Der Lockdown hat nicht nur recht ernsthafte Auswirkungen, er treibt auch manchmal sehr spezielle Blüten. Und ein downgelocktes Osterfest begünstigt da schon noch zusätzlich die Geburt von … sagen wir mal »unbekümmerten« Ideen. Wobei sich hierbei »viel Zeit« als ein großartiger Geburtshelfer entpuppt, der störend im Weg stehende, eiserne Regeln flott über Bord gehen lässt. »Never touch a running system!« Ok, vielleicht nicht gleich ganz über Bord, aber eine echt eiserne Regel hat ja auch die merkwürdige Eigenschaft, im Angesicht von »viel Zeit«, – nein nein, nicht Langeweile, das wäre wirklich etwas zu hart, – dahinzuschmelzen wie ein Nugatei in der Ostersonne.
Aber von vorn. Irgendwann Mitte März klickt Astrid nach einem iOS-UpDate ganz unbekümmert auch in der Erinnerungen-App auf UpDate. Und damit hängt sie sich im Handumdrehen handy-technisch von all unseren Erinnerungslisten ab. Blöd gelaufen, denn nun sind wir erinnerungslisten-technisch getrennt. Das ist eine harte Trennung, denn wir haben nicht nur die eine Erinnerungsliste, um beim Hamstereinkaufen auch nicht das Klopapier und die Hefe zu vergessen, wir haben unzählige Erinnerungslisten, die thematisch feinsäuberlich getrennt all das enthalten, was unsere Köpfe nicht mehr bei sich halten können. So leben Astrid und ich seit diesem unbedachten Klick sozusagen in verschiedenen Erinnerungswelten. Astrid in der modernen Erinnerungswelt von Apple, aber ohne gemeinsame Erinnerungen, und ich in der alten Erinnerungswelt von Apple mit all unseren gemeinsamen Erinnerungen, die aber nun gar nicht mehr so gemeinsam sind. D.h. ganz einfach, entweder gehen wir nun gemeinsam einkaufen oder tauschen die Handys oder … nee, kein weiteres »oder«, getrennte Erinnerungen sind einfach blöd.
Aber dann ereilt die Capitana am Karfreitag noch die Erkenntnis, dass ihr MacBook nach 8 Jahren tapferer und vollkommen klagloser Arbeit nun doch nicht mehr ganz so auf der Höhe der Zeit ist, wie es eben vor 8 Jahren noch war. Was sich dadurch zeigt, dass ihrem MacBook nun doch nicht mehr alles so richtig flott von der Hand bzw. durch den Prozessor geht, wie es früher einmal war, und nicht mehr jede App ihre neueste Version auf diesem MacBook-Methusalem installieren möchte. Ein Seufzer geht durch unser Wohnzimmer, während sich auf dem Bildschirm von Astrids altem MacBook die Apple-Seite mit all den hübschen neuen Dingen öffnet, die man so bestellen kann.
Parallel dazu stolpert der Schiffsjunge über die Information, das Catalina, also das aktuellste Betriebssystem von Apple, es nun ganz einfach möglich macht, ein iPad als zweiten Bildschirm zu nutzen. Das ist der Hammer und der Traum eines jeden Lightroom-Nutzers, so könnte das Lightroom-Menu auf’s iPad »ausgelagert« werden und der MacBook-Bildschirm wäre frei für ein echtes Vollbild der Photos bei der Bearbeitung. Schnell zieht sich der Schiffsjunge dazu noch zwei YouTube-Videos rein, während seine Augen immer mehr zu glänzen beginnen. Und als sich dann noch herausstellt, dass sich das MacBook des Schiffsjungen, was ja nun auch schon gut 6 Jahre auf dem Buckel hat, noch durchaus auf Catalina updaten lässt, sind die Grundlagen für diesen Blog unwiderruflich gelegt. Astrid bestellt ein neues MacBook und ich date up und schon passt fast alles wieder zusammen. Wie einfach kann doch die Welt manchmal auch sein.
Und was dann folgt, ist eben Catalinas Dominoday. Das UpDate auf Catalina gibt sozusagen den Stein des Anstoßes. Vielleicht hätte es noch ein letzter verzweifelter Hinweis sein können, dass sich Catalina gar nicht so einfach auf des Schiffsjungen MacBook installieren lässt und erst nach einem beherzten Recovery-Klammergriff seine verhängnisvolle Mission aufnimmt. Nach dem UpDate ist der Erinnerungslisten-Stein der einzige Stein, der sich an diesem verhängnisvollen Software-Dominoday tatsächlich fast wie von allein wieder aufrichtet. Doch das ist auch wirklich der einzige Lichtblick, wenn man mal davon absieht, dass Catalina als Betriebssystem grundsätzlich gut funktioniert. Aber fast alle anderen Software-Steinchen fallen um und liegen nach dem UpDate mehr oder weniger tot und platt auf ihrem Bauch. Super! Volles Pfund und ganze Arbeit! Und in einem solchen Moment kommt ein downgelocktes Osterfest gerade recht. Vier freie Tage! Ein Segen für ein komplettes 4×12-Stunden-Wartungsprogramm, denn der Schiffsjunge braucht bis zum Ostermontagabend, um das Wichtigste wieder zum Leben zu erwecken. Dabei war es nur ein klitzekleines Detail, das es bei der Begeisterung des Schiffsjungen nicht mehr ganz geschafft hat, die Aufmerksamkeit zu erlangen. Denn Catalina hat sich mal kurzer Hand von der Unterstützung oller 32-Bit-Anwendungen verabschiedet. So fällt als erstes schon mal gleich Lightroom 6 auf den Bauch, gefolgt vom Who-is-who aller Bild- und Video-Bearbeitungs-Apps. Denn irgendwo schlummert in jedem dieser Programme noch eine 32-Bit-Library.
Nüchtern betrachtet hätte es sicherlich einige Gelegenheiten gegeben, dieses Desaster schon im Vorfeld zu erkennen, aber wenn echte Euphorie zu freudiger Erregung wird, tritt das Rationale ja doch gerne mal in den Hintergrund. Das soll ja durchaus auch in anderen Situationen ganz ähnlich sein.
Und am Ostersonntag klickt dann ein vollkommen genervter Schiffsjunge doch schweren Herzens auf den »Kaufen-Button« einer Adobe-CreativeCloud-Lizenz, denn sein altes und sehr treues Lightroom 6 lässt sich unter Catalina nicht mehr zu einer ordentlichen Arbeitsaufnahme bewegen. Dieses Abo ist am Ende wohl auch das ärgerlichste Ergebnis, denn nun gibt’s keinen Ausweg mehr aus der Adobe-Abo-Falle. Sicher gibt es Kaufoptionen anderer Photo-Bearbeitungs-Apps, aber jede dieser Optionen hätte so viel Veränderung in unsere Photo-Bearbeitung gebracht, dass uns das Abo am Ende als das kleinere Übel erschien.
Und am Ostermontag lernen wir dann auch noch, dass zwar beide, Catalina und iOS 13, ganz toll »Sidecar« beherrschen, um ein iPad als zweiten Bildschirm zu unterstützen, aber leider ist des Schiffsjungen Hardware etwas zu alt dafür. Wie schöne wäre es gewesen, wenn so etwas auch in den Tutorial-Videos erwähnt worden wäre. ?
So ist die Ausbeute dieses downgelockten Osterfestes eindeutig. Es kam keine Langeweile auf und sogar die ein oder andere Bluthochdruckphase ließ das Gemüt des Schiffsjungen unversehens aufwallen. Und Adobe hat nun einen neuen, wenn auch missmutigen Abo-Kunden, aber Lightroom und Photoshop laufen wenigstens einwandfrei und klaglos auf Catalina und High Sierra. Dass nun die neuen Versionen auch auf High Sierra laufen, ist ein Segen, denn sonst wäre nun des Schiffsjungen oller iMac, sozusagen sein Steinzeit-Mac oder Mac Stoneage, abgehängt gewesen und der Kollateralschaden noch größer. Aber nach dreieinhalb Tagen sind nun alle anderen Photo-Apps auch wieder versionsfrisch, wobei sich hier die Folgekosten in Grenzen gehalten haben. Nun müssen »nachösterlich« nur noch die vielen anderen alten Apps ausgemüllt werden, aber davon gehörten eigentlich vorher schon viele zum Restmüll.
Und dann geht Lightroom in seiner Version 9.2.1 endlich wieder und ich kann die restlichen Bilder aus 2019 endlich für uns fertigmachen.
Deswegen hier noch schnell zwei hübsche Symmetrien aus Bilbao. Gerne hätten wir dafür etwas blauen Himmel gehabt, aber es war eben leider ziemlich naturtrüb… ?