Salto Belle-Ile am Freitag den 13ten


 

„Der Sackgassenhafen von Vannes.“

„Der Sackgassenhafen von Vannes.“

 


Am Dienstag klaren wir die PINCOYA auf. Immerhin lottern wir schon seit mehr als drei Monaten in unserem Lotterleben so vor uns hin. Und nun kommt Besuch! Das ist ein guter Grund, mal wieder alles auf Vordermann zu bringen.
Mittags holen wir den Mietwagen ab. Diesmal haben wir das Auto einfach über billiger-mietwagen.de gebucht. Irgendwie hatten wir das bis zu dieser Werbemail, die uns just in time kurz vor Vannes erreichte ?, gar nicht auf dem Schirm. Aber es funktioniert, ist absolut problemlos und zudem noch um einiges preiswerter als unsere französische Direktbuchung in Le Havre. Französische WebPages sind ja fast immer eine echte Herausforderung, und wenn es doch mal eine englische Version gibt, trägt diese meist nicht unbedingt zu einer spontanen Erleuchtung bei.

 

„Vannes ist wirklich eine niedliche Stadt, besonders mit Sonne, die tatsächlich auf unserem Weg zur Mietwagenstation mal rauskommt.“

„Vannes ist wirklich eine niedliche Stadt, besonders mit Sonne, die tatsächlich auf unserem Weg zur Mietwagenstation mal rauskommt.“

„Einkauf in Vannes.“

„Einkauf in Vannes.“

Mit dem Mietwagen fahren wir dann gleich mal einkaufen. Für solche Sachen sind Autos ja schon praktisch. Erstens erreicht man so auch ganz einfach die großen und preiswerteren Einkaufszentren am Stadtrand und zweitens transportiert sich dann doch alles etwas einfacher als mit unseren Fahrrädern und Trolleys. Außerdem hat uns der Hafenmeister noch einen Zugangschip für den Hafenparkplatz gegeben, bequemer geht es nun kaum.


Da Lins Flieger in Nantes erst um 15:30 landet, nutzen wir am Mittwoch die Zeit vorher noch für eine kleine Sightseeingtour. Kurz vor dem Fluss La Vilaine verlassen wir die Autobahn und fahren über die alte Brücke nach La Roche Bernard. Der Ausblick von der alten, grün-weißen Hängebrücke ist so fantastisch, dass wir spontan beschließen, mit Lin in die La Vilaine zu fahren und einen Stopp in La Roche Bernard einzulegen.

 

„La Roche Bernard“

„La Roche Bernard“

Danach geht es zu der Île Fedrun mitten in der riesigen Moorlandschaft Grande Brière bei Saint Joachim. Diese Moorlandschaft ist eine ganz andere Welt und es riecht mächtig nach moderigem Torf. Man sieht es auf der Karte nicht gleich, aber die Île Fedrun ist in der Tat eine Insel. Allerdings schwappt um diese Insel kein türkises Meerwasser, sondern sie liegt als Insel inmitten eines riesigen Moores, das von unzähligen Kanälen durchzogen ist, in denen tiefbraunes Moorwasser schwappt.

 

„Auf der Île Fedrun I“

„Auf der Île Fedrun I“

Doch zur Île Fedrun muss man nicht mit einem der alten Moorkähnen übersetzen, die heute eher nur noch für Touristenrundfahrten genutzt werden. Zwei Dammstraßen führen auf die Insel. Früher wurde hier Torf gemacht, aber diese Zeiten sind auch definitiv vorbei. Viele der kleinen Arbeiterhäuser wurden schon verkauft, einige verfallen zusehends und andere stehen noch zum Verkauf. Aber man versucht, das alte Flair des Dorfes zu erhalten und die meisten Renovierungen fügen sich harmonisch in das alte Inselbild ein. Die Insel inmitten des Moores ist klein und so »wandern« wir einmal außen herum und schnuppern dabei mächtig viel Torfluft, bevor wir auf dem Picknick-Platz am Eingang der Insel Mittag machen. Heute ist das Moorgebiet ein großer Naturschutzpark und nur noch die »Einwohner« haben Schürf- und Jagdrechte.

 

„Moorkähne und Picknick“

„Moorkähne und Picknick“

Dann ist es Zeit, Lin am Flughafen von Nantes einzusammeln. Der Flieger ist fast pünktlich und wir finden uns sofort, obwohl der Urlaubstrubel an dem Flughafen riesig ist. Und Lins Gepäck ist auch dabei, was ja nicht immer ganz so sicher ist, wenn man Umwege fliegt und umsteigen muss. Das mit dem Gepäck ist nämlich nicht nur für Lin einigermaßen wichtig, sondern auch für uns, denn sie hat Ersatzteile, Schokolade (!!!!), ja ja, da kann Frankreich noch etwas von Belgien und auch Deutschland lernen (!!!!), und vor allem unsere neuen Gummibooträder dabei.

 

„Da kommt Lin!“

„Da kommt Lin!“

Aber nun geht’s erst einmal zurück nach Vannes, was sich hinzieht, denn die französische Rushhour ist ausgebrochen.


Während Lin sich einrichtet, montiere ich die neuen Räder an unserem Gummiboot. Diese Variante, ein Dinghy auf dem Strand hoch oder runter zu ziehen, haben wir auf den Kanalinseln und dann hier in Frankreich das erste Mal gesehen. Und da man sein Dinghy wegen der Gezeiten am Strand oder auf einer Slippe ständig entweder hoch oder runter schleppen muss, war für uns sofort klar, dass wir auch solche Räder brauchen. Nach etwas Internet-Recherche haben wir dann die Railblazer C-Tugs bestellt und an Lin liefern lassen. Die Entscheidung für die C-Tugs war einfach, die haben einen großen Durchmesser von 26 cm und sind vollständig aus Kunststoff. Es gibt auch noch kleinere und welche mit Lufträdern, aber die Plastikvariante schien uns am wartungsärmsten zu sein.
Die Montage geht schnell und einfach, und das Verstellsystem ist idiotensicher! Schon unsere erste Probefahrt auf dem Steg begeistert uns vollkommen. Solange der Sand am Strand nicht zu weich ist, wird der Transport nun ein Kinderspiel sein. Die Dinger sind der Oberhammer!

 

„Wow … unsere neuen Gummibooträder. Was haben wir da schon drauf gewartet!“

„Wow … unsere neuen Gummibooträder. Was haben wir da schon drauf gewartet!“

 


Eigentlich könnten wir am Dienstag mit dem Morgenhochwasser aus Vannes auslaufen, aber wir müssen ja vorher noch den Mietwagen wieder abgeben. Außerdem wollen wir uns zusammen mit Lin noch Vannes ansehen. Schon am Dienstag haben wir auf dem Weg zur Mietwagenstation gesehen, dass Vannes ein außerordentlich hübsches Städtchen ist. So haben wir uns darauf gefreut, mit Lin zusammen nun etwas mehr zu sehen. Aber wieder einmal spielt das Wetter nicht mit. Es ist grau in grau und beginnt sogar zu regnen. Schade, gerne hätten wir die Altstadt von Vannes mit etwas Sonne gesehen, aber solche Erlebnisse haben ja dieses Jahr eher Seltenheitswert.

 

„Noch einmal die Altstadt von Vannes.“

„Noch einmal die Altstadt von Vannes.“

„Die Kathedrale von Vannes.“

„Die Kathedrale von Vannes.“

„Süßes in Vannes und die Capitana Ton in Ton voll Bio!“

„Süßes in Vannes und die Capitana Ton in Ton voll Bio!“

Für die Warterei bis zum nächsten Hochwasser um 17:00 kaufen wir uns etwas Kuchen und tatsächlich lockert es zum Kaffee dann doch noch wieder etwas auf. Es ist nicht richtig kalt, aber ein echter Unterschied zu Bremen ist es für Lin auch nicht. Pünktlich zu Lins Besuch war eigentlich auch ein 7-Tage-Sommer angekündigt, da klebt nun auch unsere Hoffnung dran. Vielleicht erleben wir ja auch noch mal so etwas wie Sommer. Doch schon gestern wurden vorsorglich schon mal wieder 2 Tage Sommer gestrichen und die Temperaturen für die nächste Woche von 28° auf 24° heruntergeschraubt. Wenn das so weitergeht, können wir Lin Frankreich nur so zeigen, wie es für uns seit Wochen Alltag ist. Schade! Schade!

Vannes -> östl. Île Houat Distanz: 58,3 sm Gesamtdistanz: 1.307,9 sm

„Von Vannes -> zur Île Houat, via einer Station im Golf und der Belle-Île. Und weil Freitag der 13te war, haben wir auch gleich noch vergessen, die Böse Elfe zum Aufzeichnen des Tracks einzuschalten.“

„Von Vannes -> zur Île Houat, via einer Station im Golf und der Belle-Île. Und weil Freitag der 13te war, haben wir auch gleich noch vergessen, die Böse Elfe zum Aufzeichnen des Tracks einzuschalten.“

Um 17:00 laufen wir aus. In dem engen Kanal kommen uns weitere vier Briten entgegen. Vielleicht ist das schon der BoJo-Effekt und die Insel evakuiert sich klammheimlich selbst. In Vannes liegen so viele Briten, dass die französischen Gäste fast in der Minderheit sind. Dazwischen findet man nur vereinzelt mal einen Niederländer, Belgier oder Deutschen.

 

„Aufbruch in Vannes“

„Aufbruch in Vannes“

„Auf dem Weg zur Île d´Arz im Golf von Morbihan“

„Auf dem Weg zur Île d´Arz im Golf von Morbihan“

Von Vannes aus fahren wir nur um die Ecke und werfen hinter einer der vielen Inseln im Golf den Anker für eine absolut ruhige Nacht.

 

„Abendstimmung im Golf von Morbihan“

„Abendstimmung im Golf von Morbihan“

 


Freitag der 13te!

Um den auslaufenden Strom aus dem Golf voll mitzunehmen, brechen wir früh auf. Und der Strom nimmt uns mit und zwar gewaltig. Wir sind zu den Hochzeiten an den Engstellen und es ist kurz vor Springzeit. Das beschert uns eine Rauschefahrt, wie wir sie bisher nur einmal hinter Alderney erlebt haben. Mit Spitzen von 11 Knoten geht es wieder der Biskaya entgegen und das bei mittleren Motordrehzahlen, die sonst nur für eine Fahrt von 4 bis 5 Knoten sorgen.

 

„Mit dem ablaufenden Wasser geht es flott aus dem Golf wieder heraus.“

„Mit dem ablaufenden Wasser geht es flott aus dem Golf wieder heraus.“

 

„Stromschnellen!“

„Stromschnellen!“

„Bis auf Höhe der Île Houat ist es ruhiger.“

„Bis auf Höhe der Île Houat ist es ruhiger.“

Draußen ist der Spaß leider schnell wieder vorbei. Der Wind ist schwach und plötzlich fahren wir rund 8 bis 9 Knoten weniger. Es geht nur noch zögerlich bis gar nicht mehr so recht voran. Zwischenzeitlich überlegen wir, ob wir doch lieber einfach vor der Île Houat ankern sollen, als bis hinter die Belle-Île zu gehen. Hätten wir das man mal gemacht, dann hätten wir uns viel Arbeit und Ärger erspart, aber auch ein Abenteuer weniger gehabt, von dem wir noch lange erzählen können.

 

„Aber zwischen den Felsen der Île Houat strömt es immer noch ordentlich.“

„Aber zwischen den Felsen der Île Houat strömt es immer noch ordentlich.“

Eigentlich hätten wir ja auch aus unserer Fehleinschätzung vor der Île de Groix lernen können. Und eigentlich kann man es sich ja auch schon fast selbst denken, wenn man einen Blick in die Karte wirft. Alle Seiten der Inseln, die offen zur Biskaya liegen, sind denkbar schlecht zum Ankern geeignet. Und dabei ist fast egal, wie stark auf den Seeseiten ein ablandiger Wind bläst, der Schwell erreicht einen doch. Und genau das war unsere Fehleinschätzung, denn wir dachten, dass ein ablandiger 5er Wind mit 6er Böen den Schwell doch irgendwie aus einer halbwegs passablen Ankerbucht heraushalten kann. Macht er aber nicht, denn der Schwell schleicht sich doch immer irgendwie um die Ecke. D.h., man kann an diesen Seiten eigentlich nur ankern, wenn es auch weit draußen auf der Biskaya vorher schon einige Tage recht ruhig war, so dass es nur noch etwas schwappt und nicht mehr schwellt.

 

„Die Südseite der Belle-Île.“

„Die Südseite der Belle-Île.“

Aber so runden wir bei zunehmendem Wind munter und in guter Hoffnung die Belle Île und lassen unseren Anker im westlichen Teil der Bucht von Port Herlin fallen. Mit uns liegt dort noch ein Franzose, was uns in der trügerischen Sicherheit wiegt, alles richtig gemacht zu haben. Der Schwell ist mäßig, aber ab und an rollen unversehens einige Schwellwellen herein, die zwar langgezogen sind, aber bestimmt noch gut 2 m haben. Wenn diese Burschen dann auf den Felsen brechen, schauen wir jedes Mal unversehens etwas besorgt auf die Küste. Der Radau der brechenden Wellen ist schon beeindruckend und etwas Respekt einflößend, aber der Wind ist inzwischen kräftig und eben ablandig, so dass er uns gut in Richtung See freihält. Trotzdem macht das Krachen der Wellen auf den Felsen ein irgendwie blödes Gefühl.

Den Nachmittag über beobachten wir das Geschehen. An dem kleinen Badestrand ist viel Betrieb, auch deswegen wollen wir erst später einen Landungsversuch unternehmen. Schlussendlich lockt aber auch eine Testfahrt mit den neuen Dinghy-Rädern, die wollen ja schließlich auch mal unter Echtbedingungen ausprobiert werden. Abends wird es dann unserer Meinung nach etwas ruhiger und der Strand leert sich. Das ist unsere Stunde der Landung.

Schnell sind Lin und ich fertig und brummen los. Die Wellen sind etwas kleiner geworden und laufen in Sets ein, zwischen denen es immer wieder »noch« ? etwas ruhiger ist. Aber alle Wellen brechen sich. Nun ja. Unsere Taktik ist, kurz vor dem Strand den Motor auszumachen, hochzuklappen und den passenden Moment abzuwarten, um dann mit einigen kräftigen Ruderschlägen den Strand zu entern, während Lin absprungbereit vorn sitzt, um uns gleich etwas auf den Strand zu ziehen.
Soweit unsere Theorie, die leider nur bis zum Hochklappen des Motors funktioniert.

 

„Unser Disaster! Auf Bild fünf sieht man schön, dass es gleich schief geht!“

„Unser Disaster! Auf Bild fünf sieht man schön, dass es gleich schief geht!“

Vollkommen unerwartet, wir haben es wirklich nicht kommen sehen, bricht sich beim Anfahren des Strandes dann eine vielleicht 1,5 m hohe Welle direkt hinter uns. Alles geht super schnell, ohne dass es auch nur noch zu dem kleinsten Gedanken kommen kann. Noch nicht einmal der Gedanke »Ach du Scheiße!« hat genügend Zeit, durch den Kopf zu huschen. Die Welle bricht in uns hinein und wir überschlagen uns komplett samt Dinghy und Außenborder nach vorn. Als wir uns hochrappeln, ist schon die zweite große Welle da und wirft uns gleich wieder um, um dann zu versuchen, uns zurück ins Meer zu ziehen.

Lin sieht im letzten Moment unseren wasserdichten Rucksack davonschwimmen, erwischt ihn aber noch. Ich kämpfe mit dem auf dem Kopf liegenden Gummiboot. Noch eine Welle spült über unsere Notlage herüber! Die Ruder haben sich verkeilt und stecken im Sand. Ein Umdrehen ist schwer und jede neue Welle, auch wenn diese nun etwas kleiner sind, macht den kleinen Erfolg von vorher gleich wieder zunichte. Ärgerlich ist, dass noch drei Männer am Strand in der Sonne liegen, aber keiner von den blöden Heinis auch nur den kleinsten Versuch macht, uns zu helfen. Mistkerle! Irgendwann schaffen wir es, das Gummiboot wieder umzudrehen und weiter auf den Strand zu ziehen. Wir sind heile und haben nur kleine Prellungen und etwas Sandstrand-Peeling an Knien und Ellbogen, der Rucksack ist da, aber Lins Brille ist weg. Was für eine Scheiße!

 

„Von Land aus eigentlich sehr ruhig.“

„Von Land aus eigentlich sehr ruhig.“

Der Rucksack hat dicht gehalten und Handy und Kamera sind ok. Hätten wir mal bloß auch Lins Brille dort reingetan, aber mit solch einem Waschgang haben wir nun wirklich auch im schlimmsten Fall nicht gerechnet. Da wir in der Abdeckung der Steilküste sind, haben wir keinerlei Handy-Empfang. Ich kann mir vorstellen, dass sich Astrid einige Sorgen macht, aber ich kann ihr keine Entwarnung geben. Eigentlich haben wir für genau solche Fälle unsere Handfunke, aber die nehmen wir nicht mehr mit, seit wir im Ausland auch zum Heimattarif telefonieren können. Noch ein Fehler, den wir so schnell nicht noch einmal machen werden. Also versuchen Lin und ich, uns möglichst geschmeidig, locker und frohgemut am Strand zu bewegen, damit Astrid im Fernglas sehen kann, dass wir ok sind.

 

„Der Weg zurück und ein pflegebedürftiger Außenborder.“

„Der Weg zurück und ein pflegebedürftiger Außenborder.“

Der Motor ist hin, vielleicht nicht völlig, aber für die Rückfahrt in jedem Fall unbrauchbar. Die Ruder haben einen mitbekommen, gehen aber noch. Langsam machen wir uns für die Rückfahrt klar, aber diesmal binden wir den Rucksack vorsorglich schon mal mit einer Strippe am Gummiboot fest. Auf den geplanten Landausflug haben wir keine rechte Lust mehr, zumal wir triefen wie die begossenen Pudel, seit wir in den Wellen unter dem umgeschlagenen Gummiboot hervorkriechen mussten. Bestimmt 10 Minuten stehen wir startbereit an Strand, bevor wir beherzt das Gummiboot in die Wellen schieben und rudern wie bei einer Olympiaqualifikation! Und es klappt, wir kommen aus der Brandungszone, brauchen aber noch eine gefühlte Ewigkeit bis zur PINCOYA.

Nicht nur Astrid ist sehr erleichtert, uns heile wieder zu haben, auch wir sind einigermaßen erleichtert, wieder sicher an Bord zu sein. Wir lecken unsere Wunden und kommen erst einmal wieder runter. Die Aufregung wirkt nach. Da es inzwischen schon dämmert, ist an einen Aufbruch nicht mehr zu denken.

 

„Der Schwell läuft immer höher ein.“

„Der Schwell läuft immer höher ein.“

Die Nacht ist unruhig bis sehr unruhig, denn der Schwell nimmt noch einmal zu. Das Krachen der Wellen auf den Felsen ist unheimlich und lässt uns nicht viel schlafen.

 

„Trotzdem werden wir mit einer wunderbaren Abendstimmung etwas entschädigt.“

„Trotzdem werden wir mit einer wunderbaren Abendstimmung etwas entschädigt.“

 


Samstag, der nächste Tag…

Morgens wollen wir dann eigentlich etwas Normalität machen und in Ruhe frühstücken. Etwas Normalität wäre ganz schön gewesen. Aber es wird zusehends schlimmer, der Wind wird stärker und der Schwell nimmt zu.

 

„Wir verlassen den Ort unserer Schmach und lassen die Belle-Île so »belle« sein, wie sie will.“

„Wir verlassen den Ort unserer Schmach und lassen die Belle-Île so »belle« sein, wie sie will.“

So brechen wir ohne zu frühstücken ab und beginnen mit den Vorbereitungen für einen sofortigen Aufbruch. Der dritte Ankerlieger, der noch in der Nacht dazugekommen ist, ist schon im Morgengrauen wieder geflohen. Der Wind nimmt weiter zu, in der Abdeckung haben wir nun gute 15 Knoten, aber draußen ist es ziemlich weiß. Ich ärgere mich, da haben wir uns wieder in eine Scheißlage manöviert. Nicht, dass wir Bedenken wegen unseres Ankers haben, aber die Gesamtsituation ist alles andere als gemütlich. Unser noch verbliebener Nachbarlieger bereitet auch seinen Aufbruch vor. Wir stecken ein erstes Reff ins Groß und holen die Backstagen für die Starkwindfock nach hinten. Das Ankerauf-Manöver und das Setzen der Segel ist wieder ein elender Affentanz. Wie ähnlich ist doch die Szene zu unserem Aufbruch vor der Île de Groix vor einer Woche!?!

Schnell schnappen uns die ersten Böen. Es sind deutlich mehr als 20 Knoten. Das zweite Reff ist schnell im Groß. So geht es. Für die Strecke hinter der Abdeckung der Belle Île befürchten wir Schlimmeres. Schnell checken wir das Wetter, denn etwas weiter draußen haben wir wieder Handy-Empfang. Gute Nachrichten! Der Starkwind soll zum Mittag zügig abnehmen. Das wär ja mal was, was uns ganz gelegen kommt.
Und tatsächlich, mit jeder Meile, die wir aus der Abdeckung der Belle Île herauskommen, nimmt der Wind erstaunlicher Weise nicht zu, sondern ab. Ganz anders, als wir das befürchtet haben. Irgendwann ist er sogar »moderat«, so dass wir beginnen wieder auszureffen.

Stück für Stück wird unser Segeltag sogar regelrecht gemütlich, wie schön, dass die Vorhersage so gut stimmt. Ein sommerlicher Restsegeltag entschädigt uns für die letzten 24 Stunden und nachmittags fällt unser Anker in der östlichen Bucht der Île Houat. Aus dazugelerntem Respekt vor dem Schwell gehen wir nicht in die südwestliche Ankerbucht der Île Houat. In die östliche Ankerbucht kommt der nördliche Wind zwar etwas ungeschützt herein, aber lieber liegen wir mit unserem Anker halb auflandig, als noch so eine Nacht mit Originalschwell aus der Biskaya.

 

„Abendstimmung vor der Île Houat.“

„Abendstimmung vor der Île Houat.“

 


Ein Sommersonntag!

Und die Île Houat erwartet uns mit einem Traumstrand und traumhaften Sommerwetter. Endlich Sommer! Unglaublich! Es scheint so, als ob wir tatsächlich noch etwas Sommer gefunden haben. Die Ruder unseres Gummibootes reparieren wir schnell mit jeweils 8 Alu-Nieten. Nun sind die zwar nicht mehr steckbar, aber das wird ja sowieso überbewertet ?. Aber den Außenborder braucht wohl etwas mehr Pflege. Er lief zwar nicht bei unserem Salto, hat aber doch Unmengen von Sand und Salzwasser geschluckt.

Da Wochenende ist, ist der Andrang in der Bucht riesig, doch die Bucht ist groß genug, um allen ein Plätzchen zu bieten. Ohne Außenborder ist nun rudern angesagt und so rudern wir, was das Zeug hält, zum Strand.

 

„Sommerstrandurlaub!“

„Sommerstrandurlaub!“

Hier sind die Wellen aber mehr als freundlich und schwappen nur sehr zurückhaltend an den Strand. Trotzdem haben wir alles für eine Schwerwetteranlandung vorbereitet. Irgendwie wirken Erlebnisse ja doch nach, auch wenn es offensichtlich ist, das keine echte Gefahr droht. ?

 

„So hatten wir uns das eigentlich schon seit Wochen vorgestellt!“

„So hatten wir uns das eigentlich schon seit Wochen vorgestellt!“

Es ist heiß und so fällt unser Spaziergang doch etwas kürzer aus und führt uns nur um den östlichen Teil der Île Houat. Die Sandstrände sind wirklich ein Traum.

 

„Die Île Houat ist wirklich eine Perle...“

„Die Île Houat ist wirklich eine Perle…“

„Ein östlicher Rundweg um die Île Houat.“

„Ein östlicher Rundweg um die Île Houat.“

„Im Zentrum der Hauptstadt ?, hier kann man es aushalten!“

„Im Zentrum der Hauptstadt ?, hier kann man es aushalten!“

„Unsere Ankerbucht im Ganzen.“

„Unsere Ankerbucht im Ganzen.“

„Und es macht nun so viel Spaß, mit dem Gummiboot auf dem Strand zu rollen, dass wir fast noch eine Extrarunde gedreht hätten.“

„Und es macht nun so viel Spaß, mit dem Gummiboot auf dem Strand zu rollen, dass wir fast noch eine Extrarunde gedreht hätten.“

Zurück an Bord lassen wir die Seele baumeln, genießen den karibischen Ausblick und beschließen, nie wieder bei hässlichem Schwell einen Anlandungsversuch zu unternehmen. Den Rest des Tages verbringen wir mit Sommerurlaub. Wie lange haben wir das schon nicht mehr gehabt, einfach ins Wasser springen und dann langsam in der Sonne trocknen. So haben wir uns das gewünscht.

Am Sonntagnachmittag beginnt dann das große Aufbrechen und bald liegen wir fast allein in der großen Bucht. Und weil nun sooooo viel Platz ist, verholen wir uns noch etwas weiter in die nordöstliche Ecke der Bucht und deutlich näher an die Küste. Hier sah es den ganzen Tag schon etwas ruhiger aus, war aber vollkommen überfüllt. Und dort ist es dann tatsächlich auch ruhiger. Doch trotzdem läuft auch hier immer mal wieder für einige Zeit ein etwas kräftigerer Schwell ein. Wieso mal Schwell für zwei Stunden einläuft und dann wieder nicht, ist uns nicht ganz klar. Denn das passiert auch asynchron zu den Hoch- und Niedrigwasserzeiten und auch ohne, dass der Wind dreht. So haben wir eigentlich eine sehr ruhige Nacht, müssen aber gegen 3:00 dann doch den Abwasch noch wegräumen, weil die Wellen wieder Alarm machen. Zwei Stunden später ist dann wieder Ruhe und wir können dem nächsten Sommertag noch mal ganz entspannt entgegen schlafen.

 

„Noch eine tolle Abendstimmung vor der Île Houat.“

„Noch eine tolle Abendstimmung vor der Île Houat.“

 


Stationen:

10. + 11.09. Vannes: 47° 39′ 06,2″ N, 002° 45′ 28,0″ W

12.09. Vannes -> östl. Île d´Arz im Golf von Morbihan (A) 8,3 sm: 47° 35′ 13,4″ N, 002° 47′ 20,5″ W

13.09. östl. Île d´Arz im Golf von Morbihan – > westl. Port Herlin – Belle Île (A) 29,6 sm: 47° 17′ 57,9″ N, 003° 10′ 26,3″ W

14.09. westl. Port Herlin – Belle Île -> östl. Ile Houat (A) 20,4 sm: 47° 23′ 07,6″ N, 002° 56′ 46,3″ W