Wann können wir endlich mal wieder segeln?


Norderney -> Lauwersoog (NL) Start: 12:50 Ende: 22:00 Wind: irgendwie östlich, aber irgendwie auch nix Distanz: 55,9 sm Gesamtdistanz: 124,9 sm

„von Norderney -> nach Lauwersoog (NL)“

„von Norderney -> nach Lauwersoog (NL)“

So langsam meldet sich schon etwas Frust. Natürlich redet man sich vor so einem Törn alles irgendwie schön, aber dass es so schwierig ist, von Bremerhaven ins IJsselmeer zu kommen, hätten wir uns nicht träumen lassen. Nun gut, zur Zeit sind die Hochwasserzeiten nicht gerade günstig für uns. Wenn man ablaufendes Hochwasser zum Auslaufen und auflaufendes Hochwasser zum Einlaufen braucht, geht es eben erst nach gut 10 – 12 Stunden wieder irgendwo rein. D.h. aktuell mittags im Hellen auslaufen und versuchen im letzten Tageslicht wenigstens noch die Ansteuerungstonne seines Ziels zu sehen. Auf unserem Westkurs kommt erschwerend hinzu, dass wir gegen die Tide fahren, d.h., dort wo wir starten ist erst Hochwasser, wenn es an unseren Ziel schon Vergangenheit ist. Und »ankommen« können wir in Richtung IJsselmeer eigentlich nur auf Norderney oder Borkum und in Lauwersoog, Terschelling oder Vlieland. Diese Auswahl ist für fast 160 sm Luftlinie nicht wirklich üppig, wobei aber jede Hafenanfahrt immer noch viele Extrameilen bereit hält, da die Häfen hinter den Inseln im im Wattenmeer liegen. Allein die Anfahrt nach Lauwersoog bringt schon mal ein Plus von 10 sm. Nimmt man dazu noch die Ausfahrt von Norderney, ist man schon fast bei 20 Extrameilen. Aber auch damit könnte man leben, wenn es wenigstens mal Wind in einer für uns passenden Richtung geben würde.

„Ein letzter Hafenblick auf Norderney.“

„Ein letzter Hafenblick auf Norderney.“

„Der Fährhafen von Norderney liegt direkt an der Yachthafen-Einfahrt.“

„Der Fährhafen von Norderney liegt direkt an der Yachthafen-Einfahrt.“

Aber aktuell herrscht eine ausgeprägte Westwindlage, in der sich die Tiefs von Westen kommend die Hand geben und die Ostwindlagen dazwischen eher schwächlich und kurz sind. Das ist frustig. Sehr frustig! Nicht nur einmal gibt der schwächliche Ost schon wieder seinen Geist auf, wenn wir überhaupt erst auslaufen können, um einem kräftigen West den Vortritt zu lassen, wenn wir gegen die auflaufende Tide nach Westen Meilen machen müssten. Das alles ist schon tricky und da wir keinen wirklich guten Plan in dieser Gemengelage hinbekommen, befruchten sich unsere Pläne eher aus der Hoffnung heraus, als etwa durch tolle Wetterberichte und einen coolen Tidenzyklus. Das ist sozusagen die unbefleckte Empfängnis eines Törnplans mit tollen Aussichten auf einen geilen Segeltag.

„Norderney-Stadt von See. Bei der Anfahrt vor 3 Tagen im Dunkeln sah das etwas anders aus.“

„Norderney-Stadt von See. Bei der Anfahrt vor 3 Tagen im Dunkeln sah das etwas anders aus.“

Realistisch betrachtet liegen an diesem Mittwoch als Ziele die Häfen von Borkum und Lauwersoog vor uns. Am späten Mittag soll leichter Südost einsetzen. Und der passt zum Hochwasser und so verlassen wir Norderney mittags über das westliche Schluchtertief. Die Theorie mit dem Südost erweist sich allerdings als fadenscheinig, denn der ist so schwach, dass die Segel bei “Strom mit” einfallen und wir bei Gegenstrom gar nicht mehr fahren. Es ist zum Mäusemelken, es will uns einfach nicht gelingen zu segeln. Wie schön wären mal ein paar Seemeilen unter Segeln. Stattdessen brummt Stunde um Stunde wieder der Motor vor sich hin. Ich könnte schreien und das mache ich auch, aber der Wind zeigt sich selbst von meinem Urschrei vollkommen unbeeindruckt.

Missmutig fügen wir uns unserem Schicksal. Wenigstens erreichen wir irgendwann die niederländische Gewässer und setzen die Gastlandflagge. Nun haben wir Deutschland erst einmal hinter uns gelassen, was auch gleich unser Urlaubsgefühl etwas beschleunigt. Wenn alles gut geht, wird es eine Weile dauern, bis unter unserer Steuerbordsaling keine Gastlandflagge mehr weht und wir zurück in deutschen Gewässern sind.

„Die Niederlande sind erreicht - und die Einfahrt nach Lauwersoog.“

„Die Niederlande sind erreicht – und die Einfahrt nach Lauwersoog.“

Der zunehmende Südost kommt auf den letzten 5 Seemeilen in der Anfahrt nach Lauwersoog, legt sich aber schon mal gleich wieder nach 2 Stunden schlafen und lässt einem kräftigen Südwest den Vortritt. Wir schwören uns, beim nächsten Mal erst wieder aufzubrechen, wenn wir auch wirklich segeln können, und wir werden auch nicht durch die Staande Mastroute von Lauwersoog ins IJsselmeer fahren. Denn nun reicht es mit der Motorfahrerei.

Mal sehen, wie lange unsere Vorsätze halten.

in Lauwersoog (NL)
53° 24′ 30,0″ N, 06° 12′ 1,3″ E