Figueira da Foz ist ein Seebad mit langer Tradition. Der riesige Sandstrand vor der Kulisse der alten und neueren Ferien- und Wochenendhäuser ist schon bei der Einfahrt nicht zu übersehen. Eigentlich unterbricht das Cabo Mondego nördlich von Figueira da Foz nur den sich an der Küste fast unendlichen entlangziehenden Sandstrand. Südlich des Cabos und eben direkt vor Figueira da Foz erinnert der Sandstrand mit seinen Dimensionen an St. Peter Ording oder Røm. Hunderte Meter breit liegt er gewaltig vor der Strandpromenade, endet aber steil im Atlantik. Die Wellen, die sich dort brechen, laden nicht gerade zu einem freundlichen Abkühlungsschwimmerchen ein, sondern donnern eher bereit zu einem Vollwaschgang mit anschließender Schleuderspülung an den Strand. Aber im Sommer soll es hier ja durchaus auch mal ruhiger zugehen.
Gar nicht weit hinter der Einfahrt nach Figueira da Foz liegt der Yachthafen erstaunlich geschützt. Man kann hier jedes Wetter zu jeder Jahreszeit abwarten, auch wenn die Ein- und Ausfahrt nicht immer möglich ist. Das Schlimmste, was einem hier passieren kann, ist, dass die Gezeiten allen möglichen Unrat, der nach Unwettern, aber auch einfach mal so, den Rio Mondego heruntertreibt, in das Hafenbecken drücken. Ein Brite, der seit 10 Monaten hier liegt, erzählt uns, dass das Hafenbecken dann auch schon mal mit abgerissenen Bambus und Ästen gefüllt sein kann. Aber zwischendrin schaffen es auch immer mal wieder echte Baumstämme in das Yachthafenbecken. So fischen wir zwei armdicke Äste vor dem Heck der PINCOYA heraus und beobachten einen Baumstamm, wie er kommt, aber auch wieder geht. Da das alles aber sehr langsam passiert, birgt es keine echten Gefahren und als Dauerlieger wäre man in der zweiten Reihe der Schwimmstege eh gut geschützt.
Figueira da Foz ist nicht nur ein guter Schutzhafen, sondern auch ein echter Versorgungshafen. Diverse Supermärkte sind zu Fuß zu erreichen und einen Waschsalon gibt es auch gleich vis-a-vis am Hafen. Wahrscheinlich wegen der Waschsalons bietet kaum noch ein Hafen eigene Waschmöglichkeiten an. Das ist einerseits gut, preiswert und vollkommen problemlos, aber andererseits funktionieren die Maschinen der Waschsalons auch vollautomatisch mit Waschmittel und Weichspüler, von denen man speziell den Weichspüler nicht abwählen kann. Und die Portugiesen wie auch Spanier mögen offensichtlich so stark duftende Wäsche, dass es uns den Atem verschlägt. Und so umhüllt die PINCOYA schon am frühen Montagvormittag eine fast undurchdringliche Wolke von feinstem portugiesischen Weichspülerduft.
In Figueira da Foz holen wir uns dann auch noch eine portugiesische Datenkarte für unseren Router. So hübsch das auch meist mit unserem WiFi-Booster klappt, so grottig sind allerdings auch fast immer die Hafen-WiFis. Wirklich gute Ausnahmen gibt es, aber das sind eben auch nur Ausnahmen. In Spanien hatten wir ja schon das problemlose und vor allem performante Internet über die Simyo-Datenkarte zu schätzen gelernt. Aber leider bietet Simyo eben kein Roaming für diese Karten und deswegen brauchen wir nun eine portugiesische Datenkarte. Wir entscheiden uns für MEO. Neben MEO gibt es in Portugal noch NOS und Vodafone, wobei MEO und NOS vergleichbar gute Angebote haben. Beide liegen bei 50 Cent pro GB. Vodafone spielt da abgeschlagen in einer anderen Liga und setzt auf ein Preismodell, dass uns stark an die deutsche Preispolitik erinnert. Wir entscheiden uns für MEO, weil der MEO-Shop direkt gegenüber des Waschsalons liegt. Die MEO-Karte ist noch etwas problemloser als die Simyo-Karte in Spanien. Alles ist fertig aktiviert und ready to go. Auch in dem MEO-Shop werden wir genauso freundlich empfangen und umfassend beraten wie schon in dem Simyo-Shop in A Coruña. Das Aufladen der Karte geht aber leider nicht über das Internet, dazu müssen wir wieder in einen MEO-Shop oder einen sogenannten Pay-Shop. Wie das dann geht, werden wir noch sehen. Aber auch hier bleibt uns, wie auch schon in A Coruña, eins in Erinnerung: als die Sprache über das Aufladen fast zwangsläufig auf das »Wie lange seid ihr denn noch in Portugal?« kommt und wir sagen, dass wir wohl erst einmal noch die nächsten 6 Monate hier sind, freut sich die Dame vom MEO-Shop ganz aufrichtig und ehrlich und wünscht uns eine tolle Zeit in Portugal.
Während unsere Wäsche trocknet und vor allem etwas »entduftet«, radeln wir auf die Mole und über den Strand fast bis ans Cabo Mondego. Das ist weit und vielleicht auch deswegen wurde mitten über den riesigen Sandstrand ein Fahrrad- und Fußweg angelegt. Insgesamt radeln wir mehr als 20 km und freuen uns nicht nur über unsere Klappräder, sondern auch über all die Fahrradwege, die Portugiesen wohl ganz konsequent anlegen, wenn irgendwo gebaut wird. Zurück radeln wir durch die eigentliche Altstadt von Figueira da Foz. Die schmalen Gassen, die ein Spinnennetz aus Einbahnstraßen bilden, sind oft durch Treppen oder ganz schmale Wege verbunden.
Figueira da Foz gefällt uns gut und weil Figueira da Foz auch einen wirklich geschützten und ruhigen Yachthafen bietet, ist es unsere erste Wahl, wenn wir mal wieder hierher zurückkommen.
Aber nicht nur deswegen werden wir nach Figueira da Foz zurückkommen, denn am Dienstag fahren wir mit dem Zug von Figueira da Foz nach Coimbra. Coimbra beherbergt nicht nur die älteste Universität Portugals, sondern hat auch eine fantastische Altstadt und es gibt so vieles mehr zu sehen, dass wir das alles an diesem Dienstag noch nicht einmal annähernd schaffen. Die Zugfahrt dauert eine Stunde und 20 Minuten, was uns dann auch für die Fahrerei mit Maske durchaus reicht.
Zum Ausgleich dafür erwartet uns Coimbra mit wunderbarsten Sonnenschein, kein Fatz Seenebel trübt hier noch die Sicht. Nicht nur die alten Universitätsgebäude, sondern auch große Teile der Altstadt von Coimbra wurden inzwischen zum Unesco Weltkulturerbe erklärt. Die Uni liegt über der Altstadt, zu deren Füßen der Rio Mondego fließt.
Vom Bahnhof aus gehen wir ein Stück am Fluß entlang und steigen dann langsam durch die Altstadt zur Uni hinauf. In den erstaunlich engen Straßen ist zu unserer Überraschung tatsächlich Autoverkehr und das auch noch fast überall in beiden Richtungen erlaubt. Das führt immer wieder zu Pattsituationen, die sich nur langsam, aber in aller Ruhe wieder auflösen. Es sind aber offensichtlich nur wenige Einheimische und einige Zulieferer für die unzähligen Restaurants und Bars, die sich in dieses Gewirr aus Gassen trauen. Als Fußgänger versteckt man sich am Besten in einem der Hauseingänge und wartet auf die Auflösung. Bei einigen geparkten Autos, die zudem nicht gerade zu der SUV-Klasse gehören, fragen wir uns, ob die hier selbst hoch- und reingefahren sind oder vielleicht doch von einem Hubschrauben abgesetzt wurden. Da die Uni von Coimbra noch mit vielen Fakultäten voll in Betrieb ist, ist Coimbra eine junge und agile Stadt. Der Mix von studentischem Leben und einer Jahrhunderte alten Stadtgeschichte ist schon besonders.
Natürlich reicht auch die Geschichte Coimbras bis in die keltische Zeit weit vor Christi zurück. Danach haben über Jahrhunderte die Römer und dann die Spaniern und Portugiesen wechselseitig mit den Mauren hier ihre Spuren hinterlassen. Mit der Gründung des unabhängigen portugiesischen Königreichs 1139 wurde Coimbra neben Lissabon die »zweite Hauptstadt« Portugals. Diesen Status behielt Coimbra immerhin für mehr als hundert Jahre, bis sie ihn 1256 zu Gunsten Lissabons abgeben musste. 1290 wurde dann die heute immer noch aktive Universität hoch oben auf dem Berg oberhalb der Stadt von Coimbra gegründet. Der Eintritt von 12 € pro Person für den historischen Teil der Uni lohnt sich in jedem Fall. Hierbei kommt uns auf der einen Seite wieder einmal die Corona-Situation zu Gute, denn dadurch sind die Eintritte und Besuchergrüppchen in der Bibliothek limitiert, aber auf der anderen Seite auch wieder nicht, denn der Turm ist leider wegen seines engen Aufgangs geschlossen.
Das Highlight ist aber ohne Zweifel die Joanina Bibliothek. Die hat schon richtig was von Harry Potter. Leider dürfen wir in den atemberaubenden verzierten Sälen überhaupt nicht photographieren.
Alte ehrwürdige Bücher stehen dort hinter Vitrinentüren in Regalen, die über zwei Etagen bis zur Decke reichen. Über versteckte und ausziehbare Leitern und Treppchen in den Regalen sind auch die Exemplare ganz oben zu erreichen. Hinter kleinen, verborgenen Türen liegen versteckte Lesezimmer und auch die Räume, die speziell nur für die Aufbewahrung und das Studium der ganz wertvollen Exemplare vorgesehen sind. Wie bei Harry Potter lebten auch in der Joanina Bibliothek Fledermäuse. Bei den Harry Potter Filmen dachten wir noch, dass die dort wegen ihrer schrägen Mystik extra filmisch in Szene gesetzt wurden. In Coimbra erfahren wir aber, dass die Fledermäuse seit Jahrhunderten ganz speziell in der Bibilothek gehalten wurden, damit sie die Bibliothek frei von Ungeziefer und Schädlingen halten, die sonst an den Büchern knabbern würden. Heute sind die Fledermäuse in den einstweiligen Ruhestand versetzt worden, da zu viele Touristen hysterisch schreiend durch Coimbra gerannt sind und die Studenten beim Studium gestört haben.
Mit viel Zeit schlendern wir über den alten Campus, durch die St. Michaels Kapelle, den Prüfungssaal und den alt ehrwürdigen Veranstaltungssaal, wo die Doktorwürden verliehen werden. Dabei verfliegt die Zeit viel zu schnell, denn eigentlich warten noch der botanische Garten, die Altstadt und die Kathedrale auf uns. Wenn man in Figueira da Foz ist, sollte man Coimbra auf keinen Fall verpassen. Und vielleicht sollte man sich auch einen Tag mehr Zeit nehmen und einfach eine Übernachtung mit einplanen. Ein Abend in den Bars der Altstadt von Coimbra und ein Tag mehr für’s Sightseeing wären bestimmt nicht verkehrt.
26. – 29.09. Figueira da Foz 41° 08′ 50,3″ N, 008° 51′ 34,6″ W