Nachlese


Die Tage der Quarantäne vergehen wie im Flug. Einerseits ist es blöd, so eingeschränkt zu sein, aber andererseits hat so eine Quarantäne ja auch den unbestreitbaren Vorteil, ganz in Ruhe wieder zuhause ankommen zu können. Das Ankommen und das Abschließen des Erlebten sind jedoch nur die eine Seite, denn auf der anderen sind wir nur knapp 2 1/2 Monate hier und dann soll es schon wieder losgehen. So versuchen wir, den Spagat zwischen Nachbereitung und Vorbereitung hinzubekommen, während wir natürlich in erster Linie auch wieder so richtig zu Hause sein wollen. Aber genau das ist durch die Quarantänepflicht zunächst einmal am stärksten eingeschränkt. Natürlich wäre es toll, wenn wir unsere Lieben gleich richtig wiedersehen könnten, aber dass das nun diesmal nicht geht, wussten wir, und so haben wir diese Zeiten auch eingeplant.

Objektiv betrachtet ist die Gesamtsituation nicht ganz ohne Ironie, denn wir kommen ja aus einem Niedrig-Risikogebiet in ein Hoch-Risikogebiet ?. So schützt die Quarantäne eher uns vor der Ansteckung als irgendwen anderen vor uns. Aber nun ja, die Regeln sind eben so und es hängt ja auch immer von der Blickrichtung ab, mit der man auf die Dinge schaut. So bekamen wir in den letzten Monaten immer wieder besorgte Nachfragen aus Deutschland, ob wir denn in Spanien und Portugal überhaupt noch halbwegs leben können. Und auf der anderen Seite wurden wir nun in Portugal mehrfach besorgt gefragt, ob wir ernsthaft über Weihnachten nach Deutschland zurückfliegen wollen, denn das sei ja nun doch richtig gefährlich. Nimmt man nur die Fakten, ist da durchaus was dran. Und deswegen hoffen wir auch inständig, dass Portugal uns wieder reinlässt und keinen Reisebann für Reisende aus Deutschland erlässt und wir auch wirklich im Februar zurückfliegen dürfen. Aber manchmal muss man eben auch ein erhöhtes Risiko eingehen, weil es nur sehr schmerzlich anders gehen würde.


Zweieinhalb Monate Heimaturlaub hören sich richtig lang an. Besonders, wenn man daran denkt, wie unendlich einem früher die sechs Wochen Sommerferien vorkamen, die ja bei Licht betrachtet ? »nur« eineinhalb Monate lang waren. Aber wenn man an Lieferzeiten, Bearbeitungszeiten und auch die Zeit denkt, die man selbst für Bestellungen und all das braucht, was man selbst machen möchte oder muss, dann werden zweieinhalb Monate richtig schnell richtig kurz. So stürzen wir uns auch sofort ins Internet und bestellen all die Kleinigkeiten, die kaputt gegangen sind oder die uns tatsächlich doch noch fehlen. Diese Kauf- und Mitnehmliste ist in den letzten 5 Monaten auch ganz ordentlich gewachsen und hat inzwischen 56 Punkte. Dabei sind viele viele Kleinigkeiten, die meist kaum ohne Internetbestellungen zu bekommen sind, und schon mal gar nicht zu einem halbwegs vernünftigen Preis. So geht es von einem Fernauslöserkabel, über Wasserfilter bis hin zu Opferanoden und wieder zurück über Solarstecker, einen neuen Ankerschalter und einer Pfanne mit Deckel, denn die Spanier und Portugiesen finden Pfannen mit Deckel wohl irgendwie blöde.

„? BESCHERUNG!!! ??“

„? BESCHERUNG!!! ??“

Aber wir bestellen auch zwei Großigkeiten, denn nach langen Überlegungen, vielen Fürs und Widers und einem ewigen Hin und Her zwischen Plagiat und Original, haben wir uns nun doch für eine Sailrite entschieden und sie auch gleich bestellt. Ja, und eine Sailrite macht eben auch nur Sinn, wenn man das entsprechende Material zum Nähen hat. Ganz oben auf unserer Nähliste stehen Sonnenschutzabdeckungen für die Salon- und auch die Sprayhoodfenster, aber auch Regenschutzabdeckungen für die Luken, damit wir die auch beim schlimmsten Schüttregen geöffnet lassen können. Da wir Neulinge im Nähen von solchen Dingen sind, haben wir bei Oeverdiek & Heinritz aus Heiligenhafen angefragt, was man dafür alles so braucht. O&H hatte uns vor einigen Jahren die Sprayhood und auch das Bimini genäht und natürlich wollten wir gerne dasselbe Material dafür verwenden, hatten aber auch gleich noch einige grundsätzliche Fragen. Und wir bekamen sofort und vollkommen selbstverständlich alle Auskünfte und Fragen beantwortet und auch gleich noch alle Bestell- und Farbnummern. Ein wirklich toller After-Sale-Service. Deswegen ein superdickes Dankeschön nach Heiligenhafen.

„Erste Nähversuche… nach Weihnachten MEHR!!!“

„Erste Nähversuche… nach Weihnachten MEHR!!!“

Ja, und die zweite Großigkeit ist in der Tat der Honda Generator EU 22i. Auch hierbei haben wir lange zwischen No-Name und Honda hin und her überlegt. Den Ausschlag hat dann aber unser kleiner Honda Außenborder gegeben, denn wenn der Generator nur halb so solide und robust ist wie unser Außenborder, dann wird auch der Generator einfach funktionieren und über Jahre keine Zicken machen. Eigentlich war und ist es ja unser Ziel, ganz ohne Generator auszukommen. Aber es gibt eben 1 1/2 harte Grenzen, an die wir stoßen. Die erste ganze und auch ganz unumstößliche Grenze ist unser Hookah-Tauchkompressor. Den können wir über unsere derzeitige Kombination aus Inverter und Batteriekapazität schlicht und ergreifend nicht betreiben. Und auf der anderen Seite möchten wir auch im nächsten Jahr auf keinen Fall ohne eine »autarke Tauchmöglichkeit« wieder aufbrechen. In Ost- und Nordsee sind wir über Jahrzehnte ohne ausgekommen, aber »im Süden« fühlen wir uns bei all den Netzen und Lobster-Pots einfach mit besser als ohne.
Und die nächste Grenze ist eigentlich keine wirklich harte Grenze. Deswegen ist es eben auch nur eine »halbe« Grenze. Auch wenn wir nun noch eine zweite flexible Solarzelle gekauft haben, der Generator kann auch hier im Notfall aushelfen, wenn es mal am Nachschub alternativer Energien fehlt. Und das sogar mit dem schönen Nebeneffekt, dass dann auch das Wasser in unserem Boiler wieder so wunderbar warm wird, dass wir auf der Badeplattform gemeinsam duschen ? können ?.

So arbeiten wir uns durch unsere Einkaufsliste, und während die Liste schrumpft, füllen sich im Keller die Kisten. Die Hälfte haben wir schon geschafft, denn schon Anfang Februar muss alles versandfertig sein, um dann mit einer Spedition nach Portimão zu reisen.


Aber nicht nur alle Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, sondern auch die Nachbereitung. Inzwischen sind alle Blogs fertig und Astrid hat daraus auch schon gleich für uns vier eBooks gemacht. Auch alle Bilder sind fertig ausgesucht und bearbeitet und werden nun »nur« noch zusammen mit einigen Reiseinformationen in eine riesige Diashow gestopft. Damit werden dann auch die Panoramen fertig und können vielleicht noch vor Weihnachten auf unsere WebPage.
Und während wir so die »Reste der Saison« nacharbeiten, wird uns eins immer klarer. Wir dürfen auf keinem Fall schneller werden ?. In dieser Saison haben wir es gerade so geschafft, mit all den Bildern und Blogs auf Stand zu bleiben. Es braucht schon etwas Zeit, um in 5 Monaten 45 Blogs zu schreiben und aus rund 10.000 Photos 5.000 auszuwählen. Für weniger Verrückte hört sich das vollkommen bekloppt an. Was wir auch durchaus nachvollziehen können, denn ab und zu zweifeln auch wir schon mal an unserem Photowahn. Aber gerade jetzt freuen wir uns so sehr über jedes einzelne Photo, dass wir ganz sicher auch in der nächsten Saison gar nicht anders können. Es ist einfach wunderbar, mit jedem fertiggestellten Teil unserer Diashow noch einmal durch Galizien und an der portugiesischen Küste entlang zu reisen.


… und dann packt uns aber doch noch ein internet(ter) Wahnsinn!

Deutschland ist ein Internet-Schlaraffenland! Allerdings nur für die Anbieter und nicht für die Kunden. Vor einer Ampel wird die Capitana laut ? und kann noch im letzten Augenblick einen Auffahrunfall verhindern ?. „Hey, es ist ROOOOOOT, was machst du denn?“ Wie hypnotisiert glotzt der Schiffsjunge auf eine Werbetafel von Aldi Talk und stammelt: „Da guckt mal, 4,5 GB für nur 9,99 €!“. Das sind immerhin schlappe 2,22 € pro GB. Und dann gibt es da noch das S-Paket, bei dem man schon für 3,99 € genau EIN GANZES GIIIIIGAAAHBEIT bekommt. Hier brüllt der Internet-Wahnsinn!!! Ein echter Schnapper für Deutschland, denn Deutschland kann noch VIEL teurer bei einer schlappen Netzleistung mit 50 MBit/s. Das letzte iOS-Update ist allerdings 4,9 GB schwer, was natürlich schon von Apple aus echt grenzwürdig kundenfreundlich ist. So kann man mit dem L-Packet von Aldi sein iPhone noch nicht einmal auf einem aktuellen Softwarestand halten und braucht dazu das XL-Paket mit unermeßlichen 7 GB für schlappe 14,99 €.

– Zur Erinnerung … In Portugal und Spanien haben wir das GB ohne Vertrag als einfaches Prepaid für 50 Cent bekommen. 40 GB für 20 € ohne einmalige Anschlussgebühr. Hingehen, Karte kaufen, in Router stecken und fertig. Und in Frankreich gibt es sogar 100 GB für 19,99 €. Wir haben Segler getroffen, die sich aus Frankreich gleich 5 Karten mitgebracht haben, denn die Franzosen haben noch nicht einmal etwas gegen Roaming. –

Eigentlich sind die Deutschen ja echte Sparfüchse, aber mit dem Internet ist es wohl wie mit den Autos, da ist das Teuerste gerade gut genug. Und weil wir auch richtig sparfuchsig sein wollten, haben wir unseren Kabel-Vertrag gekündigt und uns zuhause denselben Router hingestellt, den wir auch auf der PINCOYA haben. Unsere Idee war, für die wenigen Wochen, die wir zuhause sind, einfach eine Datenkarte zu nutzen. Selbst wenn das GB in Deutschland soviel kostet wie 2,5 Liter Diesel. Über das Jahr wäre es preiswerter gewesen. Aber da haben wir unsere Rechnung ohne Apple gemacht. 2 iPhones, 2 iPads und 2 Notebooks möchten nämlich geupdatet werden. Dazu auf jedem Handy und auf jedem iPad ca. 40 Apps und auf den Notebooks neben der neuen Betriebssystemversion (Big Sur ist 12,9 GB schwer!!!) auch noch mal ein bunter Blumenstrauß von unzähligen Anwendungen mit den Photo-Anwendungen mit Lightroom Classic und Photoshop an der Spitze. So bekommen wir mit unserer 8 GB-Karte noch nicht einmal ein Handy-UpDate durch, weil Astrids Notebook meint, dass es eine echt schlaue Idee ist, sich die nächste MacOS – Version schon mal vorzuladen. Was natürlich in die Hose geht, weil unser Datenkärtchen für solche Späße niemals nicht ausreicht. Klar könnten wir uns irgendwo in eine Hotel-Lobby oder eine Kneipe mit gutem WLAN setzen, aber es ist Corona. Mal ganz abgesehen davon, dass es selbst dem Schiffsjungen etwas peinlich wäre, dort unseren gesamten Hardware-Park vor sich aufzubauen ?, um alles für ein kleines Bier ? upzudaten.

Gut, also »kaufen« wir uns 25 GB für 24 h für 4,99 €. Die Verzweifeltenoption für update-wütige iPhone-Besitzer. Nach 5 1/2 Stunden sind aber auch die schon wieder weg. Doch wenigstens ein iPhone und ein Notebook sind nun Betriebssystem-technisch wieder aktuell und auch ein Lightroom ist mit seiner neuen Version wieder am Start. Der pure Gigabyte-Wahnsinn hat uns gepackt und zwingt uns gnadenlos in die Knie. Nach 3 Tagen verzweifelter Enthaltsamkeit sind auch unsere Handy-GBs dahin und wir sind auf ganzer Linie blank. Also legen wir noch einmal 8 GB nach. Nur so zum Shoppen. Keine UpDates und NICHTS Spezielles. Aber der Rest möchte immer noch geupdatet werden. Der Familienrat beschließt, noch einmal die 25-GB-für-24h-Karte zu ziehen. Doch auch damit kommen wir nicht durch. Am Ende haben wir nach einer Woche fast 80 GB durch die Leitung gesaugt und ein Ende ist nicht abzusehen. Das ist die echte und unverfälschte GigaByte-Hölle! Und im Traum erscheint dem Schiffsjungen die Werbetafel von Aldi-Talk. Die heile Internet-Welt glitzert dort im funkelnden Schein eines einzigen verträumten GBs für nur 3,99 €. Und darüber zieht langsam ein Banner mit den Worten dahin „always on!“.

Nach 1 1/2 Wochen ist klar, so geht es nicht und vor allem geht es auch so nicht weiter. Eines ist klar, wir brauchen UNLIMITED! In diesem Moment klingelt mein Handy und der freundliche Vodafone-Shop aus der Lister Meile ist dran. Der nette Vodafone-Mann beginnt mit den Worten: „Sie haben einen sehr alten Handy-Vertrag …“ und ich ergänze spontan „…ja und der Rest ist auch echt Scheiße. Gut dass sie anrufen, ich bin gerade dabei zu kündigen und in ein Land auszuwandern, wo man sein iPhone noch updaten kann, ohne einen Kredit aufnehmen zu müssen!“
Wir verabreden uns für den nächsten Tag, er ist zuversichtlich, unsere Auswanderung noch einmal verhindern zu können. Am Ende bekommen wir eine Vertragskonstellation, die uns wieder einen Kabel-Anschluß zuhause beschert (!!!), ein Handy unlimited macht und für das zweite Handy immerhin noch 20 GB bereitstellt. Und wir bekommen auch noch ein Fast-Gratis-Handy von Samsung dazu. Verstehen muss man das alles nicht, aber es ist so. Im europäischen Ausland schrumpft das Unlimited dann zwar auf 39 GB, aber mit den 10 GB des zweiten Handys sind das dann immer noch fast 50 GB. Das spart uns wenigstens in Europa die Datenkarte unseres Gastlandes und dadurch beginnt sich das Ganze tatsächlich zu rechnen.

Und 3 Tage nachdem der Kabelrouter bei uns das erste Mal geblinkt hat und wir auch parallel über das Unlimited-Handy die noch ausstehenden Updates gefahren haben, sind wir tatsächlich wieder auf allen Geräten aktuell. Wir haben keine Idee, wieviele GB wir dazu nun schlussendlich geladen haben, aber wenige werden es nicht gewesen sein. Und da macht es auch gar nichts, dass nach 2 Tagen Big Sur schon wieder anklopft und fragt, ob es noch einmal schnell ein UpDate von 8,7 GB sein darf. Na klar, immer her damit, schließlich sind wir ja nun UNLIMITED!