Es sieht nun ja tatsächlich so aus, als ob es für uns doch endlich losgehen kann. Frankreich hat seine Grenzen zum 15.06. geöffnet und Spanien tut dies zum 21.06. Immerhin gut eine Woche früher als ursprünglich geplant. Und plötzlich ist die alte Zappeligkeit zurück und wir werden unruhig.
Aber es ist nicht nur dieses Reisefieber. Sobald es geht, müssen wir auch runter und die PINCOYA aus dem Winterlager holen, das schon lange kein Winterlager mehr ist. Zusammen mit einigen anderen »Ausländern« belegen wir auf dem Werftgelände Plätze, deren Belegung im Winter ok ist, aber im Sommer den Werftbetrieb schon echt stört. Wir stehen also im Weg. Solange es nicht anders ging, war das auch ok, aber sobald wir können, wollen wir das auch ändern.
Die seglerische Gesamtsituation soll sich in Spanien mit dem Erreichen der Phase III ja auch normalisieren. Noch sind die Navtex-Meldungen zwar voll mit Warnungen und Schließungen, aber das sollte sich nun auch schnell ändern. Ob sich das dann wirklich so erfüllt, werden wir sehen. Wahrscheinlich wird es wie überall noch etwas dauern, bis die “nueva normalidad” wirklich normal geworden ist. Da wir für 2020 ja die Azoren aus unserem Plan gestrichen haben, wartet in diesem Jahr nur noch eine relative kleine Strecke auf uns, auf der wir so auch einigen Spielraum haben, um Unwägbarkeiten zu puffern. Und mal sehen, wie sich die ganze Virus-Geschichte dann überhaupt so weiterentwickelt. Wir gehen mal nicht davon aus, dass es das nun war und wir einfach so weitermachen können wie bisher. Aber zuhause sitzen wollen wir auch nicht. Wenn wir zuhause verantwortungsvoll und umsichtig unseren Alltag gestalten können, dann können wir das auch in Spanien und Portugal so machen. Was danach kommt, werden wir sehen, dieses Jahr schauen wir uns die Sache erst einmal ganz vorsichtig an.
Das alles kommt aber auch einer Erkenntnis aus den letzten Jahren sehr entgegen, denn wir wollen ja “ruhiger werden”. Unser bisher »normal vollgestopfter Alltag« und das »Schnell-Schnell« unseres nicht nur digitalen Lebens, haben doch immer noch ihre Fühler recht weit in unseren »neuen Lebensrhythmus« ausgestreckt. Das ist in der Tat so eine Erkenntnis aus den letzten Jahren, die wir erst einmal realisieren mussten, denn es ist gar nicht so einfach, entspannt und locker zu sein. Und von allein passiert das schon mal gar nicht, denn man ist doch allzu fest in seinem Alltagstrott verhaftet, den man über Jahre so schön gepflegt hat. Aber nun wird dieses Jahr alles schön entspannt und schmusig angegangen. Unser Törnplan wurde ja schon zwangsentschleunigt, nun müssen wir nur noch nachziehen. Die Voraussetzungen dazu sind ja gar nicht so schlecht.
So stehen wir auch nicht gleich am 21.06. an der spanischen Grenze, sondern brechen ganz locker am 30.06. auf. Diesmal mit Mietwagen, weil wir gerade keine große Lust verspüren, uns in einen Flieger zu setzen. Eigentlich hatten wir unsere Tour ja als Mietwagen-Hopping geplant. Denn wenn man One-Way fährt, dann ist ein deutscher Mietwagen, den man in Spanien abgibt, nicht gerade ein Schnäppchen. Deswegen hatten wir einen grenznahen Mietwagentausch geplant, so dass ein deutscher Mietwagen in Deutschland und ein französicher in Frankreich zurückgegeben werden kann. Das spart enorm, hätte aber zwei Übernachtungen und rund 400 km mehr bedeutet, aber wenn man gut 1700 € sparen kann, dann ist das auch zu verschmerzen. Aber da haben wir unsere Rechnung ohne die ausgefeilt kruden Preismodelle der Mietwagenfirmen gemacht. Denn wenn wir einen One-Way-Mietwagen nicht von Hannover nach Gijón bucht, sondern 40 km weiter bis zum Flughafen Oviedo fährt, dann kostet die ganze Geschichte beim gleichen Vermieter nicht mehr 2536 €, sondern nur noch 1257 €. Da fährt man doch gerne mal 40 km weiter und kommt dann mit dem Flughafenbus für 6 € zurück. Und wenn man dann nicht in Hannover startet, sondern in Wuppertal seine Reise nach Spanien beginnt, dann werden aus den 1257 € noch flugs mal verträumte 917 €. Da stellt sich dann nur noch die Frage, wie man nach Wuppertal kommt. Und siehe da, das geht mit demselben Anbieter dann auch für nur 100 €. Also wechseln wir in Wuppertal den Wagen und sparen durch den fliegenden Wagenwechsel auch noch mal mehr als 300 €. Verstehen muss man das nicht, aber buchen kann man es. Und so ist unser geniales, nationales Mietwagen-Hopping tatsächlich überflüssig geworden. Am Ende irgendwie doch schade, denn wir hätten unser Spezial-Mietwagen-Hopping gerne mal ausprobiert, doch nun hat uns der Schnäppchen-Bär auf eine andere Fährte gelockt.
Und nachdem nun die Anfahrt gebucht ist, wir uns bei der Werft angemeldet haben und hoffen, einen Krantermin für den 06.07. zu bekommen, starten nun die letzten Vorbereitungen, Abschiedsbesuche und die »Boah,-ach-ja,-das-müssen-wir-ja-auch-noch-mal-schnell-erledigen-Aufgaben«. Aber entspannt (!!!), denn Zack-Zack war gestern!