Rouen und Étretat


Nachdem wir am Montag schon unseren Mietwagen reserviert hatten, holen wir ihn am Dienstag nur noch ab. Das geht schnell und klipp-klapp verschwinden auch unsere Fahrräder im Kofferraum des Mietwagens. Sehr praktisch, denn es sind immerhin gut 6 Kilometer vom Hafen bis zur Mietwagenstation.

„Der Bahnhof von Rouen und der Jeanne d’Arc-Turm“

„Der Bahnhof von Rouen und der Jeanne d’Arc-Turm“

Direkt von der Autovermietung fahren wir nach Rouen, übrigens einer Partnerstadt Hannovers, aber das lesen wir erst später und eher zufällig.
Als ein Ziel stand Rouen für uns schon seit langer Zeit fest, denn irgendwann hatten wir im Radio einen Reisebericht über Rouen gehört und gleich eine Nadel in unsere Google-Maps-Karte »Da-müssen-wir-unbedingt-hin!« gesteckt.

„Die Altstadt von Rouen“

„Die Altstadt von Rouen“

In erster Linie hat uns die Altstadt von Rouen angezogen, aber Rouen ist auch die Stadt, in der Jeanne d’Arc verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Aber Rouen ist in jeder Hinsicht geschichtsträchtig, denn die Geschichte von Rouen lässt sich bis weit in die vorchristliche Zeit zurückverfolgen. Auch schon die Römer hatten ihren Gefallen an Rouen und hier kreuzen sich zwei dieser römischen Hauptstraßen, denen ja bekanntlich nichts anderes einfällt, als am Ende doch irgendwie nach Rom zu führen. Auch ein Amphitheater hat es hier gegeben, dessen Reste ganz in der Nähe des Jeanne d’Arc-Turmes zu finden sein sollen. Von unserem Parkplatz aus laufen wir dem Jeanne d’Arc-Turm praktisch in die Arme, ohne zu wissen, dass das nun »der« Turm ist. Nur wild selfi-knipsende Chinesen deuten daraufhin, dass dieser Turm etwas Besonderes sein muss. Doch das Amphitheater hält sich gut versteckt.

„…und noch mehr Altstadt mit einer Kirche, die hier namenlos bleiben soll, ohne ihr zu nahe zu treten, denn Rouen verfügt über unzählige Kirchen.“

„…und noch mehr Altstadt mit einer Kirche, die hier namenlos bleiben soll, ohne ihr zu nahe zu treten, denn Rouen verfügt über unzählige Kirchen.“

„Abteikirche Saint-Ouen I“

„Abteikirche Saint-Ouen I“

„Die Abteikirche Saint-Ouen II“

„Die Abteikirche Saint-Ouen II“

So bummeln wir durch die beeindruckende Altstadt. Hier reiht sich ein altes Fachwerkhaus an das nächste. Und an der Kathedrale fällt uns erst auf den zweiten Blick auf, dass hier keine Straßenbauarbeiten stattfinden, sondern unzählige Orangewesten mit Pinsel und Spachtelchen uralte Fundamente vorsichtig freilegen. Die Geschichte vibriert in Rouen und es ist ein merkwürdiges Gefühl, auf so historisch vorbelasteten Pflastersteinen herumzulaufen. Gut 2500 Jahre Geschichte lassen sich hier zurückverfolgen, wie klein ist dagegen eine einziges Menschenleben.

„Straßenzüge in Rouen“

„Straßenzüge in Rouen“

„Altstadt und der Schiffsjunge bei der Panorama-Arbeit“

„Altstadt und der Schiffsjunge bei der Panorama-Arbeit“

Zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Rouen zwar auch schwer bombardiert, ist aber bei Weiten nicht so stark zerstört worden wie etwa Le Havre. Vieles ist erhalten geblieben und das Zerstörte wurde meist originalgetreu wieder aufgebaut und restauriert.

„...“

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So streifen wir durch eine fantastische Altstadt mit beeindruckend windschiefen Häusern. Besuchen die Kathedrale und den Justizpalast. Laufen an der Seine entlang und werfen von einer der Brücken einen Blick auf das Wasser, das vor einigen Stunden noch durch Paris gelaufen ist. In den Straßen brummt das Leben, wir sind nicht gerade die einzigen Touristen. Aber da die Altstadt ziemlich groß ist, verläuft sich der Touristenstrom ganz gut. Nur mittendrin und an den Knotenpunkten drängelt es sich. Alles können wir an einem Tag sowieso nicht sehen, dazu müssten wir ohnehin auch noch einmal genauer in die Reiseführer schauen.

„Kirche des St. Maclou“

„Kirche des St. Maclou“

„Die Seine“

„Die Seine“

„Die Kathedrale von Rouen, Cathédrale Notre-Dame de Rouen“

„Die Kathedrale von Rouen, Cathédrale Notre-Dame de Rouen“

„In der Kathedrale von Rouen, Cathédrale Notre-Dame de Rouen“

„In der Kathedrale von Rouen, Cathédrale Notre-Dame de Rouen“

„Der Uhrenturm von Rouen, Le Gros-Horloge, und der Justiz-Palast“

„Der Uhrenturm von Rouen, Le Gros-Horloge, und der Justiz-Palast“

So lassen wir die Altstadt mit all ihren Kirchen und ihrer Geschichte auf uns wirken, unterbrechen unsere Runden immer mal wieder in einem Café oder Bistro und genießen das herrliche Sommerwetter in einer der schönsten Altstädte, die wir bisher gesehen haben.

Nachmittags machen wir uns auf den Rückweg, denn bevor es morgen nach Hause geht, wollen wir dann noch in Étretat vorbeischauen. Étretat liegt direkt an der Alabaster-Küste und dort haben Wind und Wellen zwei malerische Natursteinbögen herausgearbeitet. Und als Astrix und Obelix auf einer ihrer Reisen in Étretat vorbeikamen, hat Obelix beim Anblick dieser Bögen vor lauter Begeisterung einen seiner größten Hinkelsteine ins Meer geschleudert. Seitdem steht dieser Hinkelstein senkrecht vor dem einen Natursteinbogen.

„Die Küste von Étretat“

„Die Küste von Étretat“

Als wir dann auf dem Rückweg so über unsere morgige Tour nach Étretat und dem Hinkelstein nachdenken, fällt uns auf, dass die Sonne morgens doch eher ungünstig steht, da die Steilküste dann im Schatten liegt. Also disponieren wir spontan um, biegen ab und fahren noch am Abend nach Étretat. Kurz vor 18:00 kommen wir in Étretat an und wahre Menschenlawinen rollen uns in dem kleinen Ort entgegen. Offensichtlich wurde für 18:00 auf dem nahen Busparkplatz zur Abfahrt geblasen. Unzählige Busse verschlucken nach und nach die Menschenmassen. Gut so, das schafft zwar etwas Platz in Étretat, aber wer nun meint, dass Étretat wie leer gefegt vor uns liegt, der irrt.

„Der Schiffsjunge klettert munter herum, die Capitana zieht es vor, etwas Abstand zu halten.“

„Der Schiffsjunge klettert munter herum, die Capitana zieht es vor, etwas Abstand zu halten.“

Trotz der abfließenden Menschenmassen herrscht immer noch ein reges Touristentreiben, und es ist absolut kein Parkplatz in der Stadt zu finden. Gott sei Dank muss man sagen, denn so spült es uns auf einen Parkplatz etwas außerhalb des Ortes, wo sich nur eine kleine Touri-Gruppe formiert, um im Unterholz am nahen Golfhotel zu verschwinden. Kurz entschlossen schließen wir uns denen an und verschwinden auch im grünen Dickicht. Schließlich sehen die alle sehr entschlossen aus und erwecken den Anschein, dass sie genau wissen, wo es lang geht. Ich will nicht übertreiben, aber nach einiger Zeit keimen in mir Zweifel auf, ob wir die Klippen noch im Hellen erreichen. Zwischen Klippen und unserem Pfadfinderpfad erstreckt sich die gähnende Leere eines verfluchten Golfplatzes, der kein Ende nehmen will ?. Als ich gerade wildentschlossen den Plan gefasst habe, einfach quer über diesen bekloppten Golfplatz zu gehen ?, steht dort ein Schild, dass es strengsten verboten ist, auch nur den kleinen Zeh auf das heilige Grün zu setzen. Ich fühle mich ertappt ?!

„Panoramen der A-Klasse, mal sehen, ob sich die Gradwanderung gelohnt hat.“

„Panoramen der A-Klasse, mal sehen, ob sich die Gradwanderung gelohnt hat.“

Die nächste Viertelstunde Fußmarsch vergeht wie im Fluge, weil ich fieberhaft überlege, wie ich mich an diesen bekloppten Golfern rächen kann. Während ich nicht ganz legale Pläne für eine nachhaltige Revanche schmiede, zieht Astrid online Google Maps zu Rate. Ihre nüchterne Erkenntnis macht es für mich nicht besser, wir müssen um den vermaledeiten Golfplatz herum. Koste es, was es wolle. Derweil tappt die wissende Touristenkleingruppe, der wir uns angeschlossen haben, weiter unbeirrt wissend vor sich hin. Und wir hinterher.
Dann eine Biegung und eine letzte Steigung. Die Nummern auf den blöden Fahnen an den Golflöchern haben inzwischen deutlich den zweistelligen Bereich erreicht. Gott sei Dank gibt es wohl keine 100-Loch-Plätze, dann hätte wahrlich Schlimmstes passieren können. Aber 100-Lochplätze halten die Golf-Daddys ja auch nicht durch, und so geht auch dieser Golfplatz irgendwann seinem natürlichem Ende entgegen.

Und kurz darauf bietet sich uns ein Naturschauspiel, das seines Gleichen sucht. Bis lange nach 20:00 schlendern und klettern wir auf der Steilküste herum und eine Perspektive ist beindruckender als die andere. Die Sonne beleuchtet die Alabaster-Küste, die Torbögen und den Hinkelstein. Es ist atemberaubend schön, ein wundervoller Abschluss unseres ersten Törnabschnittes, bevor wir morgen kurz mal nach Hause fahren.

„Étretat...“

„Étretat…“

„Der Hinkelstein und der Torbogen“

„Der Hinkelstein und der Torbogen“

„Die Stadt Étretat“

„Die Stadt Étretat“

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49° 29′ 18,2″ N, 000° 05′ 36,0″ E