Insgesamt sechs Nächte liegen wir vor Cascais vor Anker. Es ist ein toller Ankerplatz und wir genießen es vom ersten Augenblick an. Wenn man sich den Ankerplatz vor Cascais auf der Karte ansieht, dann sieht das alles nicht sehr geschützt aus und man hat eher den Eindruck, doch fast frei im Atlantik zu liegen. Aber obwohl die Landnase von Cascais wirklich nicht groß ist, liegt man dahinter wie in Abrahams Schoß. Natürlich nur bei Windrichtungen über Nord. Bei allen Windrichtungen, die ein Süd in ihrem Namen tragen, wird es unangenehm. Nur einen Tag haben wir einen kräftigeren Ostwind, der uns mit seinen Windwellen dann auch etwas mehr schaukeln lässt. Ansonsten liegen wir bei einem ausgeprägten Tagesgang zwischen 5 und 18 Knoten Wind aus dem nördlichen Halbkreis absolut klasse.
Die Masse der Ankerlieger versucht, sich so weit wie möglich und direkt vor Cascais zu drängeln. Dort wird es dann auch speziell zum Wochenende wirklich voll und immer wieder spielen sich dort »Ankerszenen des Grauens« ab. Ohne jeden Sinn und Verstand werden Anker in Vorwärtsfahrt, am besten noch vor dem Wind (!), fallen gelassen, um nach einer Schleuderkurve das Ergebnis zu betrachten. Falls es überhaupt zu einer Schleuderkurve kommt, denn nicht selten wird dann noch ordentlich Gas gegeben, denn irgendwer hat ja mal erzählt, dass man einen Anker auch einfahren muss. So furcht man durch das Ankerfeld und durch die anderen Ankerketten und -leinen.
Vor Cascais herrscht ganz offensichtlich der stärkste Ankermagnetismus, den wir bisher erlebt haben. Vollkommen unnötig fallen die Anker in den kleinsten Lücken, und man ist hinterher bass erstaunt, dass man seinem neuen Nachbarn nun die Hand geben kann und bei dem Abstand auch eine Maske tragen muss. Das Verständnis, dass man vor Anker nicht dort liegen bleibt, wo man den Anker fallen lässt, sondern am anderen Ende seiner Kette oder Strippe hängt, scheint für die allermeisten ein unlösbares Rätsel zu sein, von dessen Existenz viele noch nicht einmal wissen.
Will man dem Ganzen etwas entkommen, geht man einfach etwas weiter nach Osten. Platz ist dort genug. Wir selbst hätten eigentlich noch etwas besser gelegen, wenn wir etwa 200 bis 300m weiter nach Nordosten direkt vor den Strand gegangen wären. Aber am Ende waren wir zu faul und da wir recht weit außen lagen, waren wir auch dort noch relativ sicher. Doch mal abgesehen von dem Wochenende war auch wirklich wenig los. In »normalen« Jahren wird das sicher anders sein.
Kaum liegen wir vor Anker und lassen den tollen Segeltag in der Abendsonne bei einen Glas Wein sacken, ruft es neben uns: “Hey, are you Martin?” Es ist John und nun lüftet sich auch “das Geheimnis”, was ja eigentlich gar keines ist, aber doch den ein oder anderen Leser seit unserem Porto-Blog umtreibt. John ist der Port Officer des OCC in Cascais. Und wir haben unseren OCC-Burgee an John schicken lassen, damit wir ihn noch in Portugal »fliegen lassen können«, denn Brits fly a burgee. Nachdem wir schon 2019 einige sehr nette OCC-Member getroffen haben und nun eben auch Fiona und Iain, und wir den Eindruck haben, dass diese Community auch gut zu uns passt, sind wir nun Mitglieder des OCC, des Ocean Cruising Clubs geworden. Für Sonntag verabreden wir uns mit John, denn leider ist unser Burgee noch nicht eingetroffen, aber vielleicht dann doch bis zum Wochenende.
Doch wir sind aktuell eben nur »associated members« und haben keine volle Mitgliedschaft. Dazu müssen wir noch 1000 Seemeilen von einem zu einem nächsten Hafen segeln, zwischen denen nichts anderes als Wasser ist. So lange man in Corona-Zeiten nicht den Atlantik queren will, ist die Aufgabe, diese Distanz allein in Europa zusammenzukriegen, eine echt schwierige Aufgabe. Egal, wo man im Süden seinen Zirkel in die Karte steckt, immer kommt etwas so Kaltes dabei heraus, dass wir jetzt schon Gänsehaut bekommen. Und selbst die Strecke von Lagos in Portugal nach Cork in Irland hat nur knapp 900 sm. Erst ein Startpunkt auf Madeira oder den Azoren mit Kurs nach Irland, England oder in die Bretagne würde uns mehr als 1000 sm auf unsere Logge bringen. Aber wollen wir tatsächlich wieder in den Norden? Die Zweifel daran sind gewachsen…. Man könnte zwar auch noch von Gibraltar nach Neapel reiten, aber selbst das wären nur gerade mal knapp und knirsch 1000 Seemeilen. Doch das Mittelmeer ist warm und bisher ist es uns dort speziell im Sommer doch eher zu warm.
Obwohl … wir haben ja auch eine italienische Gastlandflagge an Bord ?. Aber wir haben eben auch eine von Madeira und den Azoren dabei. Egal wie, es gibt zurzeit zwei mögliche Strecken, die wir in Frühjahr anpeilen können und die uns nicht zu weit in den Norden zurückführen. Die eine ist Cadiz – Horta (Azoren) und die andere eben Gibralta – (Festland-) Italien oder gar Griechenland. Unsere Tendenz geht im Augenblick eher zu den Azoren, aber da unsere Pläne ja Pläne sind und Pläne ja naturgemäß in der Zukunft liegen, dürfen sie sich ja auch immer noch mit neuen Ideen, Gedanken und Gegebenheiten verändern. Und ganz abgesehen von unseren Plänen, wer weiß heute schon, welche Entwicklung das Reisen im kommenden Jahr nehmen wird. Dieses Jahr war auch plötzlich alles anders als geplant und für das nächste Jahr sieht es auch nicht so aus, als ob plötzlich wieder alles zu jeder Zeit möglich ist.
Vor Cascais ist es sommerlich warm. Wie herrlich ist das nur? Obwohl wir auch einiges am Schiff machen und auch viele Photos sortieren und einige Blogs fertig bekommen, verfliegt die Zeit mit einem Sommerurlaubsgefühl. Es ist herrlich, so in der Sonne vor Anker zu liegen, zu baden, zu lesen und sich zu sonnen. Ab und zu spielt Astrid abends etwas Klavier, wir kochen uns etwas Schönes und lassen die Tage einfach an uns zu vorbeiziehen.
Aber nicht nur die Tage ziehen an uns vorbei. Jeden Nachmittag, wenn der Tagesgang etwas mehr Wind bringt, ziehen auch foilende Windsurfer an uns vorbei. Ruhig und nur mit einem leisen Zischen schweben sie in einem irren Tempo gut 80 cm über dem Wasser durch das Ankerfeld. Einige können es richtig gut und fahren eine gefoilte Halse und sogar auch Wende nach der anderen. Hammer! Ich bin angefixt! Schnell suche ich mir alle Infos zum Windsurfen mit Foils aus dem Internet zusammen. Das ist nicht nur der Hammer, das ist the real existing overhammer! ?
Auf unserem Dachboden liegen ja eh noch einige Surfbretter, von denen eins schon beinahe mitgekommen wäre. Aber die Foil-Teile sind irre, viel irrer als ein normales Surfbrett! Und nach zwei Tagen ist klar, das muss ich, das müssen wir probieren!
Und welch ein Zufall, der Holländer, den wir schon aus Nazaré kennen, holt plötzlich auch so ein Board raus und saust uns dann auch noch damit um die Ohren. Das aber ohne Foil, denn das geht auch. Die Sache ist klar. Irgendwann stoppt er bei uns, um Hallo zu sagen. Wahrscheinlich hat er aber doch eher meinen sehnsüchtigen Blick gespürt. Für den nächsten Tag verabreden wir uns für eine Proberunde und ich krame schon mal meinen immer noch nagelneuen und noch nie eingeweihten Neo heraus. Eigentlich war der nur zum Tauchen im Notfall gedacht, aber nun ist es an der Zeit, ihn einzuweihen.
Am nächsten Nachmittag kommt mein großer Tag. Neo an, rein ins kühle Nass und ein Probeschwimmerchen gewagt. Schön warm, aber upps, zum Tauchen ist das Ding wohl nur geeignet, wenn ich mir noch einen weiteren Bleigürtel kaufe. Ich schwimme oben wie ein Korken. Hat ja auch was, so brauche ich heute wenigsten keine Schwimmweste.
Dann fahren wir rüber. Ich bin wild entschlossen. Es ist böig, aber als es nach etwas mehr anfängergerechter Gleichmäßigkeit aussieht, klettere ich auf’s Board. Ein altes noch zu gut bekanntes Gefühl stellt sich ein. Wackel, kippel, schwank, … aber es geht. Ein, zwei Versuche und ich hab das Segel oben. Mit Foilingboards kann man auch einen Wasserstart machen, den konnte ich früher auch mal richtig gut, aber Standard-Foiler sind eher für schwächeren Wind gedacht und wegen der Kontrolle beim Foilen auch viel breiter. Deswegen kann man die Dinger auch konventionell starten. Das kommt mir nun zu Gute. Zu einem Wasserstart bräuchte ich bei meinem Kugelbauch eine ganze Menge Wind, das wäre dann so viel, dass es für das erste Mal doch etwas viel zu viel wäre.
Also Segel hoch und dicht genommen. Es fährt, zwar nicht elegant, aber es fährt. Kurz bin ich sogar ganz knapp vorm Gleiten, aber dann ist die Böe auch schon wieder vorbei. War das früher eigentlich auch so anstrengend? Der Gedanke ist noch nicht ganz zu Ende gedacht, platsch, schon liegt der Schiffsjunge im Teich. Wieder rauf und weiter. Der Wind ärgert mich. Vier- oder fünfmal falle ich noch rein. Keuch! Boah, was muss ich damals fit gewesen sein!!! Etwa 500 m habe ich hinter mir, Sander, der Holländer, ist mir mit seinem Gummiboot gefolgt. Es ist gut, seine persönliche Rescue dabeizuhaben. Nun zurück, aber es will nicht zurück! Ich kriege das Teil nicht gedreht und wenn, dann liege ich auch gleich schon wieder im Teich. Prust, keuch, prust. Schnappatmung! Oh manno, puuuuuh! Ich muss damals wohl wirklich richtig fit gewesen sein. Nun ja, mein letzter Surf-Event liegt ja nun auch schon 25 Jahre zurück, wenn man mal von meinem Tiefflug bei unserem Kite-Surf-Versuch absieht, der mir das Rippchen gebrochen hat. Noch einen Versuch, wieder rein. Ich kann nicht mehr. Sander sieht es und ich bin schon jetzt zu fertig, um noch zu stolz zu sein. Wir tauschen. Sander auf’s Board und ich ins Gummiboot. Er fährt zurück. Wie geht denn das jetzt so einfach? Ich bin geläutert, aber noch nicht ganz suchtfrei. Mal sehen.
Während Astrid mit Liset auf uns wartet, diskutieren die beiden SUP vs. Kajak. Astrid war erst für Kajak, ist nun aber doch eher für SUP. Auch solch ein Ding haben die beiden dabei, wir sind eben einfach noch nicht richtig ausgerüstet ? ? ?. Das muss sich dringend ändern. Astrid bekommt eine SUP-Beratung und danach ist die Sache klar. Denn SUP ist auch total gesund für den Rücken, macht einen noch knackigeren Pöti, als wir ohnehin schon haben, und fördert das Denken durch das Training des Gleichgewichtssinns im Mittelohr, was die zerebrale Struktur der Micromuskeln in den Knöchelgelenken anregt. Alles klar, gleich Anfang nächster Woche plündern wir den Decathlon in Lissabon. Daran geht nun kein Weg mehr vorbei. Ein SUP muss her und wir brauchen auch dünnere Shorties. In meinem dicken Neo ist inzwischen Sauna angesagt. Das geht in Skandinavien, aber hier ist das echt etwas zu viel, auch wenn das Atlantikwasser nur 16° hat.
Aber wir tun nicht nur ernsthafte Dinge ?, sondern widmen uns auch ernsthaft unserer Winterplanung. Am Ende buchen wir einen Winterplatz vom 24.11. bis zum 23.02. in der Marina Portimāo und dazu noch am 29.11. den letzten Direktflug in 2020 von Faro nach Hannover und dann für den 14.02. den zweiten Direktflug in 2021 wieder zurück. Unsere Winterpause ist so erst einmal durchgeplant, jetzt müssen wir nur noch on time hinkommen, nicht dass wir wie letztes Jahr irgendwann und irgendwo nicht mehr weiterkommen.
Die Geschichte mit den Direktflügen ist uns schon wichtig, denn wir wollten in Deutschland nicht noch einen längeren Transfer in Kauf nehmen und dafür stundenlang in der Bahn sitzen. Eine erneute Mietwagentour haben wir auch überlegt, aber dann doch recht schnell wieder verworfen, weil aktuell in Spanien und auch noch mehr in Frankreich die Zahlen explodieren. Da ist ein dreistündiger Flug am Ende doch schon sicherer, denn wir könnten unter keinen Umständen durchfahren und auch das Risiko, dass es wieder zu Grenzschließungen kommt, ist uns einfach zu hoch.
Ein etwas unsicheres Gefühl bzgl. unserer Rückreise haben wir inzwischen schon und unsere größte Angst ist, dass wir nicht wieder zurückkommen.
Cascais selbst gefällt uns und das nicht nur, weil man hier so hübsch vor Anker liegen kann. In Cascais trifft Altes auf mal modern gewesenes und auf Neues, aber man hat den Mix gut hinbekommen. Das Fort beherbergt nun ein Hotel, doch es ist weiterhin zugänglich für jedermann, und in- und außerhalb der Mauern wurde der Raum großzügig für Kunstobjekte genutzt.
Nicht zu übersehen ist die Nähe zu Lissabon und die Nähe zu viel Geld und Luxus. Nicht nur in der Marina ist es exklusiv, auch sonst ist man sich seiner Exklusivität hier sehr wohl bewußt. Trotzdem wirkt Cascais nicht überkandidelt, auch wenn gerade in Hafennähe der Schwerpunkt schon auf »Touristennähe« liegt. Unvermeidlich sind da wohl auch all die Läden mit dem billigsten Touristentrödel. Etwas unschön ist allerdings, dass man bei einem Stadtbummel immer wieder angequatscht wird, ob man nicht hier oder da etwas essen oder trinken möchte. Solche Aufdringlichkeit hassen wir, finden aber kurz darauf ein ganz einfaches Gegenmittel. Denn auf dem Rückweg vom Broteinkauf tragen wir das Brot ganz offen unter dem Arm und werden plötzlich dort, wo wir vor 30 Minuten noch von einen Anquatscher zum nächsten durchgereicht wurden, nicht ein einziges Mal mehr angesprochen. Vielleicht sollten wir uns mal ein altes Baguette in der Sonne trocknen und auf solchen Sightseeing-Runden einfach wie eine Trophäe unter den Arm klemmen.
Cascais ist ein Spiegel einer vergangenen und langsam moderner werdenden, mondänen Seebadkultur. Alte Villen unglaublicher Pracht, stehen neben Ferienappartement- und Hotelanlagen, deren moderne Zeit nun auch schon wieder einige Jahre zurückliegt. Wie Jahresringe kann man die verschiedenen Trends ablesen, die der Geldadel und trendige Investoren hier hinterlassen haben. Und noch immer zieht die Superlative. In der Marina können Yachten mit bis zu 4 Salingen (? es geht nicht mehr nur um Länge und Größe) geparkt werden, aber außerhalb am Superyachtensteg mit Hubschrauberlandeplatz liegen die echten, 5 Saling-Megayachten. Solche Yachten sind schon beeindruckend, besonders wenn sie klassisch schöne Linien haben. Allerdings gelingt auch dem Kapitän einer solchen Superyacht nicht jedes Ankermanöver, um stilgerecht mit seinem 40 m-Kahn römisch-katholisch anzulegen. So verlässt die schöne Dame ihren Liegeplatz schon wieder in der Nacht, als es aufbrist, und leider, bevor wir noch ein Photo machen können.
Wir genießen dieses Sommerfeeling in Cascais sehr, obwohl sicherlich der ein oder andere Portugiese den Oktober nicht mehr als Sommer ansehen mag. Doch für uns als Norddeutsche ist es schon herrlich, noch immer einfach in T-Shirt und kurzen Hosen herumlaufen zu können, ab und zu ein Bad zu nehmen, um dann wieder in der Sonne zu trocken.
Seit wir vor Cascais angekommen sind, beobachten wir die potentielle Wetterentwicklung. Gute 130 Seemeilen liegen von Cascais aus gesehen noch vor uns, bis wir am Cabo Sāo Vincente nach links an die Algarve abbiegen können. Langfristvorhersagen ist ja nicht wirklich zu trauen, aber mit den Tagen vor Cascais erhärtet sich der Verdacht, dass sich das Wetter grundsätzlich ändern wird. Von Norden sollen langsam einige Tiefs herunterrutschen und am Ende dem Azorenhoch erst einmal den Garaus machen. Wann sich das Azorenhoch von dieser Attacke dann wieder erholt, steht in den Sternen. D.h. dann am Montag für uns, dass wir nur noch bis zum Ende dieser Woche einen gesicherten Nordwind haben und sich danach alles mehr oder weniger lange und mehr oder weniger stark umstellt.
Also beschließen wir, Lissabon Lissabon sein zu lassen und am Mittwoch den Nordwind zu nutzen, um nach Süden voranzukommen. Für Lissabon bräuchten wir ohnehin mindestens eine Woche und Lissabon läuft uns nicht weg. Aber vorher müssen wir doch noch kurz »ganz nach hinten in den Teja«, denn ganz in der Nähe der Expo-Marina bzw. der Marina Parque das Nações gibt es einen großen Decathlon, den wir plündern wollen.
Also fahren wir am Dienstag mit dem auflaufenden Wasser in die Marina Parque das Nações. Das geht mit dem Strom auch recht flott und wir planen so, dass wir zum Stillwasser des Mittaghochwassers vor der Marina sind. Die Einfahrt ist wegen der Versandung nur zum Hochwasser zu passieren und das zusätzlich nur zwei Stunden davor und danach, da sonst der Strom zu stark quer setzt. Und weil das alles so ist, muss man sich bei der Marina melden, damit man draußen passend abgeholt wird.
Die Marina gefällt uns auf Anhieb, denn die beiden Marinas unter der »Brücke des 25. April« gehen gar nicht. Selbst, wenn man Containerhäfen liebt und nichts schöner findet als Containerhäfen, auf der Brücke des 25. April fahren die Autos und LKWs nicht auf einer Asphaltstraßendecke, sondern auf Gitterrosten aus Metall. Erst wussten wir gar nicht, was los ist und haben nach den startenden Düsenjets den Himmel gesucht, aber dann konnten wir die Autos durch die Brücke von unten sehen und den Lärm zuordnen. Die Brücke des 25. April ist sicher ein tolles Bauwerk und auch ein echter Hingucker, aber ebenso sicher findet sich unter dieser Brücke nicht ein einziger Clochard.
In dem alten Expo-Stadtteil von Lissabon kann man ganz wunderbar sehen, wie »Expo-Nachnutzung« auch gelingen kann. Speziell wir als Hannoveraner sind da etwas vorbelastet und drohen mit satter Schamesröte sofort rückstandslos im Erdboden zu versinken, wenn die Sprache auf dieses düstere Kapitel von Hannovers Stadtgeschichte kommt. Auch der Ex-Expo-Stadtteil von Lissabon gefällt uns wirklich gut. Die Expo war 1998. Nach 22 Jahren ist nicht mehr alles taufrisch, aber man sieht, dass der Stadtteil lebt. Wie traurig sieht demgegenüber das Brachland im Süden von Hannover aus.
Aber egal. Wir werden genau hierher ganz sicher noch einmal zurückkommen und dann wenigsten 8 Tage Lissabon machen, aber nun ist Decathlon zu Plünderung freigegeben. Mit unseren Fahrrädern fahren wir sofort nach unserer Ankunft zu Decathlon und bekommen tatsächliche alles, was auf unserer Wunschliste steht. Und da steht nicht nur ein SUP drauf ?.
Wie gut ist es da, dass es von Decathlon zur Marina nur bergab geht, anders hätten wir unsere Beute auch nicht so einfach in unsere schwimmende Höhle schaffen können. Danach geht es noch einmal zum Einkaufen, in einen Baumarkt und zu MEO, um unsere Datenkarte aufzufüllen. Auf der letzte Etappe gibt dann des Schiffsjungen Hinterreifen auf, wobei der Platten nicht am Kugelbauch des Schiffsjungen liegt, sondern an all den anderen Dingen, die transportiert werden müssen. Etwas spät treffen wir dann bei Heike und Frank auf der Manatee ein. Die beiden haben wir das erste Mal in A Curuña getroffen und nun wird es auch mal Zeit für einen kleinen Begrüßungsabend. Es ist schon witzig, wie sich die Wege immer wieder auseinanderziehen und dann doch irgendwo wieder zusammenlaufen. Das ist uns bisher nicht nur einmal passiert, aber jedesmal ist es wieder überraschend, erstaunlich und schön.
Unser OCC-Burgee kommt leider auch bis zum Dienstag nicht mehr bei John an. Also vereinbaren wir, dass er unseren Burgee nach Portimāo weiterschickt, wenn er denn ankommt. Es ist kompliziert, aber auf der anderen Seite auch sehr britisch unkompliziert. Vielleicht haben wir im nächsten Jahr ja schon unseren Full-Member-Burgee ohne das »A« für »associated«. Dann würden wir den natürlich auch wieder an John schicken lassen, das hat ja dann schon so eine Art von Tradition.
07. – 12.10. Cascais [A]
38° 41′ 49,0″ N, 009° 24′ 50,7″ W
13.10. Cascais [A] – Lisboa – Parque das Nações: 18,3 sm
38° 45′ 20,5″ N, 009° 05′ 32,7″ W