir noch einmal die rote Linie von einer Endstation zur anderen gefahren, aber dafür bleibt uns leider keine Zeit mehr.
Leider will auch eine Hundertschaft Chinesen mit dem Zug nach Helsinki fahren und wir sind heilfroh, dass wir zweiter Klasse fahren und die Reisegruppe erster. Die Formalitäten sind nun schon gewohnt länglich, aber problemlos und freundlich.
Für etwas Unterhaltung sorgt noch der Drogenhund Dimitri, der beschlossen hat, den Zug auf eigene Faust zu untersuchen. Erst kommt Dimitri an uns vorbeigeschossen und dann sein Frauchen im Tarnanzug. Kurze Zeit später kommen beide zurück, gut dass der Zug irgendwo doch zu Ende ist und Dimitri nicht weiter kann. Das Drogenhundfrauchen muss einige Überredungskunst aufbringen, um Dimitri wieder an seine Dienstpflichten zu erinnern.
Nach Lappeeranta geht es dann wieder mit dem Taxi. Allerdings lassen wir uns bis zum Hafen fahren, was aus dem Shuttle-Taxi ein normales Taxi macht, und schon kostet es nicht mehr nur 10 € pro Person. Aber unsere Füße sind sehr dankbar für diese Mehrausgabe.
wieder zurück in Lappeenranta
61° 03′ 42,8″ N, 28° 11′ 24,8″ E