Olhāo -> Culatra II [A] Distanz: 4,9 sm Gesamtdistanz: 987,6 sm
Unser zweiter Ankerplatz vor Culatra ist der absolute Oberhammer. Ich ertappe mich bei dem Gedanken, ob ich das überhaupt schreiben soll. Aber fast alle, die unseren Blog lesen, werden hier sowieso niemals ankern. Deswegen können wir nun auch hemmungslos schwärmen und trotzdem wird es dort, wo wir nun sind, auch nicht voller werden. Die Seekarten von Navionics für die Algarve sind wesentlich aktueller als die von iSailor. Bei Niedrigwasser können wir die Barren sehen, die iSailor noch gar nicht kennt oder noch ganz woanders vermutet.
Da wir kurz vor Hochwasser in Olhāo aufbrechen, sind wir kurz nach Hochwasser an unserem neuen Ankerplatz. Wir fahren dieselbe Strecke zurück, die wir auch nach Olhāo rein gefahren sind. Die Satori ist da etwas mutiger. Sander und Liset fahren den nordöstlichen Weg zur unbetonnten und recht veränderlichen Osteinfahrt in die Lagune. Das geht auch, aber die beiden wollen ja auch noch viel weiter östlich und direkt vor dem letzten Zipfel der Ilha da Culatra ankern. Dort soll man beim Schnorcheln Seepferdchen beobachten können. Wir sind da eher die kleinen Angsthasen, bleiben lieber etwas westlich und lassen die Seepferdchen Seepferdchen sein. In der Nacht muss sich die Satori dann allerdings doch mit dem Niedrigwasser wieder etwas zurückziehen, da sie den Muschelsammlern am späten Abend schon fast die Hand schütteln können. Aber dort, wo sie dann am Morgen liegen, geht es auch. Zwischen uns und der Satori liegt eine Barre, die ein durchaus ernstzunehmender Gegner ist und die man mit einem Kielboot nur bei Hochwasser nördlich umfahren kann.
Der gesamte Lagunenbereich ist besonders an den Eingängen ständigen Veränderungen unterworfen und größere Stürme können alles mit einem Mal vollkommen verändern. So hat es 2010 die komplette Einfahrt vor Fuzeta geschlossen und die neue, nun etwas östlicher liegende Einfahrt ist bis heute noch nichts wieder für Kielboote.
Da ist die »künstlich stabilisierte« Einfahrt bei Faro noch am zuverlässigsten, alle anderen Einfahrten in die Lagunenwelt sind nur etwas für Locals oder Mutige. Wir sehen in diesen Tagen schon den ein oder anderen Segler, der die östliche Einfahrt nimmt, aber nach unserem Spaziergang um die östliche Spitze der Ilha da Culatra ist auch praktisch klar, dass wir das nicht nur theoretisch nicht machen.
Nach zwei Gezeitenläufen ist auch uns Sicherheitsankerern klar, dass wir doch noch etwa 250 m weiter in die Bucht hätten gehen können, ohne dass wir unseren Allwetterschwojkreis verloren hätten. Dennoch beobachten wir erstaunt mit jedem Niedrigwasser, wie viel Land doch immer wieder um uns herum zum Vorschein kommt.
Eine besondere Slapstick-Einlage liefert uns dann ein Pärchen, dass rasant mit ihrem gut motorisierten Gummiboot ihre beiden nicht gerade kleinen Hunde zum Gassigehen an das südliche Ende der Ilha da Culatra bringen wollen. Sie brausen zum Niedrigwasser an uns vorbei und die beiden Hunde stehen in großer Vorfreude, endlich mal richtig Pipi machen zu können, wie Galionsfiguren mit ihren Vorderpfoten auf dem Bug. Ein tolles Bild auf dem glitzernden Wasser. Wie die Hunde es dann aber geschafft haben, an der Barre nicht wie zwei Geschosse ins Wasser katapultiert zu werden, können wir gar nicht sagen. Da wir erst wieder aufmerksam werden, als der Motor plötzlich verstummt. Und natürlich haben wir auch die Kamera mit dem Teleobjektiv nicht am Start. Ein Photo mit zwei »Flughunden« hätte sicher jeden Photowettbewerb gewonnen. Nun sehen wir die vier nur noch mit hochgeklappten Außenborder, rudernd in Richtung Ufer schwappen. Die Hunde scheinen etwas verkniffener zu gucken, die müssen wohl immer noch Pipi, aber Herrchen rudert einfach zu langsam.
Am nächsten Tag dasselbe Spiel und diesmal sind wir vorbereitet. Aber leider hat sich das Herrchen wohl doch gemerkt, wo die Barre ist. Und die beiden Hunde stehen nicht mehr ganz so kühn im Vorschiff, die haben sich wohl auch etwas gemerkt ?.
Insgesamt verbringen wir auf unserem neuen Ankerplatz noch vier Tage. Irgendwie fasziniert uns das Niedrigwasser mehr als das Hochwasser. Das liegt wohl daran, dass dann Dinge aus dem Wasser gucken, die das sonst eben nicht tun. Wir fahren mit dem SUP und / oder dem Gummiboot zu den riesigen Sandbänken, die trockenfallen. Und steigen auch an der »Hundeflugbarre« mal aus. Die ist sehr schmal und fällt beidseitig schnell wieder ab, aber guckt tatsächlich exakt zum Niedrigwasser wenige Zentimeter raus. Egal, ob man inmitten der Lagune auf den trockenfallenden Sandbänken herumläuft oder mit dem SUP entlang der Ufer paddelt, es ist eine tolle Naturszenerie, und das bei einem tollen, sommerlichen Wetter.
Mit etwas Beobachtung weiß man auch bald, wo man 2 Stunden vor Hochwasser problemlos anladen kann, wie hoch man sein Gummiboot bis zu seiner Rückkehr ziehen muss und wie lange man wo auch wieder bequem wegkommt. Aber egal wie, ohne Dinghy-Räder ist das in jedem Fall alles eher mühsam. Da die Uferbereiche meist doch recht flach abfallen, sind die Wege naturgemäß immer irgendwie zu lang.
Und da wir nun ja recht weit im Osten der Ilha da Culatra ankern, beschließen wir, die östliche Spitze der Insel zu umwandern. Aber »recht weit im Osten der Insel« ist eben doch ein eher relativer Begriff, der nicht unbedingt darauf schließen lässt, wie lange man tatsächlich noch zur Ostspitze latschen muss.
Unser Spaziergang, ach was, unsere Strandwanderung, ach nee, unser Strandmarathon ist ohne Frage wunderschön und jedem zu empfehlen, der eine echte Workout-Strandwanderung in herrlicher Landschaft mit wundervollen Badeunterbrechungen nicht scheut. In natürlicher Einsamkeit laufen wir Stunde um Stunde an dem herrlichen Strand entlang und treffen junge Möwen, die in ihrem Leben wohl noch nie einen Menschen zu Gesicht bekommen haben. Eine vermeintliche Ostspitze wird von der nächsten abgelöst, bis die inzwischen schon im Westen stehende Sonne endlich auch mal von links scheint und wir uns der wirklichen und einzigen Ostspitze nähern. Ein wundervoller Spaziergang, der zudem unsere Erkenntnis stärkt, in zwei Tagen doch lieber die westliche Ausfahrt zu nehmen. Als wir dann endlich wieder an unserem Gummiboot ankommen, läuft das Wasser schon wieder einige Zeit ab.
Unsere Badetour morgen zum Atlantikstrand werden wir so kurz vor Hochwasser timen, dass wir bis tief in die eine Bucht reinfahren können, um nur das kürzeste Stückchen über die Insel laufen zu müssen. Das reicht dann auch. Nur, wir müssen dann auch rechtzeitig zurück am Gummiboot sein, sonst müssen wir es schleppen oder auf das nächste Hochwasser warten.
So vergehen unser Tage wie im Flug und wir sind uns ganz sicher, dass wir nicht nur dieses Jahr noch einmal genau hierher zurückkommen werden.
Culatra II [A]
37° 00′ 16,8″ N, 007° 49′ 05,3″ W