Einmal Heimat und Retour


Am Mittwoch brechen wir gegen Mittag auf. Die Fahrerei in Frankreich und Belgien ist entspannt. Man fährt so mit 130 bzw. 120 vor sich hin, und weil das alle tun, unterscheiden sich große und kleine Autos nur im Komfort, mit dem man 130 fährt. Keine Staus, kein Stress und kein Gedrängel. Auch auf den mautfreien Autobahnabschnitten und in Belgien geht’s zügig voran. Erst ab der deutschen Grenze wird es dann unangenehm.

„Auf geht's...“

„Auf geht's…“

Wenn man mit dem Auto aus dem Ausland nach Deutschland kommt, ganz egal ob aus Frankreich, Belgien, Skandinavien oder sonst woher, kann man nur den Kopf schütteln. Bei den Deutschen hakt es vollkommen aus, wenn sie im Auto sitzen und mit dem Satz “Freie Fahrt für freie Bürger” das Gaspedal durch das Bodenblech treiben. Jegliche Verhältnismäßigkeit bleibt auf der Strecke und man kommt sich vor wie in einer Kampfarena. Nur weil wir weiterhin mit 130 fahren und auch mal einen LKW überholen, werden wir mehrmals richtig attackiert. Vielleicht auch wegen unseres französischen Kennzeichens, da fühlen sich die kleinhirnigen Hobbyluden in ihren Protzbrocken offensichtlich sicherer vor einer Anzeige. Dabei können auch deutsche Fahrer schwarzer Audis durchaus gelassen 130 fahren. In Frankreich geht das. Das scheint tatsächlich alles nur eine Frage des Bußgeldes zu sein. Und Frankreich ist da wohl sehr strikt, dort fährt keiner mehr als 140. Das macht das Fahren entspannt und planbar, ganz ohne Raserstaus.
Die heilige Kuh des Rasens ist dem Deutschen genauso lieb, wie dem Ami seine Knarre. Deswegen ist ein Tempolimit in Deutschlang auch genauso unwahrscheinlich wie ein Waffenverbot in den USA. Mal sehen wann sich eine Regierung diesseits oder jenseits des Atlantik traut, gegen diesen Wahn vorzugehen.

In Le Havre sind wir bei 25° und strahlend blauem Himmel gestartet, aber Zuhause kommen wir bei 13° und Regen an. Das ist schon hart, denn an einen Pullover haben wir beide nicht gedacht. So haben wir schon an der französisch-belgischen Grenze die Klimaanlage abgeschaltet und ab der deutschen Grenze läuft die Heizung. Die Staus auf den deutschen Autobahnen kosten uns dann gleich noch mal mehr als zwei Stunden, so dass wie erst um 22:30 ankommen. Zuhause angekommen werfen wir dann schnell gleich noch die Waschmaschine an, denn die hat nun für die nächsten Tage Dauerdienst.

Am Donnerstag kommen alle Enkel inkl. ihrer Eltern zu uns zu Besuch, aber unser fünftes Enkelchen macht noch keinerlei Anstalten, zu uns auf diese Welt zu kommen. Es lässt sich Zeit und spannt uns so auf die Folter. Gegen 22:00 sind Enkel, Eltern und auch Oma & Opa so geschafft, dass sich die Runde auflöst. Alle fallen müde ins Bett. Aber morgens sind wir dann schon zum fünften Mal Oma & Opa.

„Oma & Opa“

„Oma & Opa“

So haben wir es tatsächlich just in time geschafft und können unser fünftes Enkelchen gleich am Freitag zusammen mit Lin in Empfang nehmen, die extra aus Bremen zu uns zum Frühstück kommt. Gleich nachmittags gehen wir dann zusammen mal gucken. Am Donnerstagabend hat Theodora mit ihren 3 1/2 Monaten unser Gefühl für »klein« geprägt. Nun halten wir unser fünftens Enkelchen in unseren Armen und sind wieder einmal vollkommen geplättet, wie klein so ein Menschlein wirklich ist, wenn es zu uns auf die Welt kommt.

Bevor wir dann am Sonntag wieder nach Le Havre zurückfahren, sind wir am Samstag noch die Überraschungsgäste auf einer Geburtstagsfeier von Arbeitskollegen. Die Arbeit ist inzwischen wirklich weit weg und wir sind uns ganz sicher, dass es uns dieses Jahr schwerer fallen wird, wieder einzusteigen, als letzten Herbst. Unsere letzten 6 Monate Arbeit können wir uns zurzeit noch nicht so recht vorstellen, aber das mit der Vorstellung hat ja auch noch Zeit, denn vor uns liegen ja auch noch fast 5 Monate Frankreich und Spanien.

Am Sonntag den 14 Juli sind wir um 20:00 zurück auf der PINCOYA in Le Havre. Am Hafen ist der Bär los, alles ist abgesperrt und wartet auf das große Feuerwerk zum Nationalfeiertag. Die Polizei ist mit einem Großaufgebot vor Ort und hat alles abgeriegelt. Extra-Security sichert den Yachthafen. Wer kann das den Franzosen nach all den Anschlägen schon verdenken? Aber es ist schon ein komisches Gefühl, immer wieder auf bis unter die Zähne bewaffnete 5er Trupps zu stoßen und sich durch die Absperrungen zu schlängeln. Nach 30 Minuten Sucherei kriegen wir dann doch noch einen Parkplatz, aber leider nicht wirklich nah am Hafen. Also schleppen wir all unsere Sachen zur PINCOYA, denn alle Bollerwagen sind auch irgendwo verschwunden. Und dann kommt l´apero! Bei strahlend blauem Himmel setzen wir uns auf das Dach unseres Decksalons und warten mit einem Glas Weißwein auch auf das Feuerwerk. Wir haben den absoluten Logenplatz! Was für eine Begrüßung und was für ein Start in die nächsten 4 1/2 Monate Frankreich und Spanien.

„Unser Begrüßungsfeuerwerk“

„Unser Begrüßungsfeuerwerk“

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49° 29′ 18,2″ N, 000° 05′ 36,0″ E