Culatra I [A] -> Olhāo Distanz: 3,4 sm Gesamtdistanz: 982,7 sm
Erst am Dienstag fahren wir rüber in die Marina von Olhāo. Seit Lissabon waren wir nicht mehr in einem Hafen und haben nun schon wieder 13 Nächte vor Anker verbracht. Unser Frischwassertank ist noch nicht ganz leer, aber lange kann es nun wirklich nicht mehr dauern. Frischwasser ist unser Problem, nicht das Einkaufen oder die Landgänge. Das geht beides auch ganz gut mit unserem Gummiboot, das ja nach der letzten Reparatur tatsächlich immer noch tapfer dicht hält. Im Sommer gibt es vor Culatra ein Frischwassertankboot, aber bei 6 Euro pro 100 Liter kann man eigentlich auch gleich in die Marina fahren und den Aufenthalt auch gleich noch mit anderen alltäglichen Notwendigkeiten verbinden. Und solange wir in Marinas noch gutes Wasser bekommen, lohnt sich für uns auch die Anschaffung eines Wassermachers noch nicht wirklich. Da kann eine Nacht in einer Marina auch mal etwas mehr kosten, im Vergleich zur Anschaffung eines Wassermachers ist das nichts.
Da die Kapazitäten der Marina in Olhāo sehr begrenzt sind, melden wir uns an. Wenn wir es uns recht überlegen, ist das wohl das allererste Mal, dass wir uns überhaupt in einer Marina vorher anmelden, um einen Platz zu reservieren. Wenigstens können wir uns an keinen anderen Fall erinnern. Nur einmal in Muros war der Hafenmeister etwas pissig, weil wir uns nicht angemeldet hatten, dabei herrschte gerade in seiner Marina gähnende Leere. Auch wenn in den Revierführern immer steht, dass man sich über Kanal 9 anmelden soll, die allerwenigsten Marinas melden sich dann auch tatsächlich auf diesem Kanal. Deswegen rufen wir gleich lieber einfach an, eine aktuelle Rufnummer findet man im Internet immer.
Die Anfahrt in die Marina Olhāo machen wir bei Hochwasser. In die Marina kommt man zwar auch bei Niedrigwasser, aber für unser Gefühl ist die ganze Sache bei Hochwasser schon recht eng. Aber das eine bedingt ja auch immer das andere. Denn auf der anderen Seite finden wir es absolut faszinierend, wieviel Wasser immer wieder aus der Lagune vor Faro und Olhāo herausläuft und welch riesige Gebiete dann trocken fallen. Und das sind nicht nur irgendwelche muffig riechenden Modderbarren oder Marschgebiete, das sind teilweise auch die allerfeinsten Sandbänke. Sandbänke, zu denen man mit dem Gummiboot fahren oder auch mit dem SUP paddeln kann. Ein absolut tolles Erlebnis. Wenn man es sich recht überlegt, dann fehlen für ein heimatliches Nordseegefühl auf diesen Sandbänken eigentlich nur noch einige Robben und Heuler, die sich dort in der Sonne rekeln. Aber denen ist es wohl in Portugal dann doch etwas zu warm, was uns allerdings nicht so stört ?.
Für Olhāo planen wir zwei Hafentage ein und suchen uns dafür die zwei hübschesten Sonnentage der Woche aus. Allerdings müssen wir nach dem ersten Tag schon sagen, dass wir uns von Olhāo doch mehr versprochen haben, als es dann am Ende so hält. Der westliche Teil Olhāos, vor dem auch die Marina liegt, ist eher von Appartementhäusern und Ferienhotels geprägt. Dort ist man gerade dabei, alles neu zu machen. Auch die Steganlagen der Marina wurden komplett erneuert, nur die neuen Hafengebäude mit den Sanitäranlagen sind noch nicht ganz fertig. Aber das wird spätestens im nächsten Jahr auch alles tippitoppi sein. Und weil alles neu ist, gibt es nun auch an allen Stegen Wasser und Strom, das hatte uns anfangs in den nun offensichtlich veralteten Beschreibungen zur Marina etwas irritiert. Gleich in der Appartementanlage hinter dem Hafen findet sich zudem noch ein moderner Waschsalon, und man muss nicht eine der beiden Schrabbelbuden im Zentrum aufsuchen. Das alles zusammen macht Olhão zu einer prima Marina für all das, was man als Fahrtensegler ja doch auch machmal so braucht.
Auch die Promenade am Wasser ist in großen Teilen schon renoviert, auch da fehlt nur noch ein kleiner Rest. Der hübsche und nette Teil zieht sich dann noch bis zu den beiden Markthallen, von denen die eine für Fisch und die andere für den Rest aller essbaren Dinge ist. Die Markthallen selbst und die Restaurants und Bars drumherum sind für sich genommen schon die Schau. Und auch das kleine, alte Stadtviertel hinter den Markthallen ist urwüchsig und authentisch. Aber schon ein kleines Stück weiter in Richtung Fischereihafen oder auch in Richtung Stadtzentrum und der Supermärkte wird es dann eher … hmm … na ja… Da hält sich unsere Begeisterung dann doch schon etwas in Grenzen.
Nach einer ersten Erkundungs- und Einkaufsrunde zu Fuß ist klar, dass wir auf jeden Fall die zweite Runde für die schwerere Getränkeversorgung mit den Fahrrädern machen werden. Die Supermercados sind doch ein gutes Stück von der Marina entfernt. Und der Plattfuß, den wir uns in Lissabon gefahren haben, muss ja eh auch mal repariert werden. Also geht Astrid waschen und trocknen, während ich den Platten repariere.
Westlich des Fischereihafens und noch weit hinter der Werft und dem Industriegebiet von Olhāo liegt das Besucherzentrum des Naturparks Ria Formosa. Der Naturpark Ria Formosa selbst umfasst die gesamte Marsch- und Lagunenlandschaft entlang der Küste von Faro bis Tavira. Uns war ehrlich gesagt bis dahin gar nicht so richtig klar, dass wir seit Tagen inmitten dieses besonderen Naturparks ankern.
Den kilometerlangen Lehrpfad in dem Besucherzentrum kann und darf man auch mit dem Fahrrad fahren und dort kann man nicht nur etwas über die Flora und Fauna der von den Gezeiten geprägten Marschlandschaft lernen, sondern auch eine Gezeitenmühle, die Reste eines »Esel betriebenen« Radbrunnens aus der maurischer Zeit und noch einiges mehr besichtigen. Für die Zugvögel ist diese Marschlandschaft als letzter Stopp vor Afrika von enormer Bedeutung. Auf Culatra hatten wir ja den einen Tag schon dutzende von Störchen durch die Salzwiesen schreiten sehen.
Die Gezeitenmühle wurde tatsächlich noch bis in die 70er Jahre richtig genutzt. Mit jedem Hochwasser läuft heute noch ein riesiges Becken bzw. eigentlich ein richtiger See mit Meerwasser voll, um dann mit dem zunehmenden Niedrigwasser kanalisiert über die »Turbinen«, die die Mühlsteine direkt antreiben, wieder abzulaufen. Nun sind wir leider nur zum auflaufenden Wasser dort und nicht zu den eigentlichen Betriebszeiten mit dem ablaufenden Wasser, aber es ist wirklich etwas schwer vorstellbar, dass sich die tonnenschweren Mühlsteine wirklich durch das abfließende Wasser gedreht haben. Die Turbinen sehen uns im direkten Vergleich mit den Mühlsteinen doch recht klein aus, aber funktioniert hat das Ganze ja wohl doch über einige Jahrhunderte.
Direkt neben der »Esel betriebene« Radbrunnenanlage befand sich lange Zeit eine Zucht für den Portugiesischen Wasserhund. Die Zwinger machen allerdings einen sehr trostlosen Eindruck und man hat augenblicklich richtiges Mitleid mit den Hunden dieser seltenen Rasse. “Hallo Onno, da hast du es bei Ebba und Burki viel viel hübscher!”.
Ja … und die Chamäleons! Es soll hier tatsächlich die letzte europäische Population von echten Chamäleons geben. Allerdings hält sich diese gut versteckt, wobei wir allerdings auch erst hinterher erfahren, dass es sie hier gibt. Sicher haben sie uns aus ihrem Versteck verstohlen beobachtet und vor lauter Freude, dass wir so vollkommen blauäugig durch die Landschaft radeln, ihre Farbe gleich mal in allen Regenbogenfarben gewechselt.
Aber wartet nur, wir kommen zurück und dann sehen wir euch!
Seit einigen Tage ist klar, dass uns in Portugal vom 30.10. bis 03.11. ein Mini-Lockdown bevorsteht. Am Sonntag ist Allerheiligen und der Montag wurde als »Tag der Trauer für die Opfer der Pandemie« ausgerufen. Über dieses lange Wochenende will man insbesondere das familiäre Reisen zwischen den Regionen einschränken. So soll jeder in der Gemeinde bleiben, wo er gemeldet ist. Das trifft natürlich nicht so direkt die Gruppe der Fahrtensegler, denn wir sind ja nirgendwo in Portugal gemeldet. Doch alle Fahrtensegler, mit denen wir sprechen, scheinen sich auch dahingehend zu beschränken, dass sie einfach mal diese Tage dort bleiben, wo sie gerade sind.
So fahren wir am Donnerstag noch rechtzeitig wieder auf unseren Ankerplatz hinter der Ilha da Culatra zurück. Allerdings gehen wir etwas weiter nach Osten hinter die nächste Barre, denn dort scheint es viel ruhiger und vor allem auch nicht so voll zu sein. Und dort gibt es eben auch kaum “Durchgangsverkehr” der Fischer, Fähren und Wassertaxis, nur die Fischer, die die östliche Einfahrt nutzen, fahren in dieser Richtung.
Aber auch in Portugal spitzt sich die Pandemie langsam zu. Besonders um Lissabon herum und im Norden werden die Fallzahlen immer besorgniserregender. Die Algarve ist bisher (noch) recht wenig betroffen. Doch die portugiesische Regierung hat inzwischen den Notstand ausgerufen, was allerdings nicht bedeutet, dass nun ein landesweiter Lockdown herrscht. Aber dieser Notstand gibt ihr die Möglichkeit, den Lockdown schrittweise zu erklären und auszurufen oder die notwendigen Maßnahmen zu verschärfen. Ein Teil-Lockdown gilt nun ab Mittwoch den 04.11. in 121 Regionen und eine Maskenpflicht besteht nun auch generell in allen öffentlichen Räumen, so eben auch im Freien. In der Algarve ist bisher nur eine Region von diesem Teil-Lockdown betroffen, ansonsten ist überall alles wie immer. Für uns ändert sich durch die verschärfte Maskenpflicht auch nichts, denn wir tragen unsere Masken sowieso schon immer “im öffentlichen Raum”. Und am Strand treffen wir sowieso nur auf Möwen, da dürfen wir auch »ganz ohne« herumlaufen und auch baden.
erst in Olhāo
37° 01′ 20,9″ N, 007° 50′ 48,6″ W
dann wieder vor Culatra, aber etwas weiter im Osten
37° 00 16,3″ N, 007° 49′ 06,9″ W