Alderney (A) -> Guernsey Start: 12.30 Ende: 19:15 Wind: ~N 5 – 8 kn Distanz: 20,9 sm Gesamtdistanz: 786,4 sm
Um 12:30 brechen wir auf. Eigentlich war 13:00 geplant, aber irgendwie fehlt uns dann doch die Ruhe. Vor uns liegt das Race auf der westlichen Seite Alderneys. »The Swinge«, wenn auch mit “e” geschrieben, der Name scheint Programm zu sein. Auf unserer Inselwanderung gestern haben wir schon zwei Segler beobachtet, wie sie dort durchgefahren sind und ordentlich durchgeschaukelt wurden.
Es ist Springzeit und deshalb sind die Gezeiten besonders heftig. Mit 7 bis 8 Knoten läuft es zurzeit durch das Race und eine Stillzeit gibt es nicht wirklich. Praktisch im Handumdrehen kippt der Strom und wenn’s nicht gerade in der einen Richtung Alarm macht, ist auch schon wieder die andere dran. Einen Versuch, gegen den Strom dort durchzukommen, brauchen wir gar nicht zu machen, selbst die »Little-Ferries« zwischen Alderney und Guernsey berücksichtigen die Hochzeiten, obwohl die in ihrer kleinen Katamaran-Fähre zwei richtige Motörchen drin haben.
Unser Ankerauf-Manöver geht wider Erwarten recht problemlos. Wir hatten mehr Schwierigkeiten erwartet, weil die Kette immer noch irgendwie verdreht ist. Nach dem Sturm und als wir noch ganz allein in dem Ankerfeld lagen, haben wir zwar schon mal versucht, den Rest der Kette im Ankerkasten weitgehend zu entkörseln, aber so richtig erfolgreich haben wir uns danach auch nicht gefühlt. Obwohl wir darauf alle 80 m rausgelassen haben, um dann schon mal 30 wieder einzuholen. Doch es ist auch gut, dass es nun besser klappt als erwartet, denn inzwischen ist das Ankerfeld rappelvoll. Man liegt dicht an dicht, denn auch die letzte Mooring ist schon lange belegt. Trotzdem ist man uns nicht zu dicht auf die Pelle gerückt. Das liegt vielleicht auch an unserer Ankerboje, die anscheinend doch dafür sorgt, dass alle brav ihren Anker mit einigem Abstand fallen lassen. Mal sehen, ob das weiterhin so ist. Ankerbojen scheinen hier ja doch eher unbekannt zu sein, wir sind die Einzigen und der Hafenmeister wollte sie auch schon einsammeln, hat dann aber doch bemerkt, dass an der vermeintlich »herrenlosen« Boje noch unser Anker hängt.
Um die Mole von Alderney machen wir einen respektvollen Bogen, denn es ist schon lang nach Hochwasser als wir aufbrechen. Der Strom westlich von Alderney kentert erst spät, ca. 2 1/2 Stunden nach Hochwasser. Und kaum machen wir den Bogen nach Westen, schnappt uns auch schon der Strom. Ich wollte ja eigentlich noch eine Stnde später fahren, damit wir mal richtig was erleben ?. Aber das brauchen wir wohl gar nicht! Unsere Fahrt wird immer schneller und schneller.
Erst gurgelt und blubbert es nur um uns herum, und dann geht die Post ab.
Mit 11 – 12 Knoten über Grund und 4 Knoten durchs Wasser donnern wir durch eine verrückt gewordene See. So etwas haben wir bisher nur einmal in der irischen See nördlich von Holyhead erlebt. Das ist schon irre, es wird immer heftiger und auch wir werden ziemlich durchgeschüttelt.
Nur gut, dass fast kein Wind ist! Kaum vorzustellen, was hier abgehen muss, wenn es mal richtig weht. Und dabei sind wir schon kurz nach dem kentern des Stroms hier, das wird in zwei Stunden noch viel lustiger sein. Und das alles ganz ohne Wind. Vielleicht war es doch gar keine so schlechte Idee, auf die Capitana zu hören und nicht zu warten.
An unserem Satelliten-Track kann man unsere Rauschefahrt sehr schön erkennen. Kaum sind wir aus dem Race wieder raus, liegen die Punkte auch wieder ganz eng beieinander.
Insgesamt sind wir auf dem Weg nach Guernsey aber eher treibend als segelnd unterwegs. Der Wind ist schwach und der Strom macht die Hauptarbeit. Doch immerhin reicht der Wind so weit aus, um im Strom noch kleinere Kurskorrekturen machen zu können.
Doch wir haben ja auch Zeit. Unser Ziel auf Guernsey ist nicht St. Peter Port, sondern die Beaucette Marina. Die hatten uns die Holländer empfohlen, die in Honfleur für eine Nacht bei uns längsseits lagen, weil wir ja nicht so sehr auf Rummel stehen.
Die Beaucette Marina können wir zur Springzeit nur 3 Stunden vor und nach Hochwasser anfahren. Sonst steht nicht genug Wasser über der Barre. Aber die Beaucette Marina ist generell etwas speziell, denn sie wurde in einen alten Steinbruch gebaut, zu dem man nur einen engen Zugang in den Fels gesprengt hat. Dieser Zugang ist kaum 8 m breit und praktisch nicht einsehbar. Vor der Marina liegen 4 Wartebojen aus, von denen man dann vom Hafenmeister abgeholt wird. Dort legen wir uns auch brav dran, auch wenn der Schiffsjunge es immer gerne mit dem Rat eines erfahrenen englischen Seglers hält, der sagte: “Never call a marina, just go in, so they can’t refuse!” Aber mal ganz abgesehen von Wartebojen und Wasserstand, wo geht es da überhaupt rein?
Mit uns liegen schon zwei andere Segler an den Wartebojen und da augenscheinlich alles wartet, rufen wir mal den Hafenmeister über Kanal 80 an. Nach einigen Versuchen meldet der sich auch und wir fragen, ob er für uns überhaupt noch ein Plätzchen frei hat und ob wir mal reinschauen können. Plätzchen ja, reinschauen nein, zumindest nicht jetzt, er würde dann kommen und uns holen. Nun ja, so warten wir zusammen mit den anderen beiden. Dann brummt ein Motorboot heran, kurzer Sprechfunkverkehr auf 80, »no outgoing vessels, come in«, und schwupps wird das Motorboot von den Felsen verschluckt.
Ach was! Da geht’s rein! Nanu! – Dann ist wieder Ruhe. Nach einiger Zeit brummt es wieder zwischen den Felsen und der Hafenmeister kommt heraus. An seinem Boot steht »follow me«. Er fährt die neuen Gäste ab, fragt nach Tiefgang, Länge und Breite und verschwindet wieder mit den Worten: “I’m going to find a place for you.” Nach einer Weile brummt es wieder zwischen den Felsen. Der erste wird abgeholt.
Danach sind wir dran. “Put the fenders starboard and follow me!” – “Keep slowly!” –
Inzwischen wissen wir auch, wo es durchgeht. Er fährt vor und passt genau auf, dass wir den richtigen Bogen fahren und genau mittig die Einfahrt treffen. Die ist wirklich etwas schmal, komisches Gefühl, das ist definitiv kein Hafen für Katamarane!
Der Hafenmeister lotst uns um die Ecke und in die erste Boxengasse, zeigt auf eine freie Box, macht sein Boot fest, springt raus und nimmt unsere Leinen an. Wow, was für ein Service!
Es gibt wohl in der Tat Marinas, in die man vielleicht doch nicht so einfach reinfahren sollte. Beaucette gehört definitiv dazu.
Wir sehen uns um. Die Beaucette Marina ist echt der Hammer. Nein, der absolute Oberhammer und zudem mit einem Coolness-Faktor, der höchste Werte erreicht. Da kommt nur noch Utklippan in seiner Urwüchsigkeit mit – und dann lange nichts mehr.
auf Guernsey in der Beaucette Marina
49° 30′ 11,3″ N, 002° 30′ 19,6″ W