Passend zu Astrids Geburtstag guckt am Sonntagfrüh tatsächlich mal wieder die Sonne raus. In der Nacht hat der Wind auf Nord gedreht. Eine eher unerwartete Programmänderung. So rollt es uns nun nicht mehr nur herum, sondern es platscht auch hörbar vor sich hin. Mit dem Nord liegen wir nun auch etwas blöd vor der Küste, was bei Hochwasser egal ist, bei Niedrigwasser allerdings kommen wir den nächsten Untiefen doch für unseren Geschmack etwas zu nah. So gibt es zunächst nur einen dicken Geburtstagskuss und zum Gutenmorgenkaffee schon mal ein Stück Geburtstagskuchen. Der Rest muss warten, weil er sich ohnehin nicht lange auf dem Salontisch halten würde.
Nach 6 Tagen vor Mooring oder Anker müssen wir heute ohnehin mal in einen Hafen, um Wasser zu nehmen. Wasser ist tatsächlich das Einzige, was uns limitiert. Der Nord und die Sonne haben im Hafen für eine allgemeine Aufbruchstimmung gesorgt und so kriegen wir am Vormittag problemlos einen Platz. Eigentlich hatten wir in der französische Ferienzeit mit viel mehr Andrang und Überfüllung gerechnet, aber bisher hält sich das alles wirklich sehr in Grenzen. Im äußeren Hafen von Camaret-sur-mer sind ständig irgendwelche Plätze frei und eigentlich muss hier niemand im Päckchen liegen.
Der äußere Hafen von Camaret-sur-mer ist nicht gerade ruhig. Der einlaufende Schwell kommt leicht um das nördliche Kap herum und lässt die Schwimmstege schwanken und leider auch erbärmlich quietschen. Doch nach all den Tagen vor Anker haben wir hier fast das Gefühl, so ruhig zu liegen wie aufgebockt an Land. Auch das Hafenleben ist etwas ungewohnt, vor Anker ist man da ja doch eher für sich. Aber es tut auch gut, mal hier und da stehen zu bleiben und etwas zu quatschen. Das braucht man auch mal, nicht immer, aber eben manchmal doch.
Nach einem verspäteten Geburtstagsfrühstück geht’s dann los. Endlich können wir mal einen Spaziergang machen, ohne ständig mit einem bangen Blick an den nächsten dunklen Wolken zu hängen. Es ist jetzt nicht gerade brüllend heiß, aber die Sonne scheint und katapultiert die Temperatur auf über 20°. So machen wir die schon lange geplante Runde über die nördliche Spitze der Halbinsel von Camaret-sur-Mer, über den Pointe de Grand Gouin, bis hin zu dem westlichen Leuchtturm und das Fort am Pointe du Toulinguet.
Der Zweite Weltkrieg hat auch hier unübersehbare Spuren hinterlassen. Diese Halbinsel war wegen der Zufahrt nach Brest lange heftig umkämpft. Das Bombardement der Alliierten muss verheerend gewesen sein. Ein Bombenkrater reiht sich an den nächsten. Eine Kraterlandschaft, die heute von üppiger Heide und Stechginster überwuchert wird, aber nicht über die Schrecken des Krieges hinwegleugnen kann.
Die Ausblicke von der Steilküste auf die Felsen sind atemberaubend. Phantastische Felsformationen stellen sich hier dem Atlantik entgegen. Heute ist alles ruhig, doch was muss hier los sein, wenn wirklich mal ein echter Herbststurm tobt? Aber bei aller Neugier auf spektakuläre Sturmphotos sind wir ganz froh, dass der Atlantik zurzeit nur freundlich vor sich hin schwappt, denn schließlich wollen wir ja noch weiter ums Eck in die Biskaya.
Nachmittags kommen Gudrun und Gerd zum Geburtstagskaffee. Natürlich rollen wir beim Klönschnack jede Menge Seemannsgarn ab, aber es bewegt auch uns das One-and-Only-Thema »Was tun? Rüber oder weiter?«.
Allerdings beschäftigt uns nur das Thema »Rüber oder die Biskaya aussegeln?«, denn der Rest der versammelten Segler will in jedem Fall geradewegs über die Biskaya oder kommt gerade von dort. In Camaret-sur-mer hat sich erstaunlicherweise eine regelrechte skandinavische Armada versammelt. Mehrere Finnen, Schweden, Norweger und auch Dänen liegen hier, da stellen die vier Deutschen schon eine Minderheit. Zudem ist ARC-Anreise. Erstaunlich viele wollen daran teilnehmen und für die stellt sich ja sowieso nur die Frage nach dem »Wann rüber?«. Etwas erstaunt erfahren wir von der ARC-Truppe, dass man mit einer 42er schon das drittkleinste Schiff bei der diesjährigen ARC sein soll. Das ist ein Trend, der doch irgendwie merkwürdig ist, denn bisher waren wir stickum davon ausgegangen, dass gerade die eher Kleineren »die Organisation und den Schutz der größeren Gruppe« suchen. Vielleicht wäre es mal eine Geschäftsidee, eine ARC für Kleine zu machen. Was soll man mit einer 34er oder 37er zwischen all den großen 50ern und 60ern? Das ist am Ende ja auch eine Frage des Geldes, wie kommt sich ein Segler, der doch etwas auf sein Erspartes gucken muss, zwischen all den Schiffen vor, die schon gebraucht eine halbe Million kosten.
Nun gut, für uns hat sich die Frage nach dem »Was tun?« gestern erledigt, denn Lin kommt Anfang September nach Nantes, um mit uns 10 Tage zu segeln. Und Gudrun & Gerd entscheiden sich dann am Montag für das »Rüber«. Verständlich, denn das Wetter war bisher wirklich kein Spaß und auch unser Wunsch nach etwas Wärme ist ehrlich gesagt riesig. Nach unserem Einkauf am Montag gehen wir wieder vor Anker. Und als wir am Dienstag aufwachen, sehen wir die beiden noch kurz auf AIS, wie sie mit Kurs auf Pointe du Raz auf dem Weg in die Wärme sind.
Camaret-sur-Mer (A) -> Anse de Saint Nicholas (A) via einigen Ankerbuchten Distanz: 40,3 sm Gesamtdistanz: 1054,2 sm
Doch für uns beginnt nun eine herrliche Zeit in der Baie du Douarnenez. Das Azorenhoch steckt zunehmend seine Fühler aus und so tingeln wir dort von Ankerbucht zu Ankerbucht. Nachdem wir einige Erfahrung mit dem Ankern in Tidengewässern gesammelt haben, fühlen wir uns sicherer. Strömung und Tidenhub können wir inzwischen ganz gut einschätzen, aber auch unser wirklich üppiges Ankergeschirr lässt keine Wünsche offen und macht es uns wirklich leicht. Da geht bei fast allen Wettern fast immer alles, zumindest bei denen, die hier so im Sommerhalbjahr vorbeikommen. Und die Kettenlängenregel von Sönke Röver hat sich bisher auch bei kräftigem Wind bestens bewährt, wobei der Ankergrund in der Baie du Douarnenez fast überall bestens für ein Buchtentingeln geeignet ist. Oft ist das Wasser so klar, dass wir unseren Anker zielgenau in einen Sandstreifen fallen lassen können. Für fast jede Windrichtung gibt es hier eine gute Ankermöglichkeit und überall findet sich guter Ankergrund zwischen den Felsen und Geröllbuchten. Auffallend dabei ist, dass die recht steinige und felsige Küste doch schnell in sandigen Meeresboden übergeht. Das hatten wir so nicht erwartet, aber das macht uns das Ankerleben eben auch sehr einfach. Wenn man einen Bogen um die »Ballungsgebiete« vor den Häfen macht, dann ist man zudem fast allein. Nur tagsüber wird es etwas belebter, wenn die Daysailor kommen. Zusammen mit einem Norweger sind wir die einzigen Nicht-Franzosen, die sich hier herumtreiben. Für den Norweger muss die Landschaft hier wie eine Offenbarung sein. Felsen wie in Norwegen, aber türkises Wasser und dazu nun auch noch Wärme und Sonne.
Anse de Pen-Hir
Als erste Bucht steuern wir die Anse de Pen-Hir an. Und hier bleibt uns zum ersten Mal die Spucke weg.
Es ist einfach wunderbar, anders kann man es nicht sagen! Am frühen Nachmittag machen wir unser Dinghy klar und fahren zu dem Sandstrand, dessen Sand an Feinheit wirklich seines Gleichen sucht. Wenn man darüber läuft, fühlt es sich fast an, als ob man Flanell-Läppchen an den Füßen hat. Aber vor dem Flanell-Läppchen-Gefühl steht das Anlanden in der Brandungszone. Nun ist »Brandungszone« vielleicht etwas übertrieben, aber es kommen eben ab und zu doch mal Wellchen an, deren Kronenhöhen durchaus 50 cm erreichen und die sich zudem äußerst heimtückisch brechen. Und beim Anfahren dieses Strandes, der rhythmisch von eben diesen Monsterwellen heimgesucht wird, stellen wir uns aber an wie die letzten Deppen.
Wie es sich für einen ordentlichen Schiffsjungen gehört, ist sein Blick in Richtung Ziel gerichtet, als er von seiner umsichtigen Capitana die Worte: “Ach du Scheiße!” hört. Kurz umgedreht sieht der Schiffsjunge die heranrollende, noch gut 40 cm hohe, aber sich schon bösartig brechende Welle, die es Sekunden später mühelos über den Spiegel ins Innere des Gummibootes schafft. In genau diesem Augenblick zögern der Schiffsjunge und auch die Capitana angesichts der erheblichen Wassertiefe rund um ihr Landungsboot, die plus Wellenhöhe durchaus dazu geeignet ist, das kurze Höschen bis zum A… zu durchnässen, etwas zu lange. Diese Gelegenheit lässt sich die zweite Welle natürlich nicht entgehen, greift von der Seite an und durchnässt die Höschen bis zum besagten A. auch direkt im Landungsboot. Gott sei Dank haben wir unsere Wanderutensilien in einem wasserdichten Rucksack und auch der Photorucksack steckt in einer wasserdichten Reisetasche. Lächelnd schleppen wir das Gummiboot aus der Brandungszone und hoch bis zur Hochwasserkante. Dieser Teil des Strandes ist zwar zum Hochwasser ohne Schwimmeinlage nicht mehr zu erreichen, aber so lange wollen wir ja eh nicht auf dem Pointe de Pen-Hir herumklettern.
Die Hosen trocken auf dem Weg zu Aussichtspunkt und in den Wanderschuhen quitscht das Seewasser. Ein grandioser Ausblick entschädigt uns, obwohl Heerscharen von Touristen das Cap bevölkern. Etwas Mecker bekommt der Schiffsjunge, als er auf der Jagd nach spektakulären Panoramen eine einsame Plattform ganz außen erklettert, die zugegeben nicht viel Spielraum bietet, um noch um das Stativ herumzutanzen. Aber nach dem absturzfreien Rückweg ist die Capitana doch gar nicht mehr ganz so schrecklich böse.
Knapp vor knirsch sind wir wieder zurück am Landungsboot. Wir müssen noch nicht hinschwimmen ?, aber wir müssen auch das Landungsboot nicht mehr sehr weit zum Wasser tragen ?. Die Geschichte mit der Brandung und dem Anlanden an einem Strand müssen wir uns wohl noch einmal richtig überlegen. Da brauchen wir eine neue, ausgefeilte Taktik! ?
Anse de Norgard
Von der Anse de Pen-Hir geht’s südöstlich in die Anse de Norgard bei Morgat.
Als wir um die Ecke beim Cap de la Chevre biegen, sehen wir schon den Ferien- und Touristentrubel. Die Dichte der Ausflugs- und Sightseeingboote nimmt in Richtung Morgat mit jeder Meile zu. Dazu kommen unzählige Kanuten und Kajakfahrer. Wir beschließen einigen Abstand zu Morgat zu halten und ankern einfach vor einer der Buchten, wie schon so viele andere. Die Steilküste von Morgat ist berühmt für die vielen Höhlen, die das Meer in die schroff abfallenden Felsen gespült hat. Erst beim zweiten Hinsehen bemerken wir, dass unsere Ankerbucht die Bucht mit der ansehnlichsten Höhle ist. Gegen Abend verschwinden all die Kanuten, Gummiboote und Daysailor und am Ende liegen wir allein mit zwei Franzosen und dem Norweger vor der einsam schönen Kulisse der Steilküste mit ihren Höhlen und den wild gezackten Felsen.
Erst am nächsten Morgen setzt der Badeverkehr mit den kleinen Paddlern, Motorbootfahrern und Seglern wieder ein. Da wir “recht weit” vor der Küste den Anker geworfen haben, also zumindest viel weiter, als all die Einheimischen das tun, hält sich der Trubel für uns in Grenzen.
Aber heute gehören auch wir zu den Besuchern der Badebuchten. So machen auch wir unser Landungsboot klar. Gott sei Dank gibt es kaum Schwell ? und so können wir ganz cool ? und unüberlegt anlanden. Schnell wird uns nun auch klar, warum hier so viele Paddler herumsausen. Es gibt nämlich keinen anderen Zuweg in die Badebuchten.
Wobei »keinen anderen Weg« doch etwas gelogen ist, denn es gibt zu zwei der Buchten auch noch einen schmalen Kletterpfad, der hoch zu dem Küstenwanderweg bzw. runter führt. Und wenn wir hier Kletterpfad schreiben, dann ist das durchaus ernst gemeint. Den Kletterpfad in der ersten Bucht lassen wir aus und nehmen den in der zweiten. Der ist zwar auch nicht besser als der erste, aber noch eine Möglichkeit nach oben gibt es eben nicht. Es ist noch nicht hochalpin, aber durchaus für Seefraus- und Seemannsbeine eine gewagte Sache. Dagegen war der Panoramafelsen gestern Kinderkicky.
Als wir den Weg hoch geschafft haben, verdrängen wir erst einmal die Gedanken an das »Wie wieder zurück?« und wandern fast vier Stunden auf dem Steilküstenwanderweg von einer Bucht zur anderen.
Hinter fast jeder Ecke eröffnet sich ein neuer toller Ausblick und wir sind heilfroh, doch etwas Geduld gehabt zu haben, um hier vorbeischauen zu können. Inzwischen ist es auch warm, richtig südlich warm und wir freuen uns auf das Schwimmerchen von der PINCOYA aus in dem türkisen Wasser.
Île de L’Aber
Ein kleiner Wettercheck am Abend eröffnet uns, dass es sehr bald einen Winddreher über Nord auf Ost geben wird. Dafür liegen wir hier vor der Steilküste in der Anse de Norgard nicht wirklich optimal. Also verkrümeln wir uns hinter die Île de L’Aber an der nördlichen Seite der Baie du Douarnenez. Auch hier ist das Ankern problemlos und alles sitzt sofort. Das ist auch gut so, denn mit unserem Ankermanöver dreht auch der Wind schlagartig auf Nordost und frischt auf. Just in time, das hat gepasst.
Abends gibt es wieder selbst gefangenen Fisch. Auf dem Weg vorgestern in die Anse de Pen-Hir haben wir schon eine dicke Goldmakrele gefangen und auf dem Weg in die Anse de Norgard waren es sogar 4 normale Makrelen. Direkt vor dem Cap konnten sie es gar nicht abwarten und schwupps waren gleich zwei dran. Die Schleppangel mit dem Paravan ist der Hammer, insgesamt 7 Fischchen für 4 Mahlzeiten haben wir nun schon gefangen. Wenn das nichts ist! Nach den Misserfolgen der letzten Jahre ist das ein wahrhafter Lauf, einer, der sich sehen lassen kann.
Hinter der Île de L’Aber liegen wir fast ganz allein. Nur wenige Franzosen kommen mal für einige Stunden vorbei und werfen den Anker. Entspannung pur, denn irgendwelche Highlights gibt es hier nicht. So verbringen wir den Tag mit Baden und Sonnen und brechen erst abends in Richtung Douarnenez auf. Dort wollen wir morgen mal etwas Brot nachkaufen, mehr brauchen wir gerade nicht. Unser Frischwasser reicht noch, weil wir nun ja einfach ein Schwimmerchen machen können und der eingeschäumte Köpper die Dusche ersetzt. Das ist nicht nur gesund, sondern auch echt praktisch und sparsam.
Douarnenez
Auch vor Douarnenez ankern wir. Der Anker fällt vor dem Port du Rosmeur etwas abseits der Moorings und einem Fischernetzgewirr, zu dem wir lieber ordentlich Abstand halten.
Am Vormittag geht es dann mit dem Gummiboot in den Hafen, um Brot zu kaufen, und wir müssen feststellen, dass wir Douarnenez vollkommen unterschätzt haben. Einige Stunden schlendern wir durch die kleinen Gassen und staunen in der klitzekleinen Kirche La Chapelle Saint Michel über die vollständig bemalte Holzdecke.
Es ist Samstag und rund um die Markthalle ist richtig was los. Da wir ja nur mal eben etwas Brot kaufen wollten, sind wir ziemlich unvorbereitet und haben auch nur das kleine Photoequipment mit. Im Nachhinein etwas ärgerlich, aber mit so einem hübschen und fotogenen Städtchen haben wir echt nicht gerechnet.
Douarnenez ist durch den Fluss Pouldavid quasi zweigeteilt. Östlich liegt Rosmeur und westlich Tréboul. So schlendern wir nicht nur hoch in die Altstadt von Rosmeur, sondern auch wieder herunter an den Mündungslauf des Pouldavid, der zu Niedrigwasser durch eine Schleuse abgetrennt wird, damit er nicht ganz trocken fällt.
Im Mündungslauf des Pouldavid, gleich hinter dem Schiffsmuseeum, gibt es einige gezeitenunabhängige Gastliegeplätze. Hier ist es schon ziemlich idyllisch und würde einen Zwischenstopp lohnen. Aber wir wollen und müssen langsam auch mal weiter. Schließlich ruft die Biskaya und von dem Pointe du Raz wird ja behauptet, dass das der Point ist, ab dem die Sonne auch durchaus gerne mal öfter scheint. Hoffentlich ist dies keine Geschichte aus dem Reich der Fabeln und Märchen ?.
Anse de Saint Nicolas
Obwohl es uns etwas leid tut, brechen wir am Samstagabend von Douarnenez in Richtung der Anse de Saint Nicolas auf, denn morgen ist unser Tag, um das Cap du Raz zu runden und in die echte Biscaya vorzustoßen. Ab dem späten Nachmittag heute soll der Wind langsam von Süd auf Nord drehen und dann auch erst einmal auf nördlichen Richtungen bleiben. Soweit sich das bei dieser Lage am Rande eines Azorenhochkeils überhaupt so genau sagen lässt. Mal sehen… So nutzen wir die ersten Anzeichen des Winddrehers in Richtung West und gehen in der Baie du Douarnenez wieder nach Nordwesten, um uns eine gute Ausgangsposition für die Kaprundung zu sichern. Kurz vor der Anse de Saint Nicolas kreuzen wir unseren Kurs vom Mittwoch, als wir in die Baie du Douarnenez eingefahren sind.
Wie schon die Anse de Norgard, die nun etwas östlich und noch fast in Sichtweite liegt, ist die Anse de Saint Nicolas ein Traum. Vollkommen allein liegen wir hier vor den unzähligen Höhlen, die die Brandung in die Steilküste gegraben hat. Die Kulisse ist einzigartig und es würde uns nicht im Mindesten wundern, wenn plötzlich Merlin mit seinem Schlapphut auf einem der Felsen vor einer dieser Höhlen steht und mit seinem funkensprühenden Zauberstab wedelt, während ein Hobbit vom Küstenwanderweg fröhlich zu uns herunter grüßt. Die Landschaft ist magisch und beflügelt die Phantasie. Schon zwischen den Felsen vor Pen-Hir hätte sich im Gegenlicht ein feuerspeiender Drache im Gleitflug nicht schlecht gemacht. Gerade wenn es wie heute Abend etwas diesig ist, hat die Küste hier schon etwas von einer Fabellandschaft.
In der Anse de Saint Nicolas ist aller Urlaubstrubel weit weg und auch die letzten ankommenden Segler fahren lieber weiter nach Morgat. Gut für uns. Die Bucht strahlt die Einsamkeit einer abgelegenen, norwegischen Schärenwelt aus, in die Trolle ebenso gut wie Hobbits passen würden. Wenn in dieser Ecke der Bretagne nur das Wetter etwas beständiger schön sein könnte, dann hätten uns sicher auch noch die Buchten südlich von Brest und weit östlich hinter Camaret-sur-mer angelockt. Doch nun lockt uns schon wieder nur noch die Sonne des Südens, denn es ist schon wieder diesig, trüb und nieselig geworden.
Stationen:
20.08. Camaret-sur-Mer (A) -> Anse de Pen-Hir (A) 6,3 sm: 48° 15′ 30,5″ N, 004° 36′ 54,2″ W
21.08. Anse de Pen-Hir (A) -> Anse de Norgard (A) 10,4 sm: 48° 11′ 50,1″ N, 004° 30′ 53,9″ W
22.08. Anse de Norgard (A) -> östl. Île de L’Aber (A) 4,0 sm: 48° 13′ 28,6″ N, 004° 25′ 53,2″ W
23.08. östl. Île de L’Aber (A) -> Douarnenez (A) 9,1 sm: 48° 05′ 45,8″ N, 004° 18′ 45,3″ W
24.08. Douarnenez (A) -> Anse de Saint Nicolas (A) 10,5 sm: 48° 10′ 47,6″ N, 004° 32′ 11,9″ W