Bénodet -> Concarneau via Îles de Glénan Distanz: 32,8 sm Gesamtdistanz: 1.144,8 sm
Nachdem wir zwei Tage bzw. Nächte in der Marina von Bénodet gelegen haben, beschließen wir morgens spontan doch nicht in die Bucht von Concarneau zu gehen, sondern den Îles de Glénan einen Besuch abzustatten.
Bei den Îles de Glénan handelt es sich nicht um eine einzelne Insel, sondern eher um einen verstreuten Haufen von Felsen, von denen aber einige doch so groß sind, dass Häuser darauf stehen und auch Menschen dort wohnen. Die ganze Inselgruppe ist aber nicht wirklich hoch, die höchste Erhebung liegt so um die 12 Meter. So ist es zu den Winterstürmen auch nicht ganz unwahrscheinlich, dass die dann noch ausharrenden Inselbewohner schon mal nasse Füße bekommen. So wie es auf den Inseln nur wenig hoch geht, geht es auch um die Insel herum nur wenig herunter. Große Teile fallen zum Niedrigwasser trocken und es gibt nicht viele Eckchen, in denen man den Anker fallen lassen kann, wenn man ein Kielboot hat. Schon gar nicht zur Springzeit, die wir gerade haben. Außerdem gibt es bei unruhigem Wetter viel bessere Ideen als hier zu ankern, aber unsere Wettervorhersagen sprechen einheitlich von 5 bis 8 Knoten Wind, der zuerst aus West kommen, dann aber bis Samstag schwach bis gar nicht aus Nord wehen soll. Also beste Voraussetzung für einen Besuch der Îles de Glénan.
Damit wir nicht verhungern, geht Astrid noch Brot kaufen, während ich versuche, der französischen Zapfsäule wenigstens einige Tröpfchen guten französischen Benzins für unseren Außenborder zu entlocken. Astrids Brotkauf ist da wesentlich einfacher, denn die Zapfsäule spricht nur Französisch und gibt erst 5 Liter Benzin in unseren Kanister her, als der Hafenmeister mir zur Hilfe kommt. Wahrscheinlich bin ich zu blöd für diese Art Säulen, aber wenn der Liter 1,90 € kostet, dann gibt’s deswegen vielleicht auch ein Extraprogramm für Touristen, um denen für diesen Preis wenigstens noch etwas mehr zu bieten. Ist ja grundsätzlich nett gemeint, aber gerade heute war ich nicht so in Stimmung für ein Extraspaßprogramm beim Tanken.
Noch vor dem Mittag sind wir fertig und sausen bei bestem Sonnenwetter los. Gott sei Dank ist Sonne, denn wirklich warm ist es nicht. Heute früh hat die nicht repräsentative Messung an unserem Badeentchen 12° C ergeben. Wohlgemerkt Lufttemperatur und nicht Wassertemperatur. In Dänemark bekommt man von der Kurverwaltung ein Entschuldigungsschreiben und einen Gutschein für die Sauna, wenn zwischen dem 01. Juni und dem 15. September solche Temperaturen außerhalb eines Kühlschranks gemessen werden. Seitdem wir in Frankreich sind, habe ich mich schon mehrfach gefragt, warum Decksalonyachten in Dänemark erfunden wurden und wie die Franzosen auf die irrwitzige Idee verfallen konnten, Butangas in ihre Campingaz-Flaschen zu füllen. Das will hier ja ab Mitte September auch nur noch in der Mittagssonne aus der Flasche kommen.
Das mit dem Sausen ist so eine Sache. Wie angekündigt ist kein Wind, aber diesmal sind wir deswegen auch gar nicht böse, denn vor Anker in den Îles de Glénan, möchten wir auch gar keinen Wind haben. Schon von Ferne sehen wir, dass wir nicht die Einzigen sind, die auf die Idee gekommen sind, bei diesem Wetter den Îles de Glénan einen Besuch abzustatten. Die Anfahrt in die Ankergebiete dieser Inselwelt ist nicht ganz ohne. Überall liegen Felsen herum und großen Teile fallen eben trocken oder sind bei Niedrigwasser so flach, dass sie für uns nicht in Frage kommen. Die Hauptankergebiete und das Mooringfeld südlich der Île de Saint-Nicolas kommen für uns eh nicht in Frage. Wir sind ja solche Eigenbrötler und Für-sich-allein-Ankerer. So entscheiden wir uns für das 3m-Flach zwischen der Île de Drenec und der Île du Loc’h. Theoretisch können wir bei Springhochwasser auch quer durch die Inselchen fahren. Das trauen wir uns ehrlich gesagt aber nicht und lassen es erst einmal vorsichtig angehen. Als wir außen herum fahren, sehen wir, wie alle Ausflugsschiffe zwischen den Insel einfach so herumfahren. Nun ja, vielleicht sind wir manchmal auch etwas zu schisserig. Etwas nervös sind wir trotzdem, denn überall brechen sich die Wellen über Steinen, die etwas oder noch gar nicht herausgucken. Da wir zum Springhochwasser ankommen ist gerade nicht viel von der Gefahr zu sehen, was die Sache für uns noch etwas angespannter macht. Der Reeds hat schon recht, wenn er sagt, at low-water you can see the danger. Aber das Low-water hat heute nicht zu unserem Biorhythmus gepasst, deswegen müssen wir mit dem Highwater vorlieb nehmen.
Kaum biegen wir in die Inselwelt von Südosten, frischt der Wind aus West auf. Irgendwie blöd. Wir überlegen etwas, unser ausgesuchtes Ankerplätzchen ist bei Westwind nicht gerade optimal, aber es soll ja auf Nord drehen und auf Nichts abnehmen. Um 16:30, fast pünktlich zum Hochwasser, lassen wir den Anker genau dort fallen, wo wir es geplant hatten. Auf allen anderen Ankerplätzen ist es brechend voll, aber hier sind wir ganz allein. Vielleicht liegt es an dem Westwind, der inzwischen mit 12 Knoten von dem angekündigten Nichts doch etwas abweicht. Der Biscaya-Schwell ist gar nicht so schlimm, aber die Windwelle erreicht schon langsam den Bereich von »unangenehm«. Nun sind wir inzwischen ja einiges an Ankerunruhe gewohnt und wir wissen auch, dass wir uns auf unseren Anker fast blind verlassen können, doch etwas weniger »unangenehm« wäre schon schön.
Mit dem ablaufenden Wasser nimmt der Wind aus West noch weiter zu und der Bug der PINCOYA bockt wie ein zappeliges Rodeo-Pferd. Zusätzlich schiebt uns das nun ablaufende Wasser quer zur Welle und wir müssen zugeben, dass wir definitiv maximal »schlecht« liegen, um nicht dieses andere Wort mit »sch« zu nehmen. Blöd gelaufen. Nicht 5 Knoten Wind aus Nord, sondern 15 aus West. Schlechter kann man hier bei diesen Bedingungen nicht liegen. So liegen wir auch richtig schön klassisch auf Legerwall ? und die sich hinter uns auf den Steinen brechenden Wellen tragen nicht zu unserer Entspannung bei. Trotzdem entscheiden wir uns zu bleiben, denn inzwischen haben wir ein absolutes Vertrauen in unser Ankergeschirr und auch heute hat alles wieder auf Anhieb bombenfest gesessen. Und mal abgesehen davon, es fehlt uns inzwischen auch die Zeit, um vor Sonnenuntergang noch einmal neu auf Suche zu gehen. Außerdem ist es echt rappelvoll, denn selbst auf unserem doch recht blöden Platz haben wir am Abend noch zwei französische Nachbarn bekommen.
Als die Sonne dann verschwindet, kann man mit etwas gutem Willen eine kleine Drehtendenz auf Nord erkennen. Auch der Wind nimmt etwas ab und das Niedrigwasser sorgt mit den nun zunehmend rausguckenden Felsinseln für etwas mehr Ruhe. Aber die Nacht ist unruhig, teilweise so unruhig, dass wir in der Bugkoje wieder quer schlafen müssen. Erst deutlich nach dem Morgenhochwasser wird es ruhiger. Der Wind kommt nun wirklich aus Nord und hat abgenommen. Und das kommende Niedrigwasser lässt die trocken fallenden Inselteile wieder als Schutz auftauchen.
So ruppig es in der letzten Nacht auch war, so schmusig gibt sich der neue Tag. Sehr versöhnlich schaukelt es nur noch etwas, der Wind hat nun tatsächlich auf Nord gedreht und die Sonne gibt ihr Bestes. Etwas Wärme! Gestern hatten wir schon an einen vorzeitigen Aufbruch gedacht, aber nun bleiben wir und werden für unsere Geduld voll und ganz entschädigt.
Mit dem Gummiboot machen wir eine Îles-de-Glénan-Sightseeingtour und sind ganz froh über unseren einsamen Ankerplatz, der gestern noch so garstig war. Die Îles de Glénan sind ein wirklich hübsches Revier und lohnen in jedem Fall einen Besuch, doch wirklich nur bei ruhigem und schönem Wetter. Etwas neidisch gucken wir auf die Segler, die mit ihren Schiffen trocken fallen können. Mit einem Kielboot bleiben einem hier doch viele Ecken verschlossen.
Wobei die hohe Kimmkiel-Variante schon etwas merkwürdig ist, da sitzt man wirklich hoch und trocken und braucht eine echte Leiter, um runter zu kommen. Ein Gefühl wie aufgebockt im Winterlager, nur eben etwas wärmer ?.
Und am späteren Nachmittag nehmen wir dann das zweite Mal einen Ricard zum Apéro, das letzte Mal gab’s einen in Deauville, kurz bevor der Sommer aus unserem Segelleben verschwand. Hoffentlich bleibt er uns nun treu.
p.s.
Macht er natürlich nicht. In der Nacht dreht der Wind schon wieder auf West und frischt ordentlich auf. So wird uns die zweite unruhige Nacht beschert und wir warten nur auf den Sonnenaufgang um abzuhauen. Um kurz vor 7:00 ist es so hell, dass wir die vielen Netze und Lobster-Pot-Bojen gut sehen können.
Da noch genug Hochwasser über den Untiefen steht und wir uns gestern mit dem Gummiboot alles schon einmal angesehen haben, geht es um 7:30 ab durch die Mitte. In der Baie de la Forêt, in deren Osten Concarneau liegt, werden wir uns nun ein ruhiges Plätzchen suchen, um dort mit einen noch ruhigerem Mittagsschläfchen den verschaukelten Nachtschlaf nachzuholen!
Stationen:
29.08. Bénodet -> Îles de Glénan 17,7 sm: 47° 42′ 40,0″ N, 004° 00′ 15,0″ W
31.08. Îles de Glénan -> Baie del la Forêt 11,3 sm: 47° 52′ 33,1″ N, 003° 58′ 48,3″ W
01.09. Baie del la Forêt -> Concarneau 3,8 sm: 47° 52′ 14,1″ N, 003° 54′ 49,1″ W