In dem Ria de Camariñas bleiben wir insgesamt 3 Tage. Der kräftige Nord hält uns am ersten Tag an Bord fest. Unser Gummiboot bzw. eher unser Außenborder ist einfach zu klein, um uns »ungeduscht« an Land zu bringen. Etwas neidisch beobachten wir den einen Engländer, wie er in Gleitfahrt mit seinem Gummiboot über die Wellen huscht. Mit unseren 2,3 PS liegt aber für uns eine Gleitfahrt in unerreichbarer Ferne. Welchen Unterschied Geschwindigkeit bei etwas mehr Welle macht, merken wir dann auch gleich am zweiten Tag auf der Rückfahrt von unserem Ausflug zum Cabo Vilán. Zum Nachmittag hatte es wieder ordentlich aufgefrischt und auf der Fahrt vom Hafen zur PINCOYA platschen wir mit unserem Gummiboot stumpf von einer Welle zur anderen. Ohne wasserdichte Taschen für den Kamerarucksack und alle anderen Dinge, die nicht nass werden sollen, geht so etwas gar nicht, und wir müssen uns hinterher erst einmal trockenlegen.
Als wir am Morgen des zweiten Tages aufbrechen, um zu Fuß zum Faro de Cabo Vilán, also dem Leuchturm auf dem Cabo zu gehen, ist es ruhig und mild. Astrid hat die Strecke genau ausgearbeitet und auf dem Hinweg gehen wir den direkten Weg ohne Abkürzungen.
D.h. wir gehen auf dem Hinweg eigentlich immer nur die Landstraße entlang, wobei »Landsträßchen« es eigentlich besser treffen würde. Es gibt auch noch einen Küstenwanderweg, der sieht aber nicht nur gefühlt viel länger aus, und den haben wir uns mal für den Rückweg aufgespart. Das selbstauferlegte Motto des Tages heißt »abkürzungsfreier Direktweg«. Also erst einmal hin, gucken und ein paar hübsche Photos machen. Experimente können wir dann auf dem Rückweg machen, wenn wir wissen, wie der direkte Weg geht. So etwas nennt man wohl auch Erfahrung ???!
Als wir vor zwei Tagen hier ankamen, hat der Faro de Cabo Vilán ja schon recht beeindruckend zu uns herübergegrüßt. Wir sind gespannt. Und als sich auf halben Weg der Wald langsam lichtet, können wir den Leuchtturm schon in der Ferne sehen. Auf den Seeseiten der felsigen Hügel trotzen meist nur flache Sträucher, Heide und jede Menge Stechginster dem Wind. Die Bäume finden offensichtlich die andere Seite der Hügel wesentlich angenehmer, denn so gemütlich wie im Sommer ist es hier nicht immer.
Doch unser Fußmarsch zieht sich, aber wenn man sein Ziel wenigstens schon mal in einer erreichbarer Ferne vor sich sieht, dann macht das auch so eine Wanderung gleich viel angenehmer. Doch je näher wir dem Turm kommen, desto mehr zieht ein kühler Seenebel herüber. Erst sind es nur einige Fetzen, die an den Kuppen der Felsen hängen, aber über dem Atlantik liegt eine graue Decke, die näher zu rücken scheint. Und als wir den Turm auf seinem Felsen erreichen, ist er weg!!! Was für ein Scheißnebel! Wie hatten wir uns auf ein paar hübsche Photos, ein sonniges Panorama und ein kleines Picknick in der Sonne zu Füßen des verwegenen Leuchtturms gefreut. Immerhin ist der Faro de Cabo Vilán an der Todesküste, der Costa de la Muerte, ja neben dem Faro de Cabo Touriñán einer der wichtigsten und markantesten. Und nun ist er weg und hüllt sich schweigend in nasskalten Seenebel.
Etwas enttäuscht setzen wir uns in den Windschatten des Leuchtturmhauses und warten. Vielleicht wird es da hinten ja schon heller. Immer wieder sieht es so aus, als ob der Nebel aufreißen will, aber dann überlegt er es sich doch wieder anders und neue dicke Schwaden ziehen an uns vorbei. Und so langsam wird uns auch fröstelig. Auf dem Hinweg haben wir noch geschwitzt, aber hier im Nebel ist es echt klapperkalt.
Also brechen wir wieder auf und klettern über den kleinen Nachbarfelsen, auf dem noch die Reste des alten ersten Leuchtturmes stehen, zurück. Von dort aus machen wir noch ein letztes Nebelbild. Doch so schnell es sich zugezogen hat, so schnell und vollkommen unverhofft reißt es nun plötzlich auch wieder auf. Urplötzlich erstrahlt der Faro de Cabo Vilán vor uns in der Sonne und tut so, als ob gar nichts gewesen wäre.
Schnell schießen wir noch ein Panorama und machen uns dann glücklich auf dem Küstenwanderweg auf unseren Rückweg.
Es ist ein herrlicher Küstenweg. Er ist zwar viel länger als der Hinweg, aber es lohnt sich. Wir genießen die warme Sonne und die wunderschöne Aussicht. Von dem Seenebel ist weit und breit nichts mehr zu sehen. Schon lustig, er ist einfach so und völlig rückstandslos verschwunden. Vielleicht gehört der Seenebel hier ja auch zu dem Tagesgang und verschwindet dann mittags wieder mit der höher stehenden Sonne.
Kurz vor Camariñas kommen wir an einen kleinen Strand und löschen unsere rauchenden Füße im kalten Wasser. Solch eine Latscherei sind wir nicht gewohnt. Wenn das so weitergeht, wird das noch ein echter Sporturlaub. Inklusive der Askese bei der Nahrungsaufnahme während der Segeletappen, ist das ja fast schon Entschlackungskur-verdächtig. Wie schon nach unserem Höllenritt nach Betanzos, kommen wir echt kaputt wieder auf der PINCOYA an. Dieses Mal waren es 16 km zu Fuß, das kann sich für unsere Verhältnisse schon echt sehen lassen. Natürlich ist das nur ein Lacher für all die Pilger auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela. Dieser Pilgerpfad soll ja irgendwo auf Höhe des Nordkaps entspringen, aber uns reicht definitiv auch so ein kleiner Weg, um die nötige Einkehr zu finden.
Inzwischen ist es auch eher schwülwarm und so ist die Dusche in unserem Gummiboot auf der Rückfahrt zur PINCOYA auch gar nicht so schlimm. Aber ein munteres Bad im Ria vor Camariñas verkneifen wir uns dann doch, denn das Wasser hat hier nur ganz unmuntere 14° C.
Abends legen wir dann noch auf die Westseite des Ria um, weil der Wind nun beschlossen hat zu drehen und wir für eine ruhige Nacht für unseren Geschmack zu dicht vorm Ufer liegen.
Und am Freitag reparieren wir dann unsere rote Buglaterne.
Und was sich nach »mal eben schnell« anfühlte, dauert dann den ganzen Tag. Volle 7 Stunden basteln wir den halben Bugkorb komplett ab und dann wieder dran. Und es gibt nur eine Einbauabfolge, die auch zum Erfolg führt ?, aber wir probieren sicherheitshalber vorher auch noch schnell mal die anderen beiden aus ?, um uns zu überzeugen, dass die auch wirklich nicht hinhauen ?. Natürlich schön mit Dichtmasse und allem Drum und Dran, sonst wäre uns die Sauerei ja auch nicht so formvollendet gelungen und der Frust hätte niemals sein Maximum so schnell und langanhaltend erreicht ? ?. Doch nun leuchtet sie wieder und wir können dem nächsten Seenebel gelassen entgegensehen.
28. + 29.07. Camariñas: 43° 07′ 54,1″ N, 009° 10′ 08,7″ W
30. + 31.07. Camariñas: 43° 07′ 57,6″ N, 009° 10′ 26,0″ W