Isla Ons


Ría de Pontevedra: vor Playa de Agra -> Isla Ons Start: 10:10 Ende: 12:30 Wind: NE 8 -1 kn Distanz: 8,3 sm Gesamtdistanz: 399,2 sm

„aus dem Ría de Pontevedra vom Playa de Agra -> zur Isla Ons“

„aus dem Ría de Pontevedra vom Playa de Agra -> zur Isla Ons“

„unterwegs...“

„unterwegs…“

Vor der Isla Ons darf man entweder direkt vor dem »Dorf« oder aber vor dem Praia de Melide ankern. Der Strand liegt etwa eine Seemeile nördlich des Dörfchens. »Das Dorf« ist die Hauptstadt der Isla Ons und dort sollen immerhin auch noch 5 oder 6 Menschen ganzjährig leben. Sozusagen die letzten echten Onseaner. Ansonsten ist »das Dorf« der Anlaufpunkt für die Fähren und somit auch entsprechend touristentrubelig. Wenigstens in der Hauptsaison.

Obwohl Ons auch zu dem Nationalpark der galizischen Atlantikinseln gehört, ist Ons wesentlich touristischer als Sálvora. Im Dorf selbst hat man sich mit mehreren Restaurants auf Übernachtungs- und Tagesgäste eingestellt und auch die kleinen Stände mit dem üblichen Touristentrödel fehlen nicht. Es gibt Herbergen, Hotels wäre zu viel gesagt, einen Campinplatz, auf dem natürlich nur gezeltet werden kann, weil es ja gar keine Möglichkeit gibt, mit anderem Camping-Equipment anzulanden, und insgesamt 4 Wanderrundwege. Der Rest der Insel ist dann aber als Naturschutzgebiet genauso gesperrt wie auf Sálvora.

„Inselansichten der Isla Ons I“

„Inselansichten der Isla Ons I“

Die Landschaft auf Ons ist jedoch komplett anders als auf Sálvora. Rund geschliffene oder eben vom Meer rund gelutschte Felsen oder wild aufgeschichtete Brocken sucht man auf Ons vergeblich. Obwohl die beiden Inseln nur wenige Meilen auseinander liegen, ist ihr Erscheinungsbild komplett unterschiedlich. Natürlich gibt es auf Ons auch Felsen und bis auf wenige Stellen umgibt Ons auch eine schroffe Felsenküste. Die Küste und auch die Felsen sind aber nicht glatt oder rund, sondern schroff und rau. Außerdem finden sich in der Felsenküste unzählige Höhlen, die das Meer wohl dort hineingespült hat. Mit der Zeit sind bei einigen der Höhlen die Decken eingebrochen, was sie zu trichterförmigen Landeinschnitten hat werden lassen. Und Ons ist fast komplett bewachsen. Allerdings nur an wenigen Stellen mit Bäumen, aber über und über mit Heidekraut, dem piksigsten Stechginster aller piksigen Stechginster, den man sich nur vorstellen kann, wilden Brombeeren und allen möglichen anderen Bodendeckern.

„Doctor Stone….“

„Doctor Stone….“

Außer den 5 bis 6 Ganzjahres-Onseanern leben auf Ons aber auch noch Heerscharen von Eidechsen. Diese Burschen sieht man allerdings nur selten. Nur mit viel Glück bekommt man mal einen zu Gesicht, wenn man möglichst lange ganz allein auf einem der Wege unterwegs ist. Denn sie sind scheu und sehr schnell. Auf Englisch heißen sie ja Lizards, was eigentlich viel besser zu ihrer Schnelligkeit passt, als »Eidechse«, was ja doch schon irgendwie träge klingt. Zwar nicht so träge wie Schneckerl, aber eben auch nicht gerade blitzgeschwind. Es gibt 3 Sorten von ihnen und als erstes sieht Astrid den größten Vertreter.

„Schroff, rau, diesig und schwül...“

„Schroff, rau, diesig und schwül…“

„Mr. Lizard himself“

„Mr. Lizard himself“

Er ist grün mit einigen bunten Hornplatten und etwa 20 bis 30 cm lang und gut 8 bis 10 cm breit. Das natürlich alles nur mit Schwanz und Beinen. Der Körper selbst ist viel kleiner. Die beiden kleineren Arten sind etwas unauffälliger und bräunlicher. Nachdem Astrid auf unserem ersten Spaziergang einen der Großen gesehen hat, – der Schiffsjunge war etwas zu langsam bzw. der Lizard zu schnell -, ist das Jagdfieber in uns geweckt. Langsam schleichen wir Schritt für Schritt voran, um noch einen zu entdecken, bevor er Reißaus nehmen kann. Hunderte Augen gucken uns wahrscheinlich neugierig an, während wir nicht einen einzigen von ihnen sehen. Aber dann haben wir tatsächlich doch noch Glück und können einem Großen direkt in seine pechschwarzen Augen sehen.

„The dinner, die Hybridhüpfer“

„The dinner, die Hybridhüpfer“

Neben den Lizards gibt es auf Ons auch noch deren Leibspeise. Allerdings nehmen wir das mit der Leibspeise nur mal so an, können uns aber recht gut vorstellen, dass es so ist. Es sind die sogenannten »Hybridhüpfer«. Ok, »Hybridhüpfer« haben wir sie genannt, weil Grille oder Grashüpfer sie irgendwie nicht ausreichend treffend beschreibt. Denn die »Hybridhüpfer« hüpfen nicht nur wie echte Hochleistungshüpfer, sondern beginnen eben auch auf dem ballistischen Höhepunkt ihrer Flugbahn noch wie wild mit ihren Hilfsflügeln zu flattern. Das bringt sie locker bis zu zwei Meter weit, was für ihre Größe von 3 bis 4 Zentimetern ja ganz beachtlich ist. Wenn man das auf einen 1,8 m großen Menschen umrechnet, würden der 120 m schaffen. Allerdings ist ihre Flugbahn wohl eher zufällig und so werden wir immer wieder von dem ein oder anderen »Hybridhüpfer« angesprungen.


„Der Playa de Melide, vor dem wir hinten links ankern.“

„Der Playa de Melide, vor dem wir hinten links ankern.“

Vor dem Praia de Melide lassen wir den Anker kurz vor den Schwimmerbojen auf etwa 12m fallen. Insgesamt 13m werden es dann noch bis Hochwasser. Gut, dass wir uns im letzten Jahr doch noch für 80 m Ankerkette entschieden haben, sonst wäre hier für uns schon die ein oder andere Ankermöglichkeit nicht machbar gewesen. An der Stelle, an der wir ankern, ist es felsig und unser Anker hält nur widerwillig. Aber es soll ja für zwei Tage auch sehr schwachwindig bleiben, so werfen wir noch einmal 10 m Kette hinterher. Das muss so heute auch mal reichen. Kurz nachdem wir fest sind, kommen Fiona und Iain mit der Ruffian of Amble bei uns vorbei und wir verabreden uns endlich mal auf ein Ankerbier am Abend. Seit Camariñas haben sich unsere Wege schon häufiger gekreuzt und wird haben auch schon ab und zu in derselben Ankerbucht gelegen. Ganz offensichtlich haben wir dieselbe Geschwindigkeit, da ist es nun auch mal Zeit für ein Ankerbier. Fiona und Iain ankern etwas weiter südlich, sie kennen die Rías und die Inseln schon und wissen, dass dort ein eher sandiger Ankergrund zu finden ist.

„Unsere Spaziergänge auf Ons“

„Unsere Spaziergänge auf Ons“

Als wir unserem ersten Spaziergang in den Norden von Ons machen, ist es schrecklich schwül und warm. Ein ideales Wetter für die Lizards und »Hybridhüpfer«, aber uns läuft der Schweiß in Strömen runter. Deswegen belassen wir es auch bei der kleinen Rund in den Norden der Insel und springen lieber noch einmal ins Wasser.

„Inselansichten von Ons II“

„Inselansichten von Ons II“

Abends sitzen wir dann lange mit Fiona und Iain auf ihrer Ruffian of Amble zusammen. Nicht nur unsere Reisegeschwindigkeit stimmt überein, wir ticken auch ziemlich ähnlich. Es ist wirklich schön. Immer mal wieder trifft man Menschen, die zu einem passen. Im letzten Jahr war das auch schon so, es sind nicht viele, die meisten, die man trifft, ziehen vorbei und weiter. Aber mit einigen bleibt man in Kontakt. Bei Fiona und Iain haben wir auch dieses Gefühl und da wir dieselbe Reisegeschwindigkeit haben, wird es sicher auch nicht das letzte Ankerbier gewesen sein. Es ist schon lange dunkel, als wir mit unserem Gummiboot zurückfahren. Der kleine Außenborder quirlt uns einen schönen Komentenstreifen ins Wasser. Das Meer leuchtet, während von der Insel Millionen von Grillen zirpen. Wahrscheinlich alles »Hybridhüpfer«, die nun nicht mehr hüpfen und sich beim Grillen getroffen haben.

@ Fiona & Iain: The next time I will explain this German play on words. The grasshoppers and their BBQ.


Die Nacht bringt Nebel total. Selbst die Schwimmerbojen gleich vor unserer Nase können wir morgens nur noch erahnen. Von der Isla Ons ist gar nichts zu sehen. Wie in graue Watte gepackt, schaukeln wir sacht aber blind auf einer fast spiegelglatten See herum und alle Geräusche scheinen aus einer fernen, anderen Welt zu kommen.

„Der Nebelmorgen“

„Der Nebelmorgen“

Die patschnasse Nebelluft ist kalt und aus dem Rigg tropft und trieft es. Da hat die Sonne noch viel zu tun, bis wir unsere zweite Inselwanderung beginnen können. Ons selbst würden wir mit dem Gummiboot in dem Nebel ja noch finden, aber auch zurück auf die PINCOYA? Doch im Osten ist das Einheitsgrau schon etwas heller. Das macht Hoffnung. Aber bisher ist die Sonne auch dort nur zu erahnen, also verkriechen wir uns wieder unter Deck und warten erst einmal ab.

„Es wird langsam“

„Es wird langsam“

Zwischen dem ersten und zweiten Gutenmorgenkaffee lichtet sich das Grau etwas, aber erst gegen 11:30 reißt es so weit auf, dass wir ernsthaft ans Aufbrechen denken. Einige Nebelfetzen hängen zwar noch an Ons fest, doch die Sonne gibt alles, um auch die Reste noch aufzulösen. Der Strand ist vollkommen leer, als wir anlanden, erst auf dem Weg zum Dorf kommen uns die ersten Pärchen mit Badesachen entgegen. Der Praia de Melide ist zur Hälfte ein Nacktbadestrand. Dass es das in Spanien gibt, hätten wir nicht gedacht. Insgesamt scheinen die Spanier aber tatsächlich auch etwas »freier« zu sein als die Franzosen. Ich kann mich nicht erinnern, an einem französischen Strand mal einen nackten Busen gesehen zu haben. Hier in Galizien ist das ganz normal und das, was dann die ein oder andere Dame noch untenherum trägt, ist ohnehin nur halb so groß wie eine dieser Corona-Schnüffelmasken. So fällt der Schritt zu “ganz ohne” auch gar nicht mehr so auf.

„Etwas Sonne auf Ons, aber so richtig will der Nebel nicht gehen.“

„Etwas Sonne auf Ons, aber so richtig will der Nebel nicht gehen.“

Als Erstes gehen wir hoch zum Leuchtturm. Rings um Ons hängen noch gelangweilt einige graue Nebelreste herum. Aber was heißt Reste? Der Atlantik liegt immer noch unter einer dicken grauen Decke, die mehr danach aussieht, dass sie noch kommen möchte, als dass sie sich freiwillig auflöst. Aber erst einmal scheint die Sonne und wir drehen unsere Wanderrunde in Richtung Süden. Die Westküste ist schroff und rau. Vollkommen unnahbar fallen die Felsen steil in den Atlantik ab. Im Herbst und Winter muss das an stürmischen Tagen hier wahrhaft spektakulär sein. Die Archipelagos Sálvora, Ons und Cies schützen ihre drei Rías schon sehr. Sie liegen jeweils wie ein Bollwerk davor.

„Inselansichten der Isla Ons III mit dem Faro de Ons“

„Inselansichten der Isla Ons III mit dem Faro de Ons“

„Inselansichen der Isla Ons IV“

„Inselansichen der Isla Ons IV“

Ganz schaffen wir unsere südliche Inselrunde dann tatsächlich nicht mehr. Schon bald ziehen wieder die ersten Nebelfetzen über Ons und verheißen nichts Gutes. Zurück gehen wir durch das Dorf. Hier landen die Fähren an und es gibt auch einige Moorings für die Gäste, die nicht vor Anker liegen möchten. Im Gegensatz zur restlichen Insel ist es zwischen den wenigen Häusern echt touristisch. Die Fähren bringen nicht nur Tagesgäste, sondern auch Camper, die bepackt mit Isomatte und Zelt durch den Wald zum Campingplatz stapfen.

„Das Dorf, die Hauptstadt von Ons“

„Das Dorf, die Hauptstadt von Ons“

Wir beeilen uns, zurück zur PINCOYA zu kommen. Schon während wir mit unserem Gummiboot noch einen kleinen Abstechers zur Ruffian of Amble machen, um Tschüss zu sagen, lässt sich der Seenebel schon wieder über die Insel heruntersacken.

„Es zieht sich wieder zu. Es wird Zeit...“

„Es zieht sich wieder zu. Es wird Zeit…“

Isla Ons -> Ría de Pontevedra: hinter Isla Tambo (A) Start: 15:13 Ende: 18:20 Wind: W 8 kn Distanz: 10,9 sm Gesamtdistanz: 410,1 sm

„von der Isla Ons -> hinter die Isla Tambo im Ría de Pontevedra“

„von der Isla Ons -> hinter die Isla Tambo im Ría de Pontevedra“

„Der Nebel kriecht schon wieder über die Isla Ons und holt uns dann auch ein.“

„Der Nebel kriecht schon wieder über die Isla Ons und holt uns dann auch ein.“

Schnell machen wir uns zum Aufbruch fertig. Der Nebel hält sich noch mal etwas zurück. Er treibt so seine Spielchen. Mal zieht es sich zu und dann lichtet es sich wieder. Mit einem leichten West plätschern wir zurück in den Ría de Pontevedra.

„Nebelfahrt im Ría de Pontevedra“

„Nebelfahrt im Ría de Pontevedra“

Auf halber Strecke holt uns dann aber der Seenebel doch ein und macht alles richtig dicht. Anders kann man es wirklich nicht sagen. Von einem Moment zum anderen fällt die Sicht unter 200 m. Wenn man eben noch die Ufer gesehen hat und dann mit einem Mal nichts mehr sieht, aber weiß, dass dort die Muschelfarmen sind, ein Frachter vor Anker liegt, diverse andere Segel- und Motorboote unterwegs sind, die bald unseren Weg kreuzen und dann ganz hinten im Ría noch eine Insel mit Untiefen kommt, dann macht das schon ein etwas komisches Gefühl. Die Anspannung wächst dann ganz automatisch. So glotzen wir uns die Augen aus dem Kopf, aber unser Radar ist wieder einmal Gold wert, wir hätten nie gedacht, dass wir den hier so dringend brauchen.

„Isla Tambo in Sicht, es reißt etwas auf“

„Isla Tambo in Sicht, es reißt etwas auf“

„Isla Tambo“

„Isla Tambo“

Hinter der Isla Tambo herrscht trotz Nebel noch Partystimmung. Wir lassen unseren Anker in dem Getümmel fallen, wohl wissend, dass sich das bis 20:00 auflösen wird. Und tatsächlich sind wir um 20:30 zusammen mit der Irmi allein hinter der Isla Tambo. Zusammen mit Thomas von der Irmi nehmen wir abends noch ein Nebelbier. Thomas ist auf dem schnellen Weg in Richtung Süden. Erst vor 2 Monaten in Deutschland gestartet, jetzt schon hier und schon wieder auf heißen Kohlen.


Staionen:

vor der Isla Ons
42° 23′ 21,9″ N, 008° 55′ 19,5″ W

hinter der Isla Tambo
42° 24′ 55,8″ N, 008° 42′ 17,3″ W