Dieppe


Auch wenn der Wind für uns kräftig aus der richtigen Richtung bläst, wollen wir in Dieppe erst einmal einige Tage bleiben. Wir brauchen immer etwas um anzukommen. So bummeln wir am Montag erst einmal durch die Stadt. Ohne Fahrräder, einfach nur mal so, um etwas Stadtluft von unserem Gasthafen zu schnuppern. Doch Montag ist leider Ruhetag, und so gut wie gar nichts hat geöffnet. Den Supermarkt am Hafen suchen wir vergeblich, der scheint ganz und gar verschwunden zu sein.

„Der Hafen von Dieppe“

„Der Hafen von Dieppe“

„Das Schiff der Regattaleitung.“

„Das Schiff der Regattaleitung.“

Aber auf der Promenade am Hafen ist ordentlich was los. Dort herrscht das volle XXL-Abbauprogramm. Diese Regatta muss eines der absoluten Saison-Highlights gewesen sein. Man hat nahezu das komplette, normale Equipment der Hafenpromenade mit Pollern, Kübeln, Plakatwänden, Bänken und anderen Sitzgelegenheiten demontiert, um Zelte, Buden und Pavillons aufzubauen, die einem Fertighaus alle Ehre machen würden. Der Aufwand erinnert an die 3 Wochen Maschseefest und ist schon sehr erstaunlich für »nur« ein Wochenende.

„Dieppe-City“

„Dieppe-City“

„Die kathedrale von Dieppe.“

„Die kathedrale von Dieppe.“

Und uns fällt zum zweiten mal nach Boulogne-sur-mer auf, dass die Hafencrew unglaublich hilfsbereit ist, um dabei ganz unaufdringlich immer zur Stelle zu sein. Zu den Ankommenszeiten sind immer 1 bis 2 junge Helfer und Helferinnen auf den Stegen, weisen die Schiffe ein und nehmen die Leinen an. Über Funk geht die Info dann schon ins Hafenbüro und dort muss man nur noch sagen, wie lange man bleiben will und ggf. die Schiffspapiere vorzeigen.

Ja die Schiffspapiere… Was das Hafenmeisterbüro nun so genau sehen möchte, ist uns am Ende nicht ganz klar. Aber irgendetwas Offizielles scheint wichtig zu sein, am besten mit dem Namen des Eigners drauf. Da wir ja nun ein echtes Schiffszertifikat mit Bundesadler haben, ist das schon mal ok, aber der Perso von Astrid muss dann doch noch mal ran, weil sie auch unbedingt die Adresse des Eigners haben wollen. Nun … für uns ungewohnt, aber was soll’s!

Die sanitären Anlagen sind absolut ok, aber wenn man mal einen kurzen Blick auf das Photo des Hafens wirft und sich die Anzahl der Schiffe so vergegenwärtigt, sind 2 Klos und 2 Duschen schon echt sparsam, auch wenn die Damen noch einmal dasselbe Equipment vorweisen können. Zusätzlich gibt es noch je ein Klo am Gästesteg, die aber die Freude über den eigenen Fäkalientank nur noch größer werden lassen. Im Fazit heißt dies, noch nie waren wir glücklicher über unseren Fäkalientank und die Möglichkeit, auch im Hafen autark auf Toilette gehen zu können. Man gut, dass wir im letzten Winter doch noch die Belüftung des Tanks erneuert haben, so ist die sanitäre Situation in Dieppe nun doch entspannt und angenehm.

„Man braucht nur etwas Geduld und keinen Kran und keine Maststufen, um etwas im Top zu reparieren. Und … Gastransport.“

„Man braucht nur etwas Geduld und keinen Kran und keine Maststufen, um etwas im Top zu reparieren. Und … Gastransport.“

Nachdem am nächsten Tag auch wieder fast alle anderen Gäste aufgebrochen sind, machen wir unsere Fahrräder fertig, denn nun müssen wir mal versuchen, wenigstens 2 unserer inzwischen 4 leeren Gasflaschen zu tauschen. Ein Supermarkt am Stadtrand soll welche haben, also los. Wir schnallen uns jeder eine Gasflasche auf den Gepäckträger und ab geht’s. Im Land der Tour de France ernten wir von jedem zweiten Franzosen ein Lächeln. Wir sehen mit unserem Gasflaschentransport wohl wirklich etwas witzig auf den 16″-Rädern aus. Leider hat uns Google Maps verschwiegen, dass das Supermarkt-Zentrum nicht nur am Stadtrand, sondern auch »ganz oben« liegt. Hier offenbart sich die Schwäche der kleinen 16″-Räder, es ist wirklich hart, größere Steigungen zu nehmen, und wir freuen uns schon auf halber Strecke unendlich auf die Rückfahrt.

Die Campingaz-Flache bekommen wir im Supermarkt im Tausch für 20,95 €. Im Vergleich zu Propan ist das zwar immer noch das vierfache (!), aber für Campingaz ein echter Schnapper, wenn man bedenkt, dass die Niederländer uns für denselben Flaschentausch 34 € abgeknöpft haben und die Wahnsinnigen in Bremerhaven gar 39,90 haben wollten. In jedem Fall steht seit Bremerhaven unser Entschluss fest, die nächste freiwillige Großbaustelle an der PINCOYA ist ein Gaskasten, in den 2 normale 5 kg Propangasflaschen passen. Diese Campingaz-Abzocke machen wir nur noch auf unserer Tour im Süden mit, wenn wir zurück sind, wird sofort umgebaut.

Die Rückfahrt mit unseren zwei vollen Gasflaschen ist die wahre Freude, denn es geht runter. Zack sind wir wieder am Hafen und die Einbahnstrassen führen uns sogar direkt an einer Boulangerie vorbei. Dort kaufen wir noch zwei Baguette. Der Abend ist gerettet, zusammen mit belgischem Käse und italienischem Wein kann nun der Tag semi-französisch ausklingen.

„Oben das Bootsparkhaus von Dieppe in einem alten, trocken gelegten Hafenbecken.“

„Oben das Bootsparkhaus von Dieppe in einem alten, trocken gelegten Hafenbecken.“

„Hafenpanorama“

„Hafenpanorama“

„Altstadtteile...“

„Altstadtteile…“

Aber bevor es soweit ist, machen wir noch eine Fahrradtour zu der kleinen Kapelle hoch oben über der Hafeneinfahrt. Danach geht’s noch etwas oben auf der Steilküste entlang. Die Steilküste sieht von See her beeindruckender aus, deswegen fahren wohl auch immer wieder Ausflugsboot mit Touristen nach vorne. Auf dem Weg zu dem Kirchlein kommen wir durch einige richtig alte Teile der Stadt und von oben haben wir einen fantastischen Panoramablick auf Dieppe. Die Fahrt auf der Steilküste ist eher unspektakulär, aber dann nehmen wir fast downhill die Landstrasse zurück nach Dieppe. Wie cool sind doch unsere Fahrräder!

„Chapelle Notre Dame de Bonsecours und der Ausblick davor“

„Chapelle Notre Dame de Bonsecours und der Ausblick davor“

„In der Kappelle“

„In der Kappelle“

„noch mal etwas Chapelle Notre Dame de Bonsecours“

„noch mal etwas Chapelle Notre Dame de Bonsecours“

„Da schiebt man sein Fahrrad schon lieber bei Hochwasser von Steg an Land.“

„Da schiebt man sein Fahrrad schon lieber bei Hochwasser von Steg an Land.“

Am nächsten Tag geht es erst mal einkaufen. Nachdem am Montag ja Ruhetag war, ist das Leben in den Strassen wieder erwacht. Alle Läden haben geöffnet und in allen Cafés, Bistros und Restaurants sitzen Gäste in der Sonne. Bevor wir uns in das City-Leben stürzen, um einen Supermarkt zu finden in dem wir französische Spezialitäten kaufen können, fahren wir hoch zur Burg. Die liegt gegenüber der kleinen Kirche auf der anderen Seite der Hafeneinfahrt und hinter dem Strand an der nächsten Steilküstenerhebung.

„Die Burg von Dieppe“

„Die Burg von Dieppe“

„Das Dächermeer...“

„Das Dächermeer…“

„Der Stein-Strand...“

„Der Stein-Strand…“

Ah, apropos Strand! Der Strand ist eher ein Strand der etwas gröberen Art. Sand ist dort kaum zu finden, dafür aber Steine! Taubenei- bis faustgroße Steine machen hier das Sonnenbaden zu einen Massageerlebnis. Aber es ist auch sehr unterhaltsam, denn die wenigen, die hier ins Wasser gehen, ähneln Rappern, die ab und zu noch zusätzlich einen Weidezaun anfassen. Das macht sie nicht unbedingt cooler als so einen echten Rapper, aber ihre zuckenden Tanzeinlagen im Wechselspiel zwischen Steinen und den kalten Wellen, lassen sie zu echten Helden werden.

„Noch mal etwas Burg“

„Noch mal etwas Burg“

Im Supermarkt suchen wir uns dann ein französisches Leckereienprogramm zusammen. Verschiedene Käsesorten, verschiedene Pasteten und eine Flasche Rosé. Mehr braucht man eigentlich nicht. So bleibt auch heute unsere Küche kalt und wir schlemmen uns ganz klassisch durch. Fantastique, oui oui!

„Der Panorama-View an der Burg.“

„Der Panorama-View an der Burg.“

vom 01. bis 03.07. in Dieppe (F)
49° 55′ 42,7″ N, 001° 05′ 0,4″ E