Ich kann mich an keinen Urlaub erinnern, den wir so entspannt begonnen haben wie diesen. Nun gut, eigentlich ist es ja auch gar kein Urlaub mehr, wahrscheinlich rührt daher die Entspannung. Da wir bisher immer auch das klitzekleinste Minütchen unserer Urlaubszeit in Reisezeit umgetauscht haben, blieb für die Vorbereitungen immer nur das Davor und für den Rest dann eben das Danach. So war es fast immer so, dass wir am Ende unseres letzten Arbeitstages direkt in den schon vollgestopft auf dem Firmenparkplatz wartenden Henry gesprungen sind, um sofort zur PINCOYA zu düsen. Und zum Urlaubsende war es ähnlich, aber umgekehrt, da sind wir direkt von Bord in unseren Henry gesprungen, um oftmals erst am montagfrüh direkt und schön pünktlich bei der Arbeit aufzuschlagen. Alles eine Frage von Prioritäten, wobei unsere Prioritäten nicht selten für ungläubiges Kopfschütteln gesorgt haben.
Und heute? Boah, wat sind wa entspannt! Alles ist so zeitig fertig, dass wir sogar noch die ein oder andere Radtour zu den Eisdielen in der Umgebung machen können und uns der Crash der Photo-Reise-Festplatte auch nicht aus der Ruhe bringt. Und das Tollste ist, unsere ToDo-Liste hat tatsächlich eine Reproduktionsrate von weit unter eins! So was gab es noch nie! Wie cool, sie wird nach und nach tatsächlich kürzer. Wer hätte das gedacht, dass das bei ToDo-Listen überhaupt möglich ist? Und Astrid kümmert sich inzwischen schon ausgiebig um unsere »fernen« Reiseziele und hat dabei schon Lissabon hinter sich gelassen. Und trotzdem bleibt immer noch Zeit für unsere Spanisch-Stunden. Und erste spanische eMails haben auch schon das Licht der Welt erblickt und sind offensichtlich auch von der Werft in Gijón verstanden worden. Krantermin am 06.07.! Unsere Vorsätze scheinen zu wirken.
Doch seit einigen Tagen beäugen wir auch kritisch die Nachrichten zu den neuen Corona-HotSpots in Deutschland. Hoffentlich werden wir Deutschen nicht wegen einiger Ignoranten und skrupelloser Unternehmer in Sippenhaft genommen. Solche Entwicklungen sind ja unberechenbar und die Reaktionen anderer Staaten sind auch nicht immer so klar vorhersehbar. Zudem haben wir ganz subjektiv auch den Eindruck, dass immer weniger Menschen die Vorsichtsmaßnahmen wirklich ernst nehmen. Auch deswegen fiebern wir dem 30.06. entgegen. Sind wir erst einmal weg, können uns neue Einreisesperren und Quarantänemaßnahmen nicht mehr so hart treffen, wie sie es jetzt noch könnten.
Auf der PINCOYA fühlen wir uns sicher. Dort leben wir dann ja sozusagen in einer selbstgewählten Quarantäne. Eine Situation, die wir sogar auch ganz schön finden. Für uns allein zu sein und eher ab vom Schuss zu ankern, kommt uns sehr entgegen. Es ist ein ziemlich großes Glück, dass unsere Art zu reisen und auf der PINCOYA zu leben, fast ideal zu den neuen Notwendigkeiten passt. Wie blöd wäre es, wenn unsere Reiseleidenschaft nach Partys auf Malle brüllen würde oder wir auf Kreuzfahrten oder gar Skifahren in Ischgl stehen würden.
Und dann ist es Montagabend. Und alles ist so stressfrei fertig geworden, wie es begonnen hat. Um uns herum stehen im Wohnzimmer 3 Umzugskisten mit Klamotten und Kleinkram und zwei Einkaufskisten mit den restlichen Lebensmittel, die wir aus den Küchenschränken zusammengekramt haben. Eine Anreise mit Auto macht es möglich.
Und nun geht tatsächlich endlich das los, was schon längst hätte losgehen sollen. Vor uns liegt das »Open End« unserer Reiselust, so wie wir es uns erträumt haben. Wir sind gespannt, wie weit das »End« unseres »Open Ends« dann tatsächlich für uns weg sein wird und was auf unserem Weg dahin so alles liegen mag. Wir haben / hatten (?) ja durchaus immer einen großen, wenn auch groben Plan im Kopf. Wieviel sich davon nun tatsächlich noch unbeschwert verwirklichen lässt, wird sich zeigen. Wenigstens Nord- und Südamerika bewerben sich ja zurzeit nicht gerade erfolgreich, um einen der ersten Plätze auf der Liste unserer begehrtesten Reiseziele. Beide Kontinente haben sich ja inzwischen politisch und auch virustechnisch absolut ins Abseits gestellt. Das sorgt bei uns für wenig Begeisterung, dorthin zu segeln. So wird unsere Planung, von der wir immer gesagt haben, dass es eine vollkommen »offene Planung« ist, wohl doch ziemlich zeitig beim Wort genommen und darf zeigen, wie »offen« sie tatsächlich ist.
Doch nun geht’s erst einmal los und wir gucken, wie sich dieses Jahr anlässt. Das kleine Ziel für dieses Jahr heißt Südportugal und Südspanien. Und wenn wir wissen, wie es bis dahin gegangen ist, dann haben wir bestimmt auch schon eine Idee, wie es weitergehen kann.