Nach unserer Ostseerunde sind wir in zweierlei Hinsicht wirklich zufrieden. Wobei die erste »Hinsicht« natürlich ziemlich klar auf der Hand liegt, denn es fühlt sich einfach nur gut an, wenn man die Möglichkeit hat, den Traum zu leben, den man über so viele Jahre mit sich herumgetragen hat. Und wenn es dann noch etwas besser wird, als man es sich die ganze Zeit ausgemalt hat, dann ist das einfach nur irre toll.
Aber die zweite »Hinsicht« macht uns nicht nur zufrieden, sondern schon auch etwas stolz. Wir hatten nicht eine einzige technische Panne und alles hat einfach nur so zuverlässig funktioniert, wie wir uns das erhofft hatten. Man muss ja nur ab und zu mal in die ein oder andere Segelzeitschrift gucken, um zu sehen, dass das durchaus nicht ganz selbstverständlich ist. In knapper Folge wird dort von ambitionierten Seglern geschrieben, die teilweise mit dem Willen aufbrechen, die Welt einhand und non-stop zu umsegeln und dann doch aufgrund oftmals banaler technischer Probleme den nächsten Hafen schon nach wenigen Seemeilen anlaufen müssen. Und nicht immer ist die Ursache hierfür eine Überportion Pech.
Und genau da hatten wir Glück, denn erstens hat alles so gehalten und funktioniert, wie es sollte, und auch das Pech hatte Gott sei Dank wohl keine rechte Lust uns zu verfolgen. Dabei muss man natürlich auch sagen, dass wir in diesen Umstand auch ziemlich viel Arbeit reingesteckt haben, um dem Pech nur eine möglichst kleine Angriffsfläche zu bieten. Immerhin haben wir seit 2010 alles außer den Niroschweißarbeiten, dem Pressen der Wanden und dem Nähen der Segel an der PINCOYA selbst gemacht. Aber Selbermachen kostet auch viel Zeit, denn als wir uns 2006 mit der Mohrian unser erstes Schiff kauften, konnte ich nur etwas allgemeine Bastelerfahrung einbringen und Astrid hatte keine zwei linken Hände. Wir haben also sehr klein angefangen und mussten uns durch jedes Schiffsbastelthema selbst und Stück für Stück durchbeißen. Aber das geht und wenn man es will, kommen die ersten unüberwindbaren Hürden erst sehr weit hinten, denn ein Kran zum Motorheben steht bei uns auch nicht in der Garage, um dort nur auf seinen Einsatz zu warten ?.
Doch der Bastelerfolg hängt nicht nur vom wildentschlossensten Koch, sondern auch von den Zutaten ab. Und auf dem Zutatenmarkt gibt es erschreckend viel Plunder. Oft ist es sehr schwierig, die richtigen Zutaten zu finden, und man findet sie oftmals auch außerhalb des Segelzubehörhandels, aber dort dann in der Regel auch gleich um Größenordnungen preiswerter. Die Recherche und Suche ist oft schwierig, aber vor dem PC zuhause sitzt man warm und trocken und kann so abends ganz gemütlich mal erstaunlich viele Euros sparen.
Und wer nun glaubt, dass unsere Bastelliste abgearbeitet ist und wir nur noch segeln dürfen, ist schief gewickelt. Natürlich haben wir nicht nur einen Haufen Eindrücke und Photos mit nach Hause gebracht, sondern auch eine lange Liste mit neuen Ideen und Erweiterungen. Und wenn man sechs Monate unterwegs war und auf seinem Schiff gelebt hat, dann geht das auch nicht spurlos an dem Schiff und seinen Inneneinrichtungen vorbei. Wir haben also auch diesen Winter wieder ordentlich was zu tun, um alles für die nächste Runde vorzubereiten.
Der neue Radar und ein Tagestank sind dabei wohl die größten Brocken in diesem Winter. Plotter und Radar von B&G stehen schon bei uns im Wohnzimmer und die Zeichnung für den Radarmast ist auch schon fertig. Nun suchen wir uns einen Niroschweißer, der uns das alles zusammenbrutzelt. Dann geht’s an den Einbau.
Zu einem Tagestank haben wir uns entschlossen, weil wir Dieselpest haben. Die haben wir zwar ganz gut im Griff, aber unser Dieseltank ist so bekloppt eingebaut, dass wir dort für eine Reinigung nur rankommen, wenn wir die halbe Saloneinrichtung rausreißen. Also bauen wir einen Extratank, einen Tagestank ein, in den nur doppelt gefilterter Diesel aus dem Haupttank kommt. Und zwischen Tagestank und Motor sitzen dann natürlich auch noch die »normalen« Dieselfilter. Das sollte dann reichen, um uns vor Überraschungen zu bewahren.
Und da ja nun der Winter direkt vor der Tür steht, haben wir inzwischen unserer neuen Dieselheizung auch eine definierte Zuluft gelegt. Sie sollte ja ihre Heizungsluft nicht mehr nur einfach aus der Backkiste ansaugen, in der sie selbst steckt. Das hatten wir im Frühjahr nicht mehr geschafft und auf den Herbst vertagt.
Eigentlich wollten wir die Zuluft von außen ansaugen, aber dieser Plan läßt sich leider nicht ohne größere Umbauten realisieren. Das Platzangebot ist einfach zu verkorkst. Wahrscheinlich geht das nur, wenn wir die Heizung selbst umdrehen und dementsprechend dann auch den Heißluftauslass umlegen. Da ich aber noch eine lebhafte Erinnerung an den Einbau im Frühjahr habe, schloß sich diese Variante fast von selbst sofort aus. Also holt sich die Heizung nun ihre Zulauft aus der Achterkoje, die ja eh nur unser Lagerraum ist. Dieser Einbau ging dann auch schnell und problemlos, endete aber mit einer kleinen Lehrstunde in Akustik.
Weil man Aluflexrohr in kleineren Radien um die Ecke führen kann, als ein alukaschiertes Heizungsrohr, habe ich kurzer Hand 90er Alufelxrohr besorgt, was auch noch gleich viel preiswerter war. Prima Sache, denn alles passte auf Anhieb und schon nach 3 Stunden war es Zeit für einen Probelauf.
Und dann startete der Düsenjet direkt aus unserer Achterkoje! Die Eberspächer hat nämlich einen Turbogang und wenn sie meint, dass es der Capitana und dem Schiffsjungen zu kalt sein könnte, dann startet sie. Und sie startet richtig! Sie dreht dann ordentlich auf, läßt den Auspuff fast erglühen und bläst mit allem was sie hat Heißluft ins Rohr. Wirklich leise ist sie ja ohnehin nicht, aber dann ist eben »Düsenjet«. Ich habe ja auch schon gelesen, dass sich einige Leute am Ticken der Dieselpumpe stören. Wenn wir irgendwann einmal bei diesem Problem angekommen sind, dann haben wir mit Sicherheit schon lange die höchste Stufe der allumfassenden Heizungszufriedenheit erreicht und grinsen nur noch wohlig warm vor uns hin.
Aber nun tobte bei uns so eine Art »Air Base Rammstein-Flugshow« in der Kategorie XXL in der Achterkoje. Und das Aluflexrohr tat auch gleich alles, um den Schall des Dieselheizungsturbos direkt und ohne die kleinste Einbuße in die Achterkoje zu transportieren. Wenige Minuten später säuselte wieder unser Heizlüfter etwas Warmluft in den Salon und die Eberspächer musste schweigen. Das ging so gar nicht.
Und gleich am Sonntag startete dann die Bastelei von neuem, das Aluflexrohr flog raus und stattdessen haben wir dann doch die letzten 75cm des alukaschierten Heizungsrohr als Zuluftkanal eingebaut. Da der sich aber nur schwer in engen Bögen verlegen lässt, kommt die Zuluft nun in zwei mehr oder weniger eleganten Bögen zur Heizung. Zum einen transportiert das Heizungsrohr den Schall wesentlich schlechter als das Alurohr und zum anderen machen wohl auch die Bögen, die wir zwangsläufig einflechten mussten, es dem Schall etwas schwerer durchzukommen. Das Resultat ist zwar deutlich besser, denn nun startet nur noch ein kleiner Düsenjet in unsere Achterkoje, aber so richtig zufriedenstellend ist das immer noch nicht.
Inzwischen haben wir aber auch Lüftungsschalldämpfer gefunden, sogenannte Telefonieschalldämpfer, die vielleicht doch noch für etwas mehr Ruhe sorgen könnten, auch wenn ich keine Hoffnung habe, dass ich die Dieselpumpe jemals ticken höre ?. So ein Telefonieschalldämpfer ist übrigens ein prima Beispiel für Zubehör aus dem “Nicht-Segel- und Nicht-Heizungszubehörmarkt”. Mal sehen, was der bringt.
Und die restliche Liste der Bastelanforderungen ist dann noch so lang und langweilig, dass wir die hier mal weglassen. Aber wenn dann mal wieder etwas besonders schön in die Hose geht ?, dann ist das natürlich immer ein kleines Blögchen wert ?.
in Bremerhaven im Jaich
53° 32′ 52,6″ N, 08° 34′ 11,6″ E