Der 17te Vierte, nun isser da!


Ja, der 17te Vierte! Eins ist klar, für uns ist der 17te Vierte ein besonderer Tag. Trotzdem habe ich mal gegoogelt, ob vielleicht nicht doch der 17te Vierte auch für den ein oder anderen ein besonderes Datum ist. Als corona-mäßig stillgelegter Fahrtensegler hat man ja ausreichend Zeit zu solchen Recherchen, denn segeltechnisch gibt es ja nicht wirklich viel zu berichten.

Und was soll ich sagen, der 17.04.1651 markiert in der Tat den Ausbruch eines ganz besonderen Krieges. Und dies war nicht nur einfach so irgendein Krieg, denn es handelte sich um den wohl längsten Krieg mit den absolut wenigsten Opfern. Am 17.04.1651 erklärten nämlich die Niederländer den Scilly-Islands (!) den Krieg, weil die Scilly-Islands sich boshaft weigerten, irgendwelche Reparationen an die Niederländer zu zahlen. – Ja wo sind nun noch mal die Scilly-Islands? Schnell her mit Google-Maps ?! – Nun muss man wissen, dass dieser Weigerung eine recht herbe Niederlage der niederländischen Kriegsmarine vorausgegangen war, die im Englischen Krieg ausgerückt war, den Royalisten den Garaus zu machen. Die Royalisten hatten sich – bedrängt von den Parliamentarians – auf die Scillys zurückgezogen und dort noch mal flugs die Niederländer vernichtend besiegt und auch beklaut (!), bevor sie sich allerdings kurz darauf den Parliamentarians ergeben mussten. Eigentlich war zu diesem Zeitpunkt der Englische Krieg schon vorüber, aber die Niederländer hat die sture Weigerung der Scilly-Islands, Verantwortung für die Niederlage der Niederländischen Kriegsmarine zu übernehmen, so sehr geärgert, dass die Niederlande eben an diesem denkwürdigen 17.04. vor 369 Jahren den Scilly-Islands offiziell den Krieg erklärten.

Und es dauerte dann noch fast 335 Jahre, bis die Niederlande und die Scilly-Islands ihre Kriegsbeile am 13.04.1986 begruben. Nun ja, um es mal auf den Punkt zu bringen, das war 3 1/2 Jahre vor der Wende und die Briten und Niederländer saßen zu dieser Zeit schon friedlich zusammen im europäischen Parlament in Brüssel. Irgendwie hatte man wohl vollkommen vergessen, dass es da noch einen echten Kriegszustand gab. Und so endete der längste Krieg nach 335 Jahren ohne jeden Schuss und ohne ein einziges Opfer. Das ist ja auch mal was.

Nun rumort »unser letzter Arbeitstag« noch nicht ganz so lange in unseren Köpfen herum, aber seit immerhin 13 Jahren gärt es. Dass sich nun aber »unser letzter Arbeitstag« so merkwürdig gestaltet, wie es nur irgendwie geht, haben wir uns in unseren kühnsten Träumen auch nicht vorestellen können. Es ist schlicht und ergreifend vollkommen absolut saublöd, nach 25 und 20 Jahren Firmenzugehörigkeit mehr oder weniger klammheimlich aus dem Homeoffice in die Freiheit zu entschwinden. Virusmäßig downgelockt sind an unseren letzten Arbeitstag nur ganz wenige Kollegen in der Firma und wir geben einsam und allein Handy, Notebook und Token ab. Das geplante Abschiedsfrühstück mit ca. 150 Kollegen mussten wir ja schon gleich nach unserer Rückkehr aus Spanien absagen. Nun bleiben uns nur noch einige Abschiedstelefonate, Video-Calls oder TKs und viele Chats. Downgelockt »Tschüss« zu sagen, ist doof. Keine Frage!

„Downgelockt und seglerisch ausgeknockt auf einer einsamen Insel irgendwo in Norddeutschland.“

„Downgelockt und seglerisch ausgeknockt auf einer einsamen Insel irgendwo in Norddeutschland.“

Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite steht immer noch mit dicken Buchstaben das »Und nun?«. Die Hoffnung, dass es in diesem Jahr doch noch irgendwann mit dem losgeht, wozu wir überhaupt aufgehört haben zu arbeiten, wollen wir noch nicht ganz aufgeben. Da macht uns an und für sich die Pandemie keine grundsätzlichen Sorgen, aber »das Reisen« und »das Ding mit den offenen Grenzen« scheint sich stickum zu verändern. Doch egal wie, wir werden in jedem Fall einen Weg finden, damit umzugehen. Reisende waren ja noch nie wirklich aufzuhalten. Doch die heraufdämmernden Veränderungen in den bisherigen Reisefreiheiten machen uns schon Sorgen und auch traurig. Hoffentlich bekommen wir wenigstens wieder einige Teile dieses reisefreien Europas zurück, in dem wir uns bisher so unbeschwert bewegen konnten. Viele merken ja erst, wie angenehm Freiheiten waren, wenn sie weg sind. Das wiederum macht uns auch etwas Hoffnung. Vielleicht bleibt von diesen Verlusten ja doch etwas in den Köpfen hängen, die bisher allzu leicht den rechtpopulistischen Demagogen auf ihren nationalistischen Leim gegangen sind und bereitwillig beim Europa-Bashing mitgeblökt haben.
In jedem Fall sind wir aber jetzt schon ziemlich zappelig. Abwarten und Geduld zählen ja nicht gerade zu unseren ausgeprägtesten Eigenschaften, wenn es um das Fahrtensegeln geht. Auch wenn rational betrachtet einiges dafür spricht, dass es mit unseren Reiseplänen in 2020 gar nichts mehr werden könnte, wir werden unsere Hoffnung darauf nicht so einfach beerdigen. Dazu ist es definitiv zu früh!

So sitzen wir nun nach dem 17.04. zu Hause fest. Zwar langweilen wir uns (noch) nicht, denn wenn man viel lebt, dann bleibt auch viel liegen. Bisher musste immer irgendetwas Unwichtiges warten, weil wir nie das geschafft haben, was eigentlich geschafft werden wollte. Und so krabbelt nun vieles von dem bisher Zurückgestellten wieder in den Vordergrund und bettelt um Aufmerksamkeit. Das lässt zurzeit die Zeit trotz oder vielleicht auch wegen des 17.04. einfach so verfliegen.

Mit Blick auf unsere Segelpläne haben wir zwar immer gesagt, dass »alles offen ist«, aber so offen hatten wir uns dieses »Offen« dann doch nicht vorgestellt. Wie gerne würden wir endlich mal wieder einen Segelblog schreiben, aber zur Zeit bleiben uns nur die kleinen Alltagsbegebenheiten. Ich hoffe sehr, dass es niemals zu einem Blog über die Zähigkeit und Tapferkeit unserer Terrassen-Geranien kommt, die mit unendlicher Geduld und ohne viel Wasser den letzten Hitzesommer und auch ohne jegliche Fürsorge den darauffolgenden Winter ertragen haben und nun trotzdem wieder ausschlagen. Helden der Gartenkunst, denen aber (versprochen!!!) nur in allergrößter Not ein Blog zuteilwerden wird.